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Lausitzer Rundschau: Zum Desertec-Projekt deutscher Energiekonzerne

Geschrieben am 13-07-2009

Cottbus (ots) - Das am Montag vorgestellte Projekt Desertec ist
eine große Vision. Die Vision nämlich, dass sich sauberer Strom auf
dieser Welt erzeugen lässt, und zwar im Überfluss. Und dass es
Menschenwerk sein wird, sie zu nutzen.
Beim Menschenwerk allerdings beginnen die Risiken und Nebenwirkungen
der Idee, in den Wüsten Nordafrikas in solarthermischen Kraftwerken
Strom für Europa zu erzeugen. Strom ist Geld und Geld ist Macht. Wenn
der Strom nach Norden fließt, an wen fließt dann das Geld? Und wessen
Macht festigt es? Profitieren wieder einmal nur die
industrialisierten Länder?
Erstens ist Afrika der Kontinent mit der am schnellsten wachsenden
Bevölkerung in der Welt. Aber 15 bis 25Cent pro
Kilowattstunde kann dort niemand zahlen. Wenn den Menschen das Licht
flackert und sie gleichzeitig sehen, dass ihr Land benutzt wird, um
die Glitzerwerbung an den Boulevards von Paris oder Berlin
leuchten zu lassen, wird das nicht gut ausgehen.
Zweitens gibt es in Nordafrika kaum ein Land, das nicht entweder
despotisch oder diktatorisch regiert wird oder politisch instabil
ist, das nicht krasse Unterschiede zwischen Arm und Reich und innere
Konflikte aufweist. Eine solche Geldmaschine wie Desertec wird diese
Verwerfungen drastisch verstärken. Wenn nur die Despoten und ihre
Vasallen dadurch noch reicher werden sollten, wenn die
Militärapparate noch ausgebaut werden - natürlich unter dem Vorwand,
die Transportleitungen nach Europa zu sichern - dann wird dieser
Strom bald nicht mehr sauber sein, sondern blutig.
Und drittens: Waren wir nicht schon mal weiter? Weg von zentralen
Lösungen für unsere Energieprobleme, hin zu lokalen Antworten wie dem
Windmüller und dem Biogasbauer? Wenn der Strommix der Zukunft wieder
von ein paar Konzernen und großindustriellen Anlagen bestimmt wird,
bleibt die Abhängigkeit von oligopolistischen Strukturen.
Wer es gut meint mit der Vision von Desertec, muss sie herunterholen
ins Reich der Realitäten. Das heißt: kleiner machen. Und er muss sie
den zwölf beteiligten Konzernen wegnehmen. Dieses Produkt muss den
Nordafrikanern gehören. Sie müssen befähigt werden, solarthermische
Kraftwerke aufzubauen und zu betreiben. Hilfe ja, aber zur
Selbsthilfe. Investoren ja, aber keine Fremdbestimmung. Die Vision
von Desertec sollte mit dieser Zielsetzung das zentrale
Zukunftsprojekt der neu gegründeten Mittelmeerunion und damit der
europäischen Entwicklungspolitik für Nordafrika werden. Falls später
einmal ein paar Gigawatt für uns abfallen - um so besser.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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