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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zur Jugendstudie der Banken:

Geschrieben am 06-07-2009

Bielefeld (ots) - Freitag Taschengeld-Auszahlung. Samstag
ausgiebiger Konsum - bis das Portemonnaie geleert ist. Sonntag
Tarifverhandlungen mit dem Ziel einer Taschengeld-Erhöhung - ohne
Erfolg. Montag Gespräch mit Mutter, die wiedermal in die Rolle der
Schlichterin schlüpft - diesmal jedoch ohne Erfolg. Dienstag
Streikandrohung; gleichzeitig Beginn von langen Kreditverhandlungen.
Am Abend gibt der genervte Vater - endlich - nach. Mittwoch Konsum;
danach Liquidität weg. Donnerstag Eintreffen der Handy-Rechnung.
Danach Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.
So oder so ähnlich werden Jugendliche durch den praktischen Umgang
mit Taschengeld geschult. Eine wichtige Voraussetzung ist jedoch der
funktionierende Dialog mit den Erwachsenen. Verantwortung tragen an
erster Stelle die Eltern. Nicht nur die aktuelle Jugendstudie des
Deutschen Bankenverbandes, sondern auch andere Untersuchungen nicht
zuletzt der Auskunftei Creditreform belegen, dass Jugendliche im
praktischen Verhalten heute umsichtiger mit ihrem Geld umgehen als
noch vor wenigen Jahren. Die Zahl der überschuldeten Jugendlichen und
jungen Erwachsenen erreichte in Ostwestfalen-Lippe Ende 2008 etwa ein
Drittel der Generation »50 plus«. Auch die Steigerungsrate war bei
den unter 25-Jährigen mit 1,0 Prozent niedriger als bei den über
50-jährigen mit 2,5 Prozent.
Wirtschaftswissen dient allerdings nicht nur dazu, die Jugendlichen
vor Schulden zu bewahren. Kenntnisse in diesem Fach sind auch Teil
einer allgemeinen Lebenshilfe, die zu vermitteln Aufgabe der Eltern
und der Lehrer ist. Außerdem ist sie Teil der politischen Bildung,
weswegen sie in der Schule auch richtig verortet ist. Das entbindet
die Eltern nicht von ihrer Erziehungspflicht. Doch der hehre Anspruch
stößt spätestens dann an seine Grenzen, wenn die Eltern selbst nicht
mit Geld umgehen können, geschweige denn über ausreichendes
Wirtschaftswissen verfügen.
Auch wenn die Jugendstudie der deutschen Banken noch große
Wissenslücken bei den Schülern belegt, so ist doch mindestens für
Nordrhein-Westfalen festzuhalten, dass sich manches zum Besseren
gewendet hat. An vielen Orten kooperieren Schulen und Unternehmen.
Diese Zusammenarbeit muss ausgebaut werden - nicht nur, damit nach
dem volks- auch das betriebswirtschaftliche Wissen steigt. Auf diese
Art ändert sich auch das Bild vom Unternehmer. Bei den meisten
»Kapitalisten« verhält es sich so: Je öfter man mit ihnen spricht,
desto verständlicher werden ihre Verhaltensweisen und Entscheidungen.
Am Ende werden auch die Taschengeld-Verhandlungen in den Familien von
dem größeren Fachwissen der Söhne und Töchter profitieren. Spätestens
dann, wenn die Eltern nicht mehr erklären müssen, dass ihre Einnahmen
nicht aus einem unversiegbaren Geldfluss gespeist werden, ist ein
wichtiges Ziel erreicht.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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