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frei ab 15.00 Uhr / Oxfam: Haltung der Industrieländer beim weltweiten Klimaschutz erschreckend / Bisher vorgeschlagene Klimaschutzziele der reichen Länder führen zu mindestens +3°C Temperaturanstieg

Geschrieben am 12-06-2009

Bonn (ots) - 12.06.2009. Am Ende der zweiwöchigen
Verhandlungsrunde in Bonn sind die Regierungen in den beiden
zentralen Fragen - ausreichende Emissionsreduktionsziele der
Industrieländer und Finanzierung des Klimaschutzes in armen Ländern -
nicht vorangekommen. "Der Widerstand der Industrieländer gegen ein
faires und ambitioniertes Abkommen ist erschreckend. Ihre bisher
angebotenen Klimaschutzziele laufen auf einen Anstieg der globalen
Durchschnittstemperatur um etwa +3 °C hinaus", sagt Jan Kowalzig,
Referent für Klimawandel bei Oxfam Deutschland. Dabei sei hinlänglich
bekannt, dass der Klimawandel spätestens ab +2°C außer Kontrolle
geraten dürfte und eine Katastrophe zu erwarten sei.

Hunderte Millionen Menschen in den armen Ländern leiden schon
heute unter den Folgen des Klimawandels, wie zunehmende
Unwetterkatastrophen, Dürren, Ernteausfällen. Bleiben die
Industrieländer weiter unbeweglich, gerät der weltweite Klimaschutz
insgesamt in Gefahr. Die Folgen wären verheerend, viele
Gesellschaften im Süden würden dies schlicht nicht bewältigen
können", so Kowalzig.

Fahrlässige Emissionsziele

Um ihren gerechten Anteil am globalen Klimaschutz zu erfüllen,
müssten sich die Industrieländer laut Oxfam zu mehr als 40 Prozent
Reduktionen verpflichten. Bisher bleiben die reichen Länder mit ihren
angebotenen Klima-Zielen sogar hinter den vorläufigen Zusagen von
2007 in Bali zurück, ihre Treibhausgase um 25-40 Prozent bis 2020
(gegenüber 1990) zu senken. Zurzeit summieren sich die Angebote der
Industrieländer auf nur sieben bis 15 Prozent. "Dieses Verhalten
höhlt das Vertrauen der Entwicklungsländer aus", berichtet Kowalzig.

Kurz vor Schluss haben 40 Entwicklungsländer, darunter Südafrika
und China, heute einen Vorschlag eingereicht, der konkrete
Reduktionsziele für die einzelnen Industrieländer enthält. "Die armen
Länder haben angekündigt, dass sie erst mit den Verhandlungen
beginnen werden, wenn sich die reichen Länder in dieser Sache
bewegen", so Kowalzig.

Finanzierung ungelöst

Auch bei der zweiten zentralen Frage, der finanziellen
Unterstützung der Entwicklungsländer, sind die Verhandlungen nicht
nennenswert vorangekommen. "Etwa die Hälfte des Klimaschutzes bis
2020 muss in den armen Ländern erfolgen, denn auch dort wachsen die
Emissionen. In einem global gerechten Abkommen müssten die
Industrieländer aber einen Großteil dieser Reduktionen finanzieren
oder durch die Bereitstellung von Technologie ermöglichen", fordert
Kowalzig. Auch bei der Frage der Finanzierung von Maßnahmen zur
Anpassung an den Klimawandel, wie verbesserte Frühwarnsysteme oder
die Einführung von trockenresistenten Getreidesorten, sind die
Verhandlungen nicht vorangekommen.

"Ein System mit freiwilligen Finanzzusagen ist hierfür nicht
geeignet; das zeigen die vielen, nicht eingelösten Versprechen der
Vergangenheit", sagt Kowalzig. Oxfam schlägt deshalb die Einführung
eines globalen Finanzmechanismus vor, der sich durch den Verkauf von
Emissionszertifikaten finanziert und jährlich mindestens 150
Milliarden US-Dollar für den Klimaschutz und die Anpassung an den
Klimawandel in Entwicklungsländern aufbrächte. Die Entwicklungsländer
selbst haben die reichen Länder dazu aufgerufen, 0,5 bis ein Prozent
ihres Bruttonationaleinkommens bereit zu stellen.

Mandat noch offen

Nach den zwei Wochen in Bonn hat die UN nun hunderte Seiten Text
mit Vorschlägen aller Länder vorliegen - die eigentlichen
Verhandlungen, welche Vorschläge im Vertragstext erhalten bleiben,
haben noch gar nicht begonnen. "Es bleibt spannend, ob die UN heute
noch ein Mandat verabschieden, damit die vorliegenden Vorschläge bis
zum Beginn der nächsten Verhandlungsrunde im Oktober zusammengefasst
werden können", erklärt Kowalzig. "Das wäre wichtig - sonst könnte es
passieren, dass bis zum Ende der Verhandlungen in Kopenhagen im
Dezember kein brauchbares Vertragswerk vorliegt."

Staats- und Regierungschefs müssen sich persönlich einsetzen

Das Zeitfenster schließt sich. "Die Staats- und Regierungschefs
sollten den Klimawandel ganz oben auf ihre Agenda setzen. Der
G8-Gipfel bietet dazu die nächste Gelegenheit. Die Delegierten der
reichen Länder haben die letzen zwei Wochen wenig für ein
ambitioniertes und gerechtes Abkommen getan. Jetzt braucht es
Engagement auf höchster Ebene, um das Ruder herumzureißen und so die
humanitäre Katastrophe zu verhindern, die der ungebremste Klimawandel
langfristig bedeuten würde", fordert Kowalzig.

Oxfam-Interviewpartner in Bonn: Klimaexperten aus Deutschland,
Bangladesch, Südafrika, Indien, Australien, den USA und
Großbritannien

Fotos und Beispiele zu den Folgen des Klimawandels in
Entwicklungsländern finden Sie hier:
http://www.oxfam.de/pressematerial_klimawandel

Originaltext: Oxfam Deutschland e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/51594
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_51594.rss2

Pressekontakt:
Mirjam Hägele, Tel.: +49-177-880 99 77, E-Mail: mhaegele@oxfam.de /
Anna Mitchell (auf Englisch), Tel.: +44-779-699 32 88, E-Mail:
Anna.Mitchell@oxfaminternational.org


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