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Private Banking steht Umbruch bevor

Geschrieben am 20-07-2009

Frankfurt (ots) -

- Querverweis: Es liegen Grafiken in der digitalen
Pressemappe zum Download vor und sind unter
http://www.presseportal.de/dokumente abrufbar -

European Private Banking Survey 2009 von McKinsey - Gewinne um
42%, Assets under Management um 15% gesunken - langfristig attraktive
Wachstumschancen trotz gegenwärtiger Ungewissheit - steigender
Konsolidierungsdruck

Eines der attraktivsten Segmente in der
Finanzdienstleistungsbranche steht vor tiefgreifenden Veränderungen.
Die Profite der Banken im Geschäft mit vermögenden Kunden in Europa
sind im letzten Jahr um 42% eingebrochen und erreichten damit nur
noch das Niveau von 2003. Das verwaltete Kundenvermögen (Assets under
Management, AuM) sank 2008 um durchschnittlich 15% auf den Stand von
2005. Das ergab der European Private Banking Survey 2009 der
Unternehmensberatung McKinsey. Die deutschen Privatbanken
verzeichneten 2008 einen Rückgang der Nettomittelzuflüsse auf 2% nach
9% im Jahr 2007. Die Gewinnmargen verringerten sich 2008 um ein
Drittel auf 19 BP. Im Jahr davor hatten sie noch 30 BP betragen. Die
Fundamentaldaten lassen jedoch trotz des aktuellen Rückgangs
langfristig eine solide Entwicklung erwarten. Gleichzeitig herrscht
aber Unsicherheit über die mittelfristige Entwicklung. Die Szenarien
für die nächsten drei Jahre reichen von einem gleichbleibenden
Asset-Volumen bis zu einem Asset-Wachstum von 8% und mehr, je
nachdem, wie schnell sich Wirtschaft und Finanzmärkte erholen.
Angesichts des starken Profitabilitätsrückgangs und der großen
Ungewissheit müssen die Private Banker rasch reagieren. Die
zunehmende Forderung der Kunden nach besseren Angeboten und
transparenten Konditionen sowie neue regulatorische Rahmenbedingungen
verstärken den Handlungsdruck weiter.

Für den European Private Banking Survey analysierte McKinsey die
Finanzdaten sowie qualitative Informationen rund um Organisation,
Produkt- und Serviceangebot, Vertriebs- und Beratungsmodell sowie
Risiko- und Kostenmanagement von 103 Banken in 15 europäischen
Ländern.

"Die Kundenforderung nach qualitativ hochwertiger Beratung war
niemals stärker. Der Bedarf an Investment-Lösungen, die auf das
aktuelle Marktumfeld und die Risikoneigung des Kunden optimal
abgestimmt sind, erfordert eine deutliche Verbesserung des
Beratungsansatzes bei vielen Privatbanken", sagt Jens Hagel, Partner
und Co-Autor des European Private Banking Survey von McKinsey.

Deutschland: größter Private-Banking-Markt weiterhin attraktiv

Deutschland ist der größte europäische Onshore-Markt im Private
Banking mit rund 1.200 Mrd. EUR Vermögen. Davon werden mehr als die
Hälfte von Privatbanken verwaltet. 2008 mussten deutsche Privatbanken
einen Rückgang der Nettomittelzuflüsse auf 2% hinnehmen. Im Jahr
davor hatten die Nettomittelzuflüsse noch 9% betragen. Die
durchschnittliche Investment-Performance lag in Deutschland bei -17%
(Europa: -18%) gegenüber +1% im Jahr 2007 (Europa: 0%). Die
Gewinnmargen gingen um ein Drittel auf 19 BP von 30 BP zurück. Die
Ertragsmargen sanken von 87 BP auf 80 BP. Eine Verschiebung zwischen
Anlageklassen und Produkten war die Ursache dafür. Der Anteil von
Cash- und Rentenprodukten stieg von 49% auf 60%. Der Anteil aktiv
gema¬nagter diskretionärer Mandate ist um 3 Prozentpunkte auf 20%
zurückgegangen. Der Anteil strukturierter Produkte am verwalteten
Vermögen hat sich halbiert. Parallel zur Entwicklung in anderen
Ländern stieg die Kostenmarge im deutschen Private Banking leicht von
57 BP (2007) auf 61 BP (2008). Dies führte zu einem Anstieg der
Cost-Income Ratio von 66% (2007) auf 76% (2008) für die am Survey
teilnehmenden Privatbanken.

