WAZ: Parteitag der Linken - Ruhe auf Zeit - Leitartikel von Dirk Hautkapp
Geschrieben am 21-06-2009 |
Essen (ots) - Die Hoffnung, die Linkspartei werde sich zerfleischen und so von der politischen Landkarte nehmen, war ein Trugschluss. Selbst die größten Verächter dieses Sammelbeckens von West-Radikalen und Ost-Pragmatikern müssen einräumen: Die Linke reißt sich am Riemen, wenn sie muss. In Berlin hat sich die tief zerrissene Partei von den Chefdompteuren Lafontaine (Theorie-Peitsche) und Gysi (Humor und Herzenswärme) auf Kompromisskurs zwingen lassen. Der Grundkonflikt aber bleibt. Während die auf Dagegensein fixierten Linksradikalen, vorzugsweise aus Westdeutschland, meinen, man müsse nur dogmatisch genug gegen den Kapitalismus stänkern, warnen die mitregierungswilligen Pragmatiker, vornehmlich aus dem Osten, davor, durch immer radikalere Forderungen auch die Restbestände ernsthaften Gestaltungswillens aufzugeben. Die Abteilung Verstand hat sich durchgesetzt; vorläufig. Das Wahlprogramm mag ob seiner ideologiesatten Grundtönung kaum anschlussfähig sein - es als staatszersetzende Einladung an Möchtegern-Weltrevolutionäre zu dämonisieren, wäre töricht und beleidigte viele Wähler. Stimmenzuwächse für die Linke, im Osten längst vor der SPD, wären programmiert.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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