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"Erfolgreiche Entwicklungsarbeit braucht intakte Umwelt"

Geschrieben am 12-08-2009

Osnabrück (ots) -

Bildungsprogramm zu Nachhaltigkeit in Indien gestartet - DBU
fördert mit 125.000 Euro

Der Topf mit dem süßen, milchigen Chai dampft. Das Nationalgetränk
Indiens wird - wie alle Speisen - traditionell über offenem Feuer
gekocht. Dessen Rauch führt allerdings nicht selten zu chronischen
Atemwegserkrankungen der Frauen. Und auch die Umwelt wird durch das
unkontrollierte Roden von Wald zunehmend angegriffen. Die
nachhaltigere Alternative: ein mit Pflanzenöl betriebener Kocher.
"Wälder bleiben so verschont, und für die Gesundheit schädliche Gase
entstehen erst gar nicht", erklärt Dr. Fritz Brickwedde,
Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Terre des
hommes Deutschland führt im Rahmen eines Bildungsprogramms zu
Nachhaltigkeit den für Entwicklungsländer konzipierten Kocher nun im
indischen Bundesstaat Andhra Pradesh ein. Die DBU fördert das
Vorhaben mit 125.000 Euro. "Ein gelungenes Beispiel, wie Umweltschutz
und Entwicklungsarbeit wirkungsvoll verbunden werden können", sagt
Danuta Sacher, Geschäftsführerin von terre des hommes Deutschland,
die die Förderbewilligung heute von Brickwedde entgegennahm.

Die Niederschlagsmengen sind gering, der Boden ist übernutzt, und
Wälder werden zur Beschaffung von Feuerholz unkontrolliert gerodet.
Das Ökosystem des im Südosten Indiens liegenden Bundesstaats Andhra
Pradesh ist fast vollständig zerstört. 70 Prozent der dort ansässigen
Einwohner leben von der Landwirtschaft, davon 34 Prozent unterhalb
der Armutsgrenze. Die Böden sind nicht mehr ertragreich, Ernten
bleiben häufig aus. Und viele Bauern haben aufgrund des mangelnden
Oberflächenwassers große Verluste ihres Viehbestands zu beklagen. Das
Problem ist: Ein Umweltbewusstsein über ökologische Wechselwirkungen
ist angesichts solch existenzieller Fragen wenig ausgeprägt. Es fehlt
der Bevölkerung an Bildung und Wissen. Aus diesem Grund plant das
entwicklungspolitische Kinderhilfswerk terre des hommes, im Rahmen
eines Umweltbildungsprogramms in 14 Dörfern unterschiedliche
ineinander greifende Maßnahmen durchzuführen und damit die Grundlage
für bessere Lebensbedingungen in dem fünftgrößten Bundesstaat Indiens
zu schaffen. "Um Armut zu überwinden, ist der Gedanke der
Nachhaltigkeit, also natürliche Rohstoffe schonend zu verwenden und
heute nicht auf Kosten künftiger Generationen zu leben, von zentraler
Bedeutung", betont Brickwedde.

Eine der Maßnahmen des Bildungsprogramms ist die Einführung von
Protos - einem Pflanzenölkocher, der mit finanzieller Unterstützung
der DBU von der Universität Hohenheim speziell für Entwicklungsländer
gebaut wurde und dessen Produktion die BSH Bosch und Siemens
Hausgeräte GmbH (BSH) übernommen hat. "Damit möchten wir erreichen,
dass für die Zubereitung von Speisen kein knappes Brennholz mehr
verfeuert wird", erläutert Sacher. So könne der Bodenerosion, aber
auch Naturkatastrophen, die in Folge des Abholzens in
Entwicklungsländern immer häufiger auftreten, langfristig entgegen
gewirkt werden. Darüber hinaus werde die Schadstoffbelastung der
Umwelt verringert, da Pflanzenöle eingesetzt werden könnten und im
Gegensatz zu fossilen Brennstoffen wie Öl oder Gas eine Tonne
Kohlendioxid pro Kocher und Jahr eingespart werden könne. "Gesünder
ist der Einsatz des Kochers auch", so Sacher. "Denn der Rauch, der
bei der traditionellen Art, auf offenen Feuerstellen zu kochen,
entsteht, führt vor allem bei Mädchen und Frauen leicht zu
chronischen Atemwegserkrankungen."

