IFD: Finanzstandort Deutschland hat Chancen, gestärkt aus der Krise hervorzugehen
Geschrieben am 09-07-2009 |
Frankfurt am Main (ots) -
- Initiative Finanzstandort Deutschland: Finanzstandort Deutschland zeigte sich 2008 trotz Krise leistungsfähig, so das Ergebnis des neuen Finanzstandortberichts
- Stabileres Finanzsystem erfordert zielgerichtetes und abgestimmtes Verhalten
Die Finanzkrise hat in Deutschland die tiefste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Den entschlossenen Unterstützungsmaßnahmen der Notenbanken und Regierungen ist es zu verdanken, dass ein Zusammenbruch des Kapital- und Kreditflusses vermieden wurde. Werden die Weichen jetzt richtig gestellt, hat auch der Finanzstandort Deutschland gute Chancen, gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Zu dieser Schlussfolgerung kommt die Initiative Finanzstandort Deutschland (IFD) im diesjährigen Finanzstandortbericht, der am 9. Juli 2009 in Frankfurt vorgestellt wurde. "Auch wenn sich die Märkte mittlerweile aus der Schockstarre gelöst haben, ist ein schlichter Übergang zur Tagesordnung nicht möglich", sagte Prof. Dr. Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz und IFD-Sherpa. "Es ist offensichtlich, dass die Finanzkrise der Jahre 2007 und insbesondere 2008 mehr als nur eine temporäre Verwerfung darstellt, sondern der Ausgangspunkt für eine neue globale Finanzarchitektur sein muss", so Heise weiter. In einem Sonderkapitel zur Neugestaltung der internationalen Finanzarchitektur greifen die Autoren des Finanzstandortberichts 2009 dieses Thema auf.
Der neue Aufsichts- und Regulierungsrahmen muss nach Auffassung der IFD dafür sorgen, dass das globale Finanzsystem widerstandsfähiger wird. Der Aufgabenkatalog umfasst viele Punkte; auf der Liste stehen u.a. die Dämpfung der Prozyklik, die Revision der Eigenkapitalanforderungen, eine verlässliche Marktinfrastruktur und die Regulierung der Ratingagenturen. Entscheidend wird dabei sein, bei der Vielzahl der Einzelregelungen das Prinzip offener, liberaler Finanzmärkte nicht aus den Augen zu verlieren. Ein Rückfall in Protektionismus und Abschottung würde Wachstum und Wohlstand beeinträchtigen. Gefordert ist ein international einheitlicher Regulierungs- und Aufsichtsrahmen, der die Globalisierung auf eine nachhaltigere Grundlage stellt. Die IFD begrüßt daher, dass mit der Schaffung des Fundaments für die neue Finanzarchitektur bereits in der Krise und im globalen Rahmen der G20 begonnen wurde. Die IFD möchte hierbei einen aktiven Beitrag leisten.
Keine Kreditklemme
Der deutsche Finanzstandort erwies sich im internationalen Vergleich auch 2008 als leistungsfähig, so das Ergebnis des Rückblicks der IFD-Volkswirte auf das Jahr 2008. Auch wenn der Finanzstandort in vielen Marktsegmenten - von Aktienmärkten zu Investmentfonds über Rentenmärkte bis hin zu Zertifikaten und M&A-Transaktionen - den internationalen Marktverwerfungen Tribut zollen musste, sind doch die Einbrüche geringer als anderswo. Nicht zuletzt dank der Unterstützung durch die öffentliche Hand konnte sich Deutschland in der Krise gut behaupten. So ging 2008 beispielsweise die Zahl der Neuzugänge an der Börse nur um 6% zurück, die Investitionen der deutschen Private-Equity-Gesellschaften in Deutschland stiegen um 8% und schließlich beschleunigte sich die Kreditvergabe an Unternehmen im Jahresvergleich um knapp 7%.
Dieses Kreditwachstum wird sich 2009 nicht wiederholen lassen. In der Rezession geht der Mittelbedarf der Unternehmen zurück, die Kreditausfallrisiken steigen. Die Banken reagieren darauf, indem sie ihre Vergabekonditionen anpassen und Risikoprämien erhöhen, vor allem für schlechtere Bonitäten. Gleichzeitig sind jedoch die Kreditzinsen deutlich gefallen. "Die Situation der Kreditversorgung gibt gegenwärtig ein sehr differenziertes Bild ab, das mit dem Schlagwort 'Kreditklemme' falsch beschrieben wird", so Heise weiter. "Deutsche Wirtschaft wird als erste von Erholungstendenzen in der Weltwirtschaft profitieren"
Insgesamt hat sich die bankbasierte deutsche Finanzierungsstruktur als vergleichsweise robust erwiesen. Die konservative und vorsichtigere Haltung der deutschen Marktteilnehmer in Finanzierungs- und vor allem in Regulierungs- und Aufsichtsfragen hat sich in vielen Aspekten bewährt. Als Stabilitätsanker in der Krise erwies sich die Versicherungswirtschaft. Hier zahlte sich die konservative Geschäftsphilosophie, vor allem im Anlageverhalten, aus.
