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Börsen-Zeitung: Governance am Limit, Kommentar von Norbert Hellmann zu dem von der britischen Regierung initiierten "Walker-Bericht" mit Empfehlungen zur Corporate-Governance-Praxis im Bankensektor

Geschrieben am 16-07-2009

Frankfurt (ots) - Mangelhafte Governance-Praktiken bei den Banken
haben zur Finanzkrise beigetragen, und die Vergütung von Starbankern
hat exzessiven Risiken Vorschub geleistet. Sich darauf zu einigen
fällt leicht. Abhilfe zu schaffen ist schwieriger. Dem britischen
Premier Gordon Brown war es ein persönliches Anliegen, auf diesem
Minenfeld Flagge zu zeigen; er ließ daher den City-Veteranen David
Walker einen unabhängigen Bericht verfassen, aus dem die richtigen
Lehren gezogen werden können.

Walkers Vorschläge, die nun in erster Auflage eingetrudelt sind,
sollen nach den Vorstellungen der Regierung eine neue internationale
Messlatte für Corporate Governance im Bankenbereich abgeben, obwohl
sie ganz und gar auf das britische Board-System abgestimmt sind.
Selbst im eigenen Land aber wird man es schwer haben, die
Empfehlungen sinnvoll umzusetzen. Die Kerngedanken des Walker Review
lassen sich zu drei Elementen zusammenfassen: Nichtexekutive
Board-Mitglieder sollen den Bankenchefs stärker auf die Finger
schauen und in geeigneten Komitees Risikoüberwachungsfunktionen
übernehmen. Nicht nur die Vergütung der Managementspitze, sondern
auch diejenige der oft noch reicher entlohnten Starbanker und
-händler gilt es, transparenter zu machen. Wichtiger noch ist die
Forderung nach einem Verzögerungselement bei der Auszahlung von Boni,
um die Anreize auf eine längerfristige Performance hinzutrimmen. Um
dies zu erreichen, bedarf es unabhängiger, sachkompetenter und
durchsetzungsfähiger Board-Mitglieder. Dabei plädiert Walker für
Erfahrungsschatz. Die Board-Mitglieder sollen möglichst langgedient
sein, der Chief Executive darf zum Chairman avancieren. Schafft man
damit jedoch die Unabhängigkeit für eine effektive Verhinderung der
Risikospirale? Und wie sorgen Aktionäre für das Bestellen der
richtigen Board-Mitglieder?

Walkers gute Ansätze sollen in den britischen Governance-Kodex
einfließen, an dessen tatsächlicher Disziplinierungskraft sich nichts
ändert. Auch muss man sich darüber im Klaren sein, dass mit
Governance-Regeln allein weder Systemrisiken entschärft noch
Finanzkrisen verhindert werden können. Der Walker Review ist nur eine
Begleitmusik. Um den Banken in Sachen risikoadäquater Vergütung den
Marsch zu blasen, sind nicht die Hüter freiwilliger Kodizes, sondern
die Bankaufseher gefordert.

(Börsen-Zeitung, 17.7.2009)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de


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