Die Unterschiede zwischen den deutschen Privatbanken sind
erheblich. Die Nettomittelzuflüsse lagen zwischen +14% und -3%. Dabei
gibt es im europäischen Vergleich eine deutsche Besonderheit.
Einzelne traditionsreiche, spezialisierte Privatbanken hatten
hierzulande hohe Zuflüsse zu verzeichnen. Wie im übrigen Europa hatte
die Wahl der Privatbank eine deutliche Auswirkung auf die
Portfolioentwicklung des Kundenvermögens. Die erzielte
Investment-Performance lag hierzulande zwischen -6% und -25% in 2008.

Private Banking in Europa angeschlagen

Die AuM im europäischen Private Banking sanken im Jahr 2008 um
durchschnittlich 15% auf das Niveau von 2005. Ein Grund dafür waren
niedrigere Nettomittelzuflüsse von 3% im Jahr 2008 im Vergleich zu 8%
im Jahr 2007. Mehr noch aber wirkte sich der Einbruch der
Investment-Performance aus, die im Jahr 2008 bei -18% lag (2007: 0%;
2006: 6%). Insgesamt gleicht sich das Bild in den meisten
europäischen Ländern, wobei die Bandbreite der Entwicklung bei den
Nettomittelzuflüssen von 0% in Luxemburg bis 7% in Belgien reichte.
Universalbanken konnten den langfristigen Trend umkehren und
entwickelten sich 2008 positiver als Spezialbanken.
Onshore-Universalbanken verzeichneten im letzten Jahr
durchschnittliche Nettomittelzuflüsse von 5% gegenüber 0% bei
Onshore-Spezialisten, nach 8% bei Universalban¬ken und 11% bei
Spezialisten im Jahr 2007.

Der operative Gewinn sank zwischen 2007 und 2008 branchenweit um
42% auf Grund rückläufiger Asset-Volumen und größeren Margendrucks.
Die Gewinnmargen fielen im selben Zeitraum von 35 BP auf 26 BP.
Relativ betrachtet sanken die Ertragsmargen von 96 BP im Jahr 2007
auf 90 BP im Jahr 2008. Im vierten Quartal erreichten sie sogar ein
Tief von 84 BP. Fast 5 BP dieses Rückgangs lassen sich zurückführen
auf die Verschiebung zwischen Anlageklassen - hin zu
margenschwächeren, risikoärmeren Anlageklassen wie Renten-, Cash- und
Sparprodukte. Knapp 4 BP lassen sich erklären durch den rückläufigen
Anteil an Managed Assets, sowohl bei diskretionären Mandaten als auch
bei Investmentfonds. Diese Ertragseinbußen haben das operative
Ergebnis erheblich belastet, da die Privatbanken nur langsam auf
diese Veränderungen reagiert haben. Die Privatbanken konnten 2008
ihre Kostenbasis lediglich um 10% senken. Zudem mussten die Institute
ihre Rückstellungen für Kreditausfälle auf durchschnittlich 30 BP
erhöhen. Im Jahr 2007 lagen diese noch bei 10 BP.

