LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Schneechaos
Geschrieben am 05-03-2006 |
Leipzig (ots) - Verdi-Mitglied Petrus Von olaf Majer Das nennt man Bauchklatscher: Im Glauben an allerlei Experten und windige Propheten, die seit Jahren eine Klimaerwärmung und kurze Winter vorhersagen, haben die öffentlichen Arbeitgeber im Tarifkonflikt auf die harte Linie gesetzt. Sie sind gründlich ausgerutscht. Statt bella vita im deutschen Dauerfrühling gibt es Endlosschneefall und sibirisches Bibbern seit November. Da nun auch noch die Räumfahrzeuge des Winterdienstes im Depot und Streusalzlager zugesperrt bleiben, werden Schnee und Streik endgültig zum öffentlichen Ärgernis. Von Einsicht ist weder bei Wetter-Chef Petrus noch bei Gewerkschafts-Boss Bsirske etwas zu spüren. Im Gegenteil: Als ob Petrus Verdi-Mitglied geworden wäre, schickte er am Wochenende noch mal eine ordentliche Ladung weiße Pracht, bei der viele Betroffene im Stau oder Schaufeleinsatz inzwischen schwarz sehen. Natürlich macht ein Streik keinen Sinn, wenn er nicht weh tut. Zwei, drei geschlossene Ämter im Rathaus sind ärgerlich, erhöhen aber kaum den Druck auf die geschlossene Front der arbeitgebenden Länder. Insoweit ist die Kompromisslosigkeit von Verdi nachvollziehbar: Im Schnee versunkene Straßen oder stinkende Mülltonnen sind eben ein anderes Kaliber. Doch wenn Sicherheit und Seuchengefahr auf dem Spiel stehen, ist Schluss mit lustig. Da kann der polternde Podeststürmer Bsirske noch so oft auf die prall gefüllte Streikkasse und den Durchhaltewillen im Kampf gegen die 40-Stunden-Woche verweisen: Bei verbeulten Autos, schmerzhaften Prellungen oder gar Beinbrüchen dreht die Streiksympathie der Bundesbürger schnell ins Gegenteil. Statt des nötigen Tauwetters, das sich mit dem altersgestaffelten Hamburger Arbeitszeitmodell andeutete, verharren die Tarifpartner im Dauerfrost. Seinen Beitrag zum erneuten Temperatursturz wollte offenbar auch Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus leisten. Pünktlich zum Streikbeginn in seinem Bundesland rief er die 42-Stunden-Woche und einen drastischen Stellenabbau bei Bund, Ländern und Kommunen aus. Bravo, so bringt man garantiert Bewegung in die Streikfront. Aber auch die prompte Schelte von Arbeitsminister Franz Müntefering ist überflüssig wie der nächste Schneeschauer. Denn als ob es mitten im Tarifkonflikt keine Debatte um Qualität und Kosten von Angestellten und Beamten gäbe, sorgt der Arbeitsminister für ein wahres Jobwunder - allerdings nur in seinem Umfeld. Für sein "Nebenkanzleramt" soll es 19 neue, gutbezahlte und natürlich "unverzichtbare" Stellen geben. Manchmal, so scheint es, schüttelt Frau Holle eben doch mit zwei unterschiedlichen Kissen: In der ganzen Republik wirbelt es weiße Flocken und nur über dem Berliner Regierungsviertel fallen Steuergelder vom Himmel. Wie wäre es da mit ein bisschen Basiskontakt - mit Schippen und Streusalz im eingeschneiten Gebirge?
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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