Datenschutznovelle: Große Koalition verliert Wirtschaft aus dem Blick
Geschrieben am 01-07-2009 |
Berlin (ots) - Die Entscheidung für den Kompromiss zur Novellierung des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) stellt für die Berliner Datenschutzrunde - vor allem angesichts der Wirtschafts- und Finanzkrise - einen Schlag ins Gesicht dar: Die vorgesehenen, völlig impraktikablen Änderungen verbessern weder den Verbraucherdatenschutz, noch werden sie den Interessen der werbenden Unternehmen und Organisationen gerecht.
Heute hat die Große Koalition im federführenden Innenausschuss des Deutschen Bundestages dem vor knapp zwei Wochen präsentierten Kompromiss zur Novellierung des BDSG ihre Zustimmung ausgesprochen. Somit steht einem finalen Beschluss im Bundestag am kommenden Freitag nichts mehr im Wege. Der zur Abstimmung stehende Kompromiss wird seinen selbst gesetzten Zielen nach mehr Datensicherheit und Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher jedoch in keinster Weise gerecht. Datenmissbrauchsskandale werden auch durch diese Novelle nicht verhindert werden. Vielmehr führt sie zu einer weiteren Verkomplizierung des ohnehin schon sehr komplexen Datenschutzrechts und in der Folge zu einer großen Rechtsunsicherheit - sowohl für die Werbenden als auch für die Verbraucherinnen und Verbraucher.
Dieser Kompromiss wird nicht nur von Seiten der Wirtschaft, sondern auch von Verbraucherschützern, zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie Rechtswissenschaftlern vehement abgelehnt. Für die Wirtschaft - und insbesondere klein- und mittelständische Unternehmen - bedeutet der nun gefundene Kompromiss einen erheblichen Einschnitt. Die Ansprache von neuen Kunden und Unterstützern wird erheblich erschwert und die Unternehmen mit einer großen Rechtsunsicherheit konfrontiert. In Zeiten einer der größten globalen Wirtschafts- und Finanzkrisen kann und will die Berliner Datenschutzrunde einen solchen Kompromiss nicht mittragen.
Während die Politik sich einerseits bemüht, den Versandhändler Quelle mit Massekrediten zu retten, schränkt sie andererseits ein für den Versandhandel und alle werbenden Unternehmen lebensnotwendiges Instrument zur Kundenansprache erheblich ein. Bei der Aushandlung des Kompromisses zur Novellierung des BDSG scheinen politisches Kalkül und Wahlkampftaktik eine größere Rolle gespielt zu haben als inhaltliche Erwägungen. Anstatt eine grundlegende und sachgerechte Modernisierung des Datenschutzrechtes vorzunehmen, wird ein Kompromiss um des Kompromisses willen mit vielen kleinen - offensichtlich mit heißer Nadel gestrickten - Änderungen geschlossen. Diese Wahlkampfpolemik wird bedauerlicherweise auf dem Rücken von kleinen und mittelständischen Unternehmen - dem Rückgrat der deutschen Wirtschaft - ausgetragen. Wirtschaftliche Überlegungen haben in dieser Frage offensichtlich keine Rolle gespielt; die Wirtschaftskompetenz der CDU/CSU steht auf dem Prüfstand. Viele Mittelständler werden sich bei ihrer Wahlentscheidung zur Bundestagswahl 2009 sicherlich die Frage stellen, ob die Union immer noch die Partei ist, die ihre Interessen vertritt.
Die Berliner Datenschutzrunde appelliert deshalb nochmals an alle Bundestagsabgeordneten, dem vorliegenden Kompromiss, den man - leider zu Recht - als "stümperhafte Flickschusterei" bezeichnen muss, ihre Zustimmung zu verweigern. Denn eine durchdachte und sachgerechte Modernisierung des Datenschutzrechtes sieht anders aus.
Zum Hintergrund:
Die Berliner Datenschutzrunde ist ein Zusammenschluss von sieben Initiatoren aus der mittelständischen Wirtschaft und zivilgesellschaftlichen Organisationen ( www.Berliner-Datenschutzrunde.de ): Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG, Hans Holzmann Verlag, Robert Klingel GmbH, SOS-Kinderdorf e. V., TNS Infratest Holding, Deutscher Fundraising Verband, Berufsverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands. Die Initiative Berliner Datenschutzrunde setzt sich für einen modernen Datenschutz ein, der die Interessen der Wirtschaft und der Verbraucherinnen und Verbraucher berücksichtigt. Über 170 Unterstützer, vor allem mittelständische Unternehmen, haben sich bereits der Initiative angeschlossen.
Originaltext: Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/15982 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_15982.rss2
Pressekontakt: Berliner Datenschutzrunde c/o Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG Theodor-Heuss-Str. 2-4 53177 Bonn Ansprechpartnerin: Mechthild Alves, Tel.: 0228/8205-7281, Fax: 0228/8205-5288, E-Mail: mal@vnr.de, Internet: www.Berliner-Datenschutzrunde.de, www.vnrag.de
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