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Börsen-Zeitung: Das Conti-Chaos, Kommentar von Gottfried Mehner zur bevorstehenden Continental-Aufsichtsratssitzung

Geschrieben am 10-08-2009

Frankfurt (ots) - Wenn nicht alles täuscht, rollen nach der
nächsten Aufsichtsratssitzung von Continental am Mittwoch gleich zwei
Köpfe: der von Vorstandschef Karl-Thomas Neumann, aber auch der von
Aufsichtsratschef Rolf Koerfer. Aufgrund der unendlichen Streitereien
auf Unternehmensebene hat sich inzwischen die Landespolitik intensiv
eingeschaltet. Ministerpräsident Christian Wulff, der über die
Investorenvereinbarung wachende Moderator Gerhard Schröder und
Wirtschaftsminister Philipp Rösler haben sich kurzgeschlossen. Als
Koerfer-Nachfolger soll Wolfgang Reitzle inthronisiert werden.

Unter Hochdruck wird versucht, ein neuerliches Desaster bei der
kommenden Aufsichtsratssitzung zu vermeiden. Zudem gilt es, die
verärgerte Arbeitnehmerbank zu versöhnen. Sie war vom Abschussversuch
des Schaeffler-nahen Conti-Aufsichtsratschefs Koerfer auf Neumann
völlig überrascht worden und drohte mit einer Blockadehaltung. Das
nach außen ohnehin verkorkste Schaeffler-Bild hätte unter einer
drohenden Kampfabstimmung - Arbeitnehmerbank gegen Kapitalseite und
Einsatz des Doppelstimmrechts des Aufsichtsratsvorsitzenden - noch
mehr gelitten. Neumann hat schon aufgehört zu kämpfen. Er hat sich,
um die weitere Eigenständigkeit Contis zu retten, zu weit aus dem
Fenster gelehnt und seinen Großaktionär bewusst vorgeführt. Einmal
piesackte er die Schaeffler-Seite mit einer milliardenschweren
Kapitalerhöhung, mit der absehbaren Folge einer deutlichen
Verwässerung. Eine Kapitalerhöhung ist bei Conti unausweichlich. Der
Trick, über etwas verspätete Lohnzahlungen die Kreditauflagen
(Covenants) bei nächster Gelegenheit wieder nicht zu reißen, wird
kein zweites Mal funktionieren.

Auch seine forcierte Einforderung eines Schaeffler-Konzepts zur
Zusammenarbeit war eine gezielte Provokation. Sie sollte Schaeffler
zwingen, öffentlich einzugestehen, dass es wenig Gemeinsamkeiten und
kaum Synergien zwischen Mechanik und Elektronik gibt. Der Mangel an
Gemeinsamkeiten hätte Conti den Weg zu einer weiteren
Stand-alone-Stellung eröffnen sollen. Conti sollte sich
ausschließlich um die operativen Hauptziele schnelle Integration der
überteuerten VDO und Entschuldung kümmern. Jetzt landet das ganze
Gebilde beim Staat. Ohne milliardenschwere Bürgschaften wird es nicht
abgehen.

(Börsen-Zeitung, 11.8.2009)

Originaltext: Börsen-Zeitung
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de


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