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Kind mit Down-Syndrom wächst in der "Lindenstraße" auf / Jan Grünig feiert am 27. Juni sein 10-jähriges TV-Jubiläum in der beliebten ARD-Fernsehserie - die Lebenshilfe gratuliert

Geschrieben am 18-06-2009

Berlin (ots) - Von Verena Weiße

Ausgelassenheit und Fröhlichkeit sind wie weg geblasen. Er weiß
genau, dass er sich konzentrieren muss. Denn: Jetzt wird gedreht. Ein
Schauspieler mit langjähriger Erfahrung weiß das. Auch einer mit
Down-Syndrom. Jan Grünig aus Köln hat diese Erfahrung. Er spielt in
der Lindenstraße den Martin, genannt "Mürfel", den jüngsten Sohn von
Anna Ziegler und Hans Beimer. Am 27. Juni feiert Jan Grünig sein
10-jähriges TV-Jubiläum in der beliebten ARD-Fernsehserie. Eine lange
und wichtige Zeit für ihn, seine Familie und das gesamte
Lindenstraßen-Team.

Als wenige Monate altes Baby hatte Jan seinen ersten Auftritt in
der 708. Lindenstraßen-Folge. Joachim Hermann Luger, seit 24 Jahren
der Vater Beimer in der Lindenstraße, hat sich gemeinsam mit seiner
Serienpartnerin Irene Fischer alias Anna Ziegler schnell auf die neue
Arbeitsweise mit einem behinderten Kind eingestellt: "Wir mussten uns
auf Jan einlassen, nicht umgekehrt. Die ersten Tage waren aufregend
und spannend zugleich. Es war kein Spiel mehr, sondern wirkliches
Leben mit einem Kind mit Down-Syndrom", so Joachim Hermann Luger.

Alles war neu für das Team und Jan Grünig: So war Jan alias Martin
während einer Szene plötzlich aus dem Bild verschwunden, weil er
lieber etwas anderes machen wollte. Oder er brabbelte einfach weiter,
als der Dreh längst begonnen hatte. Das ist vorbei. Mittlerweile hat
sich der Zehnjährige darauf eingestellt, und er weiß genau, wenn Mama
und Papa ihn zur Lindenstraße bringen, wird gedreht. Das weiß auch
Vater Grünig zu schätzen: "Jan kann sich gut benehmen, wenn er hier
ist. Er wirkt erwachsen und hält Regeln ein. Wir sind sehr stolz auf
seine Entwicklung."

Ein Anruf veränderte das Leben der Grünigs. Vor etwas mehr als
zehn Jahren wurde Mutter Grünig von einer Bekannten angesprochen,
dass die Lindenstraße einen Jungen mit Down-Syndrom sucht. Kurz
entschlossen rief die junge Mutter bei der Lindenstraße an, eine
halbe Stunde später wurden sie zum Casting eingeladen: "Ich konnte es
kaum glauben, wie schnell das ging. Als mein Mann und ich Jan zum
ersten Mal im Fernsehen gesehen haben, waren wir sehr stolz. Seine
Rolle bei der Lindenstraße hat mir persönlich auch viel gegeben. So
konnte ich besser mit der Situation fertig werden, ein Kind mit
Down-Syndrom zu haben", sagt Heike Grünig.

Mittlerweile ist es normal für die Grünigs, dass ihr Sohn im
Fernsehen ist. Jan weiß, was er zu tun hat. Er hat seinen festen
Platz in der Lindenstraßen-Kindergruppe und in seiner Filmfamilie.
"Jan hat zwei Familien und kann das gut unterscheiden", sagt Vater
Frank Grünig, der sich mittlerweile bestens in der Außenkulisse und
in der Wohnung der Beimers auf dem Filmgelände in Köln-Bocklemünd
auskennt.

Normalität ist auch in der Lindenstraße eingekehrt. Die Serie hat
mit dieser Filmrolle von Beginn an versucht, die Schwellenangst vor
behinderten Menschen abzubauen und zu zeigen, wie liebenswert auch
behinderte Kinder sind. Für diese Einstellung hat die
Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung
das Team um Produzent Hans W. Geißendörfer 2001 mit ihrem Medienpreis
"Bobby" ausgezeichnet. Zum 10-jährigen TV-Jubiläum von Jan gratuliert
Bundesvorsitzender Robert Antretter im Namen der ganzen Lebenshilfe:
"Es ist toll, dass er seit einem Jahrzehnt einen festen Platz in der
Lindenstraße hat. Er hat in dieser Zeit Menschen mit Behinderung
Anerkennung bei einem Millionenpublikum verschafft und macht ihnen
und ihren Familien Mut, ihre besondere Lebenssituation anzunehmen."

Nach der Verleihung des Preises flatterten zahlreiche Zuschriften
in den Briefkasten der Lindenstraße: "Wir hatten neben
Autogrammanfragen auch viele positive Reaktionen der Zuschauer, die
es richtig finden, dass sich die Lindenstraße diesem Thema widmet und
dass es gut ins Gesamtkonzept der Sendung passt", berichtet Ilonka
von Wisotzky von der Pressestelle der Lindenstraße.

Joachim Hermann Luger, der seit Jahren das Down-Syndrom-Sportfest
in Frankfurt am Main moderiert, geht beim Thema Normalität einen
Schritt weiter: "Es ist ein langwieriger Lernprozess, Schwellenängste
gegenüber Menschen mit Behinderung abzubauen, aber es hat sich in der
Gesellschaft in den vergangenen Jahren einiges im Umgang mit
behinderten Menschen getan. Normalität ist erlernbar mit behinderten
Menschen."

Weil die TV-Mutter zurzeit hinter Gittern sitzt, wird Jan Grünig
das nächste Mal erst am 4. Oktober in Folge 1244 auf dem Bildschirm
zu sehen sein. Dann besucht die ganze Fernseh-Familie ihre Anna im
Gefängnis.

Szenen-Fotos von Jan Grünig können Sie direkt bei Mara Lukaschek
von der Lindenstraßen-Redaktion anfordern, E-Mail:
mara.lukaschek@lindenstrasse.de, Telefon: 0221/220 54 38.

Originaltext: Bundesvereinigung Lebenshilfe
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59287
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_59287.rss2

Pressekontakt:
Bundesvereinigung Lebenshilfe,
Peer Brocke, Telefon: 030/206411-140
mail: peer.brocke@lebenshilfe.de
www.lebenshilfe.de


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