Die Krise meistern: Die deutsche Chemie hat bessere Voraussetzungen als die meisten Wettbewerber / Aufhebung der Zinsschranke und steuerliche Forschungsförderung nötig
Geschrieben am 08-07-2009 |
Frankfurt/Main (ots) - Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) sieht die deutsche Branche in einer guten Ausgangsposition, um die globale Wirtschaftskrise zu meistern. "Wir können auf diese Herausforderung flexibler reagieren und sind besser aufgestellt als viele unserer Wettbewerber auf dem Weltmarkt", betonte VCI-Präsident Prof. Ulrich Lehner vor der Presse in Frankfurt.
Als einzigartigen und größten Heimvorteil der deutschen Chemie sieht Lehner die intensive Arbeitsteilung in der Branche zwischen kleinen, mittleren und großen Unternehmen. Während die Herstellung von Grundchemikalien eine besondere Domäne der rund 150 Großunternehmen darstellt, verarbeiten über 1.500 kleine und mittlere Firmen diese Produkte weiter zu Fein- und Spezialchemikalien. Nirgendwo sonst auf der Welt hat sich ein derartig starker Chemie-Mittelstand etablieren können. Zudem sind rund 87 Prozent der mittelständischen Unternehmen mit ihren Produkten auf den internationalen Exportmärkten vertreten und besetzen dort Nischenpositionen. Zu den besonderen Vorzügen zählt Lehner weiterhin, dass die Wertschöpfungsquellen der Chemie in Deutschland vielfältiger seien als in anderen Ländern: "Wir sind mit allen anderen Industriebranchen im Land eng vernetzt und unsere Produkte fließen auf allen Stufen der Wertschöpfungsketten ein", stellt der VCI-Präsident fest.
Um die Innovationsfähigkeit der gesamten Industrie zu stärken, sollte die Bundesregierung nach Ansicht des VCI-Präsidenten zwei Instrumente einführen. Zum einen die steuerliche Forschungsförderung: "Wir plädieren dafür, dass forschende Unternehmen mindestens 10 Prozent der gesamten eigenfinanzierten Forschungsaufwendungen von ihrer Steuerschuld abziehen dürfen. Schreibt das Unternehmen Verluste, sollte es eine entsprechende Steuergutschrift ausgezahlt bekommen", sagte Lehner. Der VCI sieht wesentliche Vorteile für den Forschungsstandort Deutschland, wenn der Staat eine unbefristete steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung (F+E) für Unternehmen einführen und neben die Projektförderung des Bundes stellen würde: Sie überlasse den Unternehmen die Wahl der Forschungsthemen und sei leicht zu handhaben. Fast alle großen Industrieländer förderten F+E inzwischen über steuerliche Regelungen, gab der VCI-Präsident zu Bedenken. Steuergutschriften in Höhe von 8 bis 20 Prozent seien in den OECD-Staaten üblich.
Die zweite Forderung des VCI an die Bundesregierung, um Innovationen zu stimulieren: Abschaffung der Zinsschranke. Die mit der Unternehmenssteuerreform 2008 eingeführte Zinsschranke erschwere Forschungsprojekte und Investitionen, die über Kredite finanziert werden. Die Zinsschranke begrenzt die steuerliche Berücksichtigung von Zinsaufwendungen als Betriebsausgaben auf 30 Prozent des Ertrages vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA). In der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise verstärke sich der negative Effekt der Zinsschranke erheblich, weil die Unternehmensgewinne sinken und gleichzeitig die Zinsen für Kredite steigen. Die chemisch-pharmazeutische Industrie sei als forschungs- und anlagenintensive Industrie stärker als andere Industriebranchen von diesem Effekt betroffen "Wir plädieren dafür, als Beitrag des Staates zur Krisenbewältigung die Zinsschranke so schnell wie möglich abzuschaffen. Zumindest sollte es aber gelingen", betonte Lehner, "die Zinsschranke für zwei Jahre auszusetzen."