Sicherheit vor Rendite

Die Kluft in der Anlageperformance zwischen europäischen Banken im
oberen und unteren Quartil ist von 9 auf 18 Prozentpunkte gewachsen.
Nie war es wichtiger für die Portfolioperformance der Kunden, die
richtige Bank gewählt zu haben. Die schwache Entwicklung mancher
Portfolios hat das Vertrauen in Banken erschüttert. Die
Private-Banking-Kundschaft beginnt Managed Assets zu meiden. Der
Anteil diskretionärer Mandate ist von 24% auf 22% gesunken, der
Anteil von Investmentfonds von 29% auf 25% der AuM zurückgegangen.
Der starke Rückgang bei Aktien (-39%) sowie Hedgefonds (-14%) und
strukturierten Produkten (-30%) ist weitgehend auf die negative
Performance der Anlageklassen zurückzuführen und nur in geringerem
Maße auf Umschichtungen in Kundenportfolios. Innerhalb der einzelnen
Anlageklassen legen Kunden zunehmend Wert auf Einfachheit,
Transparenz und Sicherheit ihrer Anlagen. Der Schutz des Vermögens
und die Vermeidung von Risiken sind zum obersten Gebot geworden. Der
Anteil von Cash- und äquivalenten Produkten wie Tages- oder
Termingelder hat deshalb 2008 deutlich um 25% zuge¬nommen; 35% der
AuM in Europa werden in dieser Anlageklasse gehalten (2007: 27%).

Konsolidierungsdruck in Europa steigt

Zwischen 2000 und 2007 hat es nur wenige Fusionen und Übernahmen
im europäischen Private Banking gegeben. Das könnte sich in den
kommenden Jahren ändern. Angesichts der Verluste bei 11% der Banken
im vierten Quartal 2008, einer möglicherweise länger anhaltenden
Wirtschaftskrise und sich wandelnden gesetzlichen Rahmenbedingungen
können einige Banken strukturell unprofitabel werden. Besonders
kleinere Banken mit AuM von weniger als 5 Milliarden Euro werden
unter Druck geraten. Einige Universalbanken können darüber hinaus
gezwungen sein, ihr Private-Banking-Geschäft zu verkaufen, weil sie
aus wirtschaftlichen Gründen restrukturieren müssen oder Auflagen von
Regulierungsbehörden und staatlichen Geldgebern zu erfüllen haben.
Daher zeichnet sich im Offshore-Geschäft eine weniger zersplitterte
Branchenstruktur und in Onshore-Märkten eine homogenere Landschaft
mit größeren Private-Banking-Einheiten von Universalbanken sowie
ebenfalls größeren Spezialbanken ab.

Krise als Chance nutzen

Viele Banken haben bereits Maßnahmen zur Kostensenkung ergriffen
und Kürzungen bei Marketingbudgets, neuen IT-Investitionen und Boni
beschlossen. Sollte die Wirtschaft sich nicht schnell genug erholen,
werden allerdings nachhaltigere Einschnitte erforderlich. "Ein
strafferes Performance Management der Mitarbeiter, selektiver
Personalabbau sowie die Aufgabe kleinerer Standorte können mögliche
nächste Schritte sein", sagt Jens Hagel. Gleichzeitig sollten Banken
sich bemühen, das Vertrauen der Kunden in ihre Bank zu stärken.
Beratungsansätze und Produktangebote sollten wesentlich besser auf
die Kundenbedürfnisse und das Marktumfeld abgestimmt werden. Dabei
können Aspekte wie Kapitalschutz und Transparenz im Fokus stehen, die
für Kunden derzeit besonders wichtig sind. "Deutschland bleibt einer
der interessantesten Private-Banking-Märkte in Westeuropa -
augenblicklich wird hier rund ein Viertel der westeuropäischen AuM
verwaltet. Für die Attraktivität des Standorts ist es jedoch wichtig,
die Hausaufgaben zu erledigen, das Geschäftsmodell zu verbessern und
sich um nachhaltige Profitabilitätssteigerungen zu kümmern. Dann
werden die Banken für das neue Umfeld gerüstet sein", sagt Jens
Hagel.

Grafik 1: Margen deutscher Privatbanken unter europäischem
Durchschnitt

Grafik 2: Sinkende Margen aufgrund Wechsel zu bargeldnahen/
festverzinslichen Produkten sowie geringerem Anteil von
diskretionären Mandaten

Originaltext: McKinsey&Company
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/14454
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_14454.rss2

Pressekontakt:
Holger Fischer
E-mail: Holger_Fischer@mckinsey.com
Tel: +49 (0) 69 7162 5832


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