Auch im aktuellen Finanzstandortbericht zeigen die IFD-Volkswirte anhand des IFD-Sterns auf, dass bei der Kreditvergabe in Deutschland in den vergangenen Jahren nicht die Übertreibungen vorgeherrscht haben, wie sie andernorts festzustellen waren. "Obwohl in Deutschland eine Dominanz des Bankkredits relativ zu den Kapitalmarktprodukten besteht und obwohl es nicht zu vergleichbaren Übertreibungen auf den Finanzierungsmärkten gekommen ist, ist die deutsche Wirtschaft schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Sie befindet sich in einer importierten Rezession. Da jedoch der Konsolidierungsbedarf bei heimischen Unternehmen und Haushalten begrenzt ist, wird die deutsche Wirtschaft als erste wieder von Erholungstendenzen in der Weltwirtschaft profitieren", erläuterte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank und IFD-Sherpa. Wenn der beispiellose Rückgang der Wirtschaftsleistung mittlerweile gestoppt werden konnte, so ist dies auch dem sachgerechten und insgesamt erfolgreichen Krisenmanagement der Bundesregierung zu verdanken.
Stärkung der Kapitalmarktinstrumente bleibt auf der Agenda
Die derzeitige Krise bietet nach Einschätzung der IFD für den Finanzstandort Deutschland die Chance, im internationalen Vergleich verlorenes Terrain aufzuholen. Dies gilt auch für Kapitalmarktprodukte, denn mittel- und langfristig bleibt eine ausgewogene Finanzierungsstruktur, die sich alle Kanäle entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit zunutze macht, ein erstrebenswertes Ziel. Im Übrigen werden Anlagemärkte, unter anderem für die kapitalgedeckte Altersvorsorge, trotz der Krise weiterhin Bedeutung haben. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels wäre es fahrlässig, gerade jetzt die kapitalgedeckte Altersvorsorge zu vernachlässigen. In der Gesamtbetrachtung wird deutlich, dass die gestiegenen Ansprüche an Stabilität und Sicherheit eine der größten Herausforderungen des Finanzstandorts Deutschland nach der Krise darstellen. Die IFD ist überzeugt, dass Deutschland mit seinem Potenzial im aktuellen Kontext die Weichen stellen kann, um eine führende Rolle in Europa zu übernehmen.
Der Finanzstandortbericht 2009 kann bei der IFD angefordert oder unter www.finanzstandort.de abgerufen werden.
Über die IFD
Die IFD wurde 2003 ins Leben gerufen, um mit Innovationen und gemeinsamen Aktivitäten einen Beitrag zur Stärkung des deutschen Finanzstandorts zu leisten und damit Ideengeber und Katalysator für Fortschritt mit Ziel eines nachhaltigen Wachstums zu sein. IFD-Mitglieder sind Kreditinstitute und Unternehmen der Versicherungswirtschaft gemeinsam mit Verbänden der Finanzwirtschaft, der Deutschen Börse, der Deutschen Bundesbank und dem Bundesministerium der Finanzen. Mehr als 200 Experten aus den IFD-Mitgliedshäusern widmen sich Themen rund um die Schwerpunkte "Stärkung des Wachstums", "Förderung von Innovation" sowie "Mitgestaltung der Europäischen Finanzmarktintegration".
Die Mitglieder der IFD
Allianz SE, BayernLB, Bundesministerium der Finanzen, Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, Bundesverband deutscher Banken, Commerzbank, DekaBank, Deutsche Bank, Deutsche Börse, Deutsche Bundesbank, Deutsche Postbank, Deutscher Sparkassen- und Giroverband, DZ BANK, Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, HypoVereinsbank, KfW Bankengruppe, Morgan Stanley, Münchener-Rück-Gruppe.
Assoziierte Mitglieder der IFD:
Citigroup, Dexia, Goldman Sachs, JPMorgan, UBS
Originaltext: IFD - Initiative Finanzstandort Deutschland Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55919 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55919.rss2
Pressekontakt: Für die IFD: Die PR-Steuerungsgruppe: Christian Achilles, Deutscher Sparkassen- und Giroverband, (030) 20 22 55 100 Iris Bethge, Bundesverband deutscher Banken, (030) 16 63 12 00 Anne Gfrerer, HypoVereinsbank, (089) 37 82 93 62 Dr. Frank Herkenhoff, Deutsche Börse, (069) 21 11 34 80 Dr. Michael Helbig, KfW Bankengruppe, (069) 74 31 96 31 Dr. Rolf Kiefer, DekaBank, (069) 71 47 79 18 Roland Klein, CNC, (089) 59 94 58 122 Dr. Christian Lawrence, Münchener-Rück-Gruppe, (089) 38 91 54 00 Annika Müller de Vries, Deutsche Bundesbank, (069) 95 66 40 65 Ulrike Pott, Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, (030) 20 20 51 10 Matthias Priwitzer, Bayerische Landesbank, (089) 21 71 21 255 Reiner Roßmann, Commerzbank, (069) 13 64 66 46 Dr. Detlev Rahmsdorf, Deutsche Bank, (069) 91 03 64 24 Martin Roth, DZ BANK, (069) 74 47 42 750 Melanie Schmergal, Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, (030) 20 21 13 20 Jeanette Schwamberger, Bundesministerium der Finanzen, (030) 18 68 22 543 Elke Strothmann, Morgan Stanley Bank AG, (069) 21 66 15 53 Dr. Lorenz Weimann, Allianz SE, (089) 38 00 16 891
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