Originaltext: Verband der Chemischen Industrie e.V. Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/12523 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_12523.rss2
Pressekontakt: Manfred Ritz VCI-Pressestelle Telefon: 069 2556-1550 E-Mail: presse@vci.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
213202
weitere Artikel:
- Kartellverfahren: E.ON Ruhrgas klagt gegen Entscheidung der EU-Kommission Essen (ots) - E.ON Ruhrgas wird gegen die heutige Entscheidung der EU-Kommission im Kartellverfahren gegen E.ON Ruhrgas und GdF Suez Klage beim Europäischen Gericht erster Instanz einreichen. "Die Kommission konstruiert Marktabsprachen, die zwischen den Unternehmen nie stattgefunden haben, auch nicht im Zeitraum zwischen 2003 und 2005. Zudem ignoriert sie wirtschaftliche Zusammenhänge. Der Wettbewerb auf dem europäischen Gasmarkt ist längst Realität", kommentierte Dr. Bernhard Reutersberg, Vorstandsvorsitzender der E.ON Ruhrgas AG, das mehr...
- Bauwerksmechaniker mit besten Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt: Fachverband vermittelt 30 freie Lehrstellen in ganz Deutschland Bad Arolsen (ots) - 55 junge Menschen haben sich in diesem Jahr bereits für den zukunftssicheren Beruf des Bauwerksmechanikers für Abbruch- und Betontrenntechnik entschieden. Weitere 30 Ausbildungsplätze in diesem Spezialberuf der Baubranche sind für das Lehrjahr 2009/2010 noch frei. "Wir bieten Haupt- und Realschulabgängern eine hervorragende berufliche Perspektive, erklärt Thomas Springer, Vorsitzender des Fachverbandes Betonbohren und -sägen. "Bauwerksmechaniker sind spezialisierte Experten, die im Baugewerbe dringend gesucht werden. mehr...
- GST erhält Angebot von WL Ross & Co. Greensboro, North Carolina (ots/PRNewswire) - Global Safety Textiles LLC (im Weiteren "GST") gab heute bekannt, dass von WL Ross & Co. LLC (im Weiteren "WLR") verwaltete Fonds dem Unternehmen angeboten hätten, 55 Millionen US-Dollar in eine neu zu gründende Geschäftseinheit zu investieren, die anschliessend die Aktiva von GST und seiner Tochterunternehmen erwerben würde. Das neue Unternehmen GST wäre bestens mit Kapital ausgestattet und würde eine der stärksten Bilanzen in der Automobilindustrie mit einer begrenzten langfristigen Verschuldung mehr...
- Schärfere Produktpflichten und Sanktionen gegen Hersteller und Importeure: Übergangsfrist für Spielzeugrichtlinie läuft München (ots) - Die neue EG-Spielzeugrichtlinie ist wie gute Erziehung in den Augen konservativer Pädagogen: klar und streng. Vergangene Woche (30. Juni) wurde sie im Amtsblatt der EU veröffentlicht und ist damit auf dem Weg zum Gesetz (2009/48/EG, ABl. L 170 v. 30. Juni 2009, S. 1). Hersteller und Importeure müssen sich innerhalb der Übergangsfrist von zwei bis vier Jahren auf die neuen Regeln einstellen. Darauf weist der Produktsicherheitsexperte Dr. Arun Kapoor von der Kanzlei Nörr Stiefenhofer Lutz hin. Der Umgang mit neuen Chemikalien mehr...
- Sauberes Wasser für Helsinki: Erneut Zuschlag für MWM Mannheim (ots) - In einem Anschlussprojekt hat das Mannheimer Traditionsunternehmen MWM kürzlich den Zuschlag für ein weiteres Gas-Aggregat erhalten. Kunde ist das Unternehmen Helsinki Water, ein Betrieb der finnischen Hauptstadt Helsinki, das über eine 130-jährige Tradition und Knowhow in Abwasserwirtschaft verfügt. Der gelieferte Motor der Baureihe TCG 2020 mit zwölf Zylindern verfügt über eine elektrische Leistung von rund 1.000 kWel und hat einen Wirkungsgrad von 41,3%. "Insbesondere die niedrigen Betriebskosten und die langen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|