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Die Luftfahrt macht mobil / Arbeitsgemeinschaft wird zum Bundesverband - Kritik an DFS-Privatisierung

Geschrieben am 10-07-2006

Berlin (ots) - Deutschlands führende Fluggesellschaften wollen
ihre gemeinsamen Interessen gegenüber Politik und anderen
Wirtschaftszweigen künftig massiver vertreten. Die
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Luftfahrtunternehmen (ADL) wurde in den
Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) umgewandelt. Ihm
gehören die Unternehmen Air Berlin, Condor, dba, Eurowings (und damit
auch Germanwings), Germania, Hamburg International, Hapagfly, LTU und
Lufthansa an.

Die BDF-Mitglieder gehören weltweit zu den sichersten
Fluggesellschaften. Sie befördern mit ihren 500 Flugzeugen jährlich
nahezu 100 Millionen Passagiere und beschäftigen 100.000 Mitarbeiter.
Direkt und indirekt leben in der Bundesrepublik eine Million Menschen
vom Luftverkehr. BDF-Präsident Joachim Hunold, der CEO von Air
Berlin, erklärte am Montag anlässlich eines Pressegesprächs in
Berlin: "Wir verstehen unser Engagement auch als Vertretung für den
Standort Deutschland. Der Luftverkehr ist eine der wenigen
Wachstumsbranchen in unserem Land, in der auch noch neue
Arbeitsplätze entstehen."

Airline-Beteiligung an der DFS als "Akt der Notwehr"

Kritik übte Hunold an der geplanten Privatisierung der Deutschen
Flugsicherung (DFS): "Wir befürchten, dass dadurch auf uns - und
damit letztlich auf unsere Gäste - erhebliche Mehrkosten zukommen.
Die Bundesregierung will mit dem Verkauf offensichtlich nur Kasse
machen. Die insgesamt rund 1,2 Milliarden Euro
Pensionsverpflichtungen der DFS sollen weitgehend auf die neuen
Eigentümer abgewälzt und nicht wie bei der Privatisierung von Bahn
und Post vom Bund übernommen werden. Von einer Effizienzsteigerung
der DFS ist keine Rede. Vielmehr sollen für die nächsten 15 Jahre
jährliche Gehaltssteigerungen von drei Prozent festgeschrieben
werden. Das passt nun überhaupt nicht in die Landschaft."Hunold
bezeichnete das von mehreren deutschen Airlines geplante Engagement
bei der DFS als "einen Akt der Notwehr, mit dem verhindert werden
soll, dass branchenfremde Investoren auf Kosten der Nutzer Profite
machen." Das derzeitige Privatisierungskonzept der Bundesregierung
werde von den Fluggesellschaften jedenfalls als wenig sinnvoll
erachtet. Es bedürfe noch einer weiterführenden Diskussion.

Nebengeschäfte der Flughäfen anrechnen

Im Fokus des BDF steht auch die Gebührenentwicklung an den
deutschen Flughäfen. BDF-Geschäftsführerin Dr. Tanja Wielgoß erklärte
dazu: "Während sich die Airlines in einem privatisierten Markt
bewegen, befinden sich die Flughäfen noch immer in einem geschützten
Bereich. Sie reichen ihre Kosten einfach an die Fluggesellschaften
weiter. Deswegen steigen die pro Passagier erhobenen Entgelte
unaufhörlich. Seit dem Jahr 2001 sind das 21 Prozent. Und das, obwohl
die Verkehrszunahme um 18 Prozent eigentlich zu einer Kostensenkung
pro Fluggast hätte führen müssen. Die Infrastruktur-Kosten werden
hundertprozentig an die Airlines weitergereicht, die Einnahmen aus
Retailing und Parken stecken die deutschen Airports jedoch in die
eigene Tasche. In Großbritannien hingegen kommen diese Nebeneinnahmen
auch den Airlines zugute. Sie bringen dem Flughafen schließlich auch
die Kunden."

Der BDF fordere anstelle der bisher aus rund 50 Bausteinen
bestehenden Tariftabelle einen festen Preis pro Passagier. Und
darüber hinaus einen verantwortungsvollen Umgang mit den Kapazitäten.
Frau Dr. Wielgoß: "Das heißt, dass Airlines für große und volle
Maschinen weniger zahlen sollen als für kleine und spärlich besetzte.
Die Fluggesellschaften wollen künftig an dem von ihnen geschaffenen
Verkehrswachstum partizipieren."

"Verlogene Debatte um Ticketabgabe"

Die derzeit in Deutschland und in der EU stattfindende Debatte um
eine Ticketabgabe bezeichnete BDF-Präsident Hunold als "eine
verlogene Diskussion". Bisher haben Frankreich, Großbritannien,
Luxemburg und Zypern einer solchen Ticketabgabe zugestimmt. Dazu
Hunold: "Frankreich hat einen total abgeschotteten Markt, in dem
ausländische Konkurrenz kaum zugelassen wird. Die Briten haben
einfach eine bestehende Abgabe umgewandelt - und Luxemburg und Zypern
besitzen gar keine nationale Luftfahrtindustrie." Bezeichnend sei,
dass die Entwicklungsländer die Ticketabgabe ablehnten, weil sie
dadurch einen Rückgang im Tourismus befürchteten. Widerstand seitens
der Airlines kündigte Hunold gegen eine Verschärfung
des Fluglärmgesetzes an: "Die noch unter der rot-grünen
Bundesregierung beschlossene Gesetzesvorlage basiert auf einem
Kompromiss mit den Airlines und den Flughäfen. Es kann nicht angehen,
dass die Umweltlobby dieses Paket jetzt wieder aufschnüren will."

Emissionshandel nur global sinnvoll

Zurückhaltend äußerten sich die BDF-Vertreter hinsichtlich der
Diskussion über den Emissionshandel. Dazu Joachim Hunold: "Auch wir
wollen die Emissionen begrenzen. Deshalb arbeiten wir auf diesem
Sektor mit den europäischen Luftfahrt-Verbänden zusammen. Es kann
aber nicht angehen, dass die EU ein geschlossenes System schafft, in
dem kein Wachstum mehr möglich ist. Emissionshandel in der Luftfahrt
kann nur global stattfinden, sonst kommt es zu
Wettbewerbsverzerrungen."

Der BDF, so erläuterte Frau Dr. Wielgoß, setze auf ein
Vier-Säulen-Programm:

1. Technologische Maßnahmen: Einsatz immer leiserer und sparsamer
Triebwerke.

2. Verbesserung der Infrastruktur: Überlastete Flughäfen wie z. B.
Frankfurt müssten schneller ausgebaut, d. h. die
Genehmigungsverfahren verkürzt werden. Dadurch entfielen dann viele
umweltschädliche Warteschleifen.

3. Operative Verbesserungen: Anstelle von derzeit 60
Kontrollbereichen soll es in Europa einen einheitlichen Luftraum
("Single Sky") geben.

4. Emissionshandel: Dieser muss allerdings weltweit eingeführt
werden, um Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern. Auch darf er
Wachstum nicht verhindern. Sauber und sparsam fliegende Airlines
müssen belohnt werden.

Originaltext: Air Berlin PLC & Co Luftverkehrs KG
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=12274
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_12274.rss2
ISIN: GB00B128C026

Pressekontakt:
Dr. Tanja Wielgoß
Geschäftsführerin BDF
Albrechtstraße 10
10227 Berlin
Tel.: 0 30 - 700 11 85-11
Fax: 0 30 - 700 11 85-20
E-Mail: gf@BDFaero.de


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