Ein erstes Training zum richtigen Umgang mit dem Gerät ist bereits
in Andhra Pradesh erfolgt. "Bevor wir die Kocher unter das Volk
bringen, wollten wir sie auf ihre Alltagstauglichkeit hin testen.
Erfreulicherweise haben wir festgestellt, dass die Reaktionen bei
unseren Partnern sehr positiv waren", schildert Sacher. Es sei daher
davon auszugehen, dass die Protos-Geräte recht bald zum Einsatz
kommen können. "In Einführungskursen unserer Projektpartner vor Ort
wird nun der richtige Umgang mit dem Kocher geübt. Gleichzeitig
klären die Mitarbeiter die Dorfbewohner über Zusammenhänge von
Gesundheits- und Umweltrisiken sowie Hygieneverhalten und
Wassernutzung auf." Darüber hinaus sollen Einkommensmöglichkeiten in
Zusammenhang mit dem Kocher erschlossen werden - angefangen von
Einnahmen durch die Pflanzenölproduktion bis zum Verkauf der
zubereiteten Produkte. "Unser langfristiges Ziel ist es, einen
eigenständigen Wirtschaftskreislauf zu etablieren", so Sacher.

Eingebettet ist die Einführung des Pflanzenölkochers in ein
umfassendes Bildungsprogramm zum nachhaltigeren Umgang mit
natürlichen Quellen und Rohstoffen. Hier sei unter anderem geplant,
30 Umweltgruppen zu gründen, in denen sich Kinder und Jugendliche
gemeinsam mit Pädagogen das Thema Umweltschutz erarbeiten. In einer
weiteren Maßnahme soll der Verband zur Vertretung der Kleinbauern in
Andhra Pradesh gestärkt sowie verödetes Gemeindeland wieder fruchtbar
gemacht werden. "Hier können wir auf das Wissen aus einem
vorangegangen Projekt zur umweltgerechteren Landnutzung
zurückgreifen, das wir zwischen 2006 und 2008 in dem gleichen
Bundesstaat erfolgreich durchgeführt haben", sagt Sacher. In dem
ebenfalls von der DBU geförderten Vorhaben wurden in 16 Gemeinden
insgesamt 5.000 Hektar ehemaliges Brachland wieder aufgeforstet und
sowohl das Wachstum der Pflanzen als auch die Bodenbeschaffenheit
verbessert. Die Bauern hätten so ihre Agrarproduktion enorm steigern
können. "Ein Teil der damals geförderten Gemeinden wird auch in das
aktuelle Vorhaben einbezogen, damit sie als Multiplikatoren in der
Region wirken", erklärt Sacher. "Positive Ergebnisse werden so auf
andere Kommunen übertragen, und wir können uns langfristig gesehen
aus den Projekten Stück für Stück zurückziehen."

"Umwelt- und Entwicklungspolitik eng zu verzahnen, hat sich
bereits beim Vorgängerprojekt als richtiger Ansatz erwiesen und lässt
auf positive Ergebnisse in dem jetzt anlaufenden
Umweltbildungsprogramm zur nachhaltigen Entwicklung hoffen",
erläutert Brickwedde anlässlich der Bewilligungsübergabe. Auch Klaus
Töpfer, ehemaliger Umweltminister und Direktor des Umweltprogramms
der Vereinten Nationen (United Nations, UN), spricht sich seit Jahren
dafür aus, dass Armut nicht ohne Umwelt- und Ressourcenschutz
überwunden werden kann. Erst kürzlich betonte der Träger des von der
DBU ausgelobten Deutschen Umweltpreises in einem Interview: "Die
Stabilität der Meere und des Klimas, der Verlust an Artenvielfalt,
die Zerstörung von Böden und der Wassermangel auf der Welt sind heute
keine Elitenprobleme mehr, von denen die meisten Menschen denken, es
ginge sie nichts an." Ganz im Gegenteil: "Vor allem die Bevölkerung
in den Entwicklungsländern leidet unter den globalen
Klimaveränderungen, denn sie ist den damit verbundenen Risiken wie
Krankheit, Hunger oder Ernteverlust besonders stark ausgesetzt",
erklärt Brickwedde. Doch um überleben zu können, sei sie nicht selten
dazu gezwungen, die eigenen natürlichen Quellen zu stark zu nutzen.
"Diesen Teufelskreis gilt es mit Projekten wie dem von terre des
hommes zu durchbrechen", so der DBU-Generalsekretär.

Originaltext: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6908
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6908.rss2

Pressekontakt:
Ansprechpartner
Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Stephanie Kaßing
Anneliese Grabara

Kontakt DBU:
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633521
Telefax: 0541|9633198
presse@dbu.de
www.dbu.de

Ansprechpartner für Fragen zum Projekt:
Wolf-Christian Ramm
Pressesprecher terre des hommes Deutschland
Telefon: 0541/7101158
Telefax: 0541/7101196
E-Mail: presse@tdh.de

Birgit Dittrich
Projektkoordinatorin terre des hommes Deutschland
Telefon: 0541/7101160


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