China: 20 Jahre verordnetes Schweigen über Proteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens / ROG fordert Ende der Zensur
Geschrieben am 02-06-2009 |
Berlin (ots) - Vor dem 20. Jahrestag des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen) in Peking am 4. Juni appelliert Reporter ohne Grenzen (ROG) an die chinesischen Behörden, Informationen über die damaligen Proteste nicht länger zu zensieren.
20 Jahre nach den Protesten ist es für chinesische Medien immer noch unmöglich, über die damaligen Ereignisse zu berichten: Jeglicher Bezug in den Medien und im Internet auf die mehrwöchigen Demonstrationen sowie auf die gewaltsame Niederschlagung der Protestbewegung durch die Armee wird unterdrückt. "Die Propaganda-Abteilung und die politische Polizei haben ein extrem striktes Zensursystem geschaffen. Die Nachrichtenkontrolle ist so wirksam, dass viele junge Chinesinnen und Chinesen nichts oder kaum etwas über die Niederschlagung der Proteste wissen", sagt ROG-Geschäftsführerin Elke Schäfter.
Eine Reihe von Journalisten, Bloggern und Aktivisten sind heute hinter Gittern, weil sie an die Proteste und das Tiananmen-Massaker erinnert haben. Der Internetdissident Huang Qi etwa, der seit Jahren für die Anerkennung der Opfer des 4. Junis kämpft, wurde ohne gerichtliches Urteil im Juni 2008 in Chengdu in der zentralchinesischen Provinz Sichuan inhaftiert.
Der Zeitungsjournalist Shi Tao wurde im Jahr 2005 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, weil er in einer E-Mail Betreiber einer ausländischen Webseite über eine Warnung der Propagandaabteilung an chinesische Journalisten vor dem 15. Jahrestag des Tiananmen-Massakers informiert hatte. Im Dezember 2008 wurde Liu Xiaobo, Bürgerrechtler, Verfechter von Presse- und Meinungsfreiheit sowie eine der führenden Figuren der Bewegung von 1989 zum wiederholten Mal festgenommen.
Die Behörden beobachten zudem genau die Aktivitäten von ausländischen Reporterinnen und Reportern und deren Kontakte zu Dissidenten und Zeugen der Pekinger Proteste. Jiang Qisheng, demokratischer Aktivist und Vize-Präsident des "Unabhängigen Chinesischen PEN-Zentrums" berichtet, er sei mehrere Male daran gehindert worden, ausländische Journalisten zu treffen oder zu kontaktieren.
Der ehemalige Soldat Zhang Shijun wird von Sicherheitskräften an einem unbekannten Ort festgehalten, nachdem er der Agentur "Associated Press" ein Interview zur Niederschlagung der Tiananmen-Proteste geben hatte. Darin hatte er Bedauern über seine Beteiligung an dieser Tragödie ausgedrückt.
Mit besonders großem Aufwand betreiben die Behörden die Zensur des Internets: Eine Reihe von Tests, die kürzlich von ROG durchgeführt wurden, verdeutlicht die rigorose Online-Überwachung: Wer beispielsweise den Begriff "4. Juni" in "Baidu", der wichtigsten Suchmaschine in China, eingibt, erhält nur offizielle Kommentare zum damaligen Geschehen.
Weitere Informationen zur Internet-Zensur in China sowie zu Forderungen von ROG unter: www.reporter-ohne-grenzen.de
Originaltext: Reporter ohne Grenzen e.V. Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/51548 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_51548.rss2
Pressekontakt: Reporter ohne Grenzen Anja Viohl presse@reporter-ohne-grenzen.de www.reporter-ohne-grenzen.de Fon +49/30/615 85 85 Fax +49/30/614 56 49
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