Fischbach: "Caritas in veritate" - die dritte Sozialenzyklika Benedikts XVI.
Geschrieben am 07-07-2009 |
Berlin (ots) - Anlässlich der Veröffentlichung der dritten Sozialenzyklika Benedikts XVI. "Caritas in veritate" erklärt die Beauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Kirchen und Religionsgemeinschaften, Ingrid Fischbach MdB:
Die längst angekündigte Sozialenzyklika war verschoben worden, damit Benedikt XVI. die globale wirtschaftliche Krise mitberücksichtigen konnte. Dieser Terminaufschub hat sich gelohnt.
Der Heilige Vater nimmt mit seiner dritten Sozialenzyklika eine umfassende und umsichtige Analyse der wirtschaftlichen und sozialen Fragen unserer Zeit vor. Bewusst liefert "Caritas in veritate" dabei kein technisches oder wirtschaftswissenschaftliches Lösungskonzept für die weltweite Krise - aber gerade deshalb kann die Sozialenzyklika wegweisend sein: Benedikt XVI. ruft in Erinnerung, dass weder Wissenschaft, noch Technik, noch Politik allein dem Menschen Sinn, Trost und Hoffnung geben können.
So mahnt "Caritas in veritate" eine menschenfreundliche Ethik in der Wirtschaft an. Der Heilige Vater fordert eine Abkehr von reiner Begehrlichkeit. Jeder einzelne ist in Verantwortung gerufen, sein Gewissen auf das Gemeinwohl zu verpflichten. Benedikt XVI. stellt heraus, dass der Weg aus der Krise nur gemeinsam statt nach dem Motto "jeder für sich" gefunden werden kann.
Diese Orientierung am Gemeinwohl muss auch systemisch in einer "neuen sozial verantwortlichen und nach dem Maß des Menschen ausgerichteten wirtschaftlich-produktiven Ordnung" verankert werden: international müssen dazu Regeln gelten, die sich an die Prinzipien der Solidarität und Subsidiarität halten, um dadurch die Einheit der Menschheitsfamilie voranzubringen. Im Vordergrund steht dabei, das Gefälle zwischen armen und reichen Gebieten zu überwinden und gemeinsam gegen den Hunger und für den Erhalt natürlicher Ressourcen vorzugehen. Gemeinsam muss die Verantwortung für die Schöpfung in all ihren Dimensionen wahrgenommen werden.
So richtet die Sozialenzyklika den Blick weit über die aktuelle Krisensituation und das Feld der Wirtschaft hinaus und erinnert daran: "wenn der persönliche und gesellschaftliche Sinn für die Annahme eines neuen Lebens verloren geht, verdorren auch andere, für das gesellschaftliche Leben hilfreiche Formen der Annahme".
Die Achtung für die ganzheitliche Entwicklung des Lebens kommt dabei in ganz unterschiedlichen Handlungsfeldern zum Tragen. Neben dem Recht auf Leben bis zu seinem natürlichen Tod werden ausdrücklich der Verzicht auf Gewalt und die Anerkennung des Rechtes auf Religionsfreiheit genannt. Ebenso wird zur staatlichen Förderung der auf der Ehe gegründeten Familie aufgerufen. Die Sozialenzyklika spannt neben der Solidarität der reichen mit den armen Ländern als zentrales Moment, das sich durch den ganzen Text zieht einen umfassenden Bogen über das gesellschaftliche Zusammenleben.
Wiederholt war von vielen, gerade seitens der Politik, gefordert worden, die Kirchen sollten sich angesichts der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise deutlicher zu Gehör bringen. Mit der Sozialenzyklika "Caritas in veritate" hat die Katholische Kirche diese Forderung mehr als erfüllt. Ihr nachdrückliches Plädoyer für ein verstärktes soziales Bewusstsein kommt im richtigen Moment und mit bemerkenswerter Klugheit.
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