Börsen-Zeitung: Gib die 50 Millionen zurück! Kommentar von Claus Döring zu dem von Porsche angekündigten Milliardenverlust
Geschrieben am 29-07-2009 |
Frankfurt (ots) - Natürlich sind es "nur" buchhalterische Effekte, wenn Porsche aufgrund von Neubewertungen der VW-Optionen bis zu 5 Mrd. Euro Verlust fürs Geschäftsjahr 2008/09 ausweisen muss. Aber es waren eben auch vorwiegend Buchgewinne, als Porsche in den beiden Jahren zuvor 5,9 bzw. 8,6 Mrd. Euro Ergebnis vor Steuern auswies. Noch zum Halbjahr berichtete der Sportwagenhersteller ein Vorsteuerergebnis von 7,3 Mrd. Euro und damit abermals einen Ertrag, der weit über dem Umsatz der Vergleichsperiode lag. Für die zweite Geschäftsjahreshälfte errechnet Porsche demnach einen Swing ins Negative von mehr als 12 Mrd. Euro. Aus Buchgewinnen werden Buchverluste, weil sich Optionspreise als zu hoch herausstellen und der überzogene Kaufpreis für Volkswagen durch die Vollkonsolidierung bei Porsche Wertkorrekturen auslöst.
Wie gewonnen, so zerronnen möchte man meinen. Aber: Diese Gewinne haben bekanntlich den bis vor einer Woche amtierenden Vorstandsvorsitzenden Wendelin Wiedeking gedopt, zum Größenwahn getrieben und vor allem sein Gehaltskonto in diesen beiden Jahren mit 130 Mill. Euro vergoldet. Auf dieser Basis hatte sein juristischer Berater sogar Abfindungsansprüche Wiedekings von 170 bis 260 Mill. Euro errechnet. Es wurden "nur" 50 Mill. Euro. Doch im Lichte des Porsche-Verlustabschlusses ist jeder Euro zu viel.
Buchgewinne haben reale Folgen, nicht nur für die Vergütung des Vorstands und für die Prämien der Belegschaft, sondern auch für die Steuerzahlung. Nun mag sich Porsche mit dem Milliardenverlust einen Teil der (zu viel) gezahlten Steuern wieder vom Fiskus zurück- holen. Doch vorübergehend haben die Steuerzahlungen in Milliardenhöhe die Liquidität von Porsche ausgetrocknet und das Unternehmen an den Rand der Insolvenz gedrückt. Eine grandiose Fehlleistung des mit Wiedeking entlassenen Finanzvorstandes Holger Härter! Und Härter hat als Dankeschön für die teure Fehlspekulation 12,5 Mill. Euro zum Abschied erhalten.
Vorständen kann man kaum vorwerfen, dass sie Angebotenes annehmen. Aber dem Porsche-Aufsichtsrat ist eklatantes Versagen zu bescheinigen - in der Kontrolle des Vorstandes und in der Vergütungsregelung. Welch ein Horrorszenario, dass diese Herrschaften demnächst Volkswagen kontrollieren könnten!
(Börsen-Zeitung, 30.7.2009)
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
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