ots.Audio: Droht eine Kreditklemme? VÖB-Hauptgeschäftsführer Karl-Heinz Boos im Audio-Interview
Geschrieben am 21-08-2009 |
Berlin (ots) -
- Querverweis: Audiomaterial ist unter http://www.presseportal.de/audio und http://www.presseportal.de/link/multimedia.mecom.eu abrufbar -
Anmoderation:
Die Politik sieht den wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland durch eine drohende Kreditklemme gefährdet. Demnach würden die Banken Unternehmen derzeit nur zögerlich Geld leihen - ein Vorwurf, den führende Bankenvertreter energisch zurückweisen. Nach Einschätzung von Karl-Heinz Boos, dem Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands gibt es derzeit noch keine Kreditklemme - ganz im Gegenteil: Die Landesbanken hätten die Kreditvergabe im ersten Quartal 2009 sogar noch einmal ausgeweitet. Katrin Müller hat mit Herrn Boos gesprochen. Zum Thema Kreditklemme begrüße ich jetzt Karl-Heinz Boos, den Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB).
Fragen an Herrn Boos:
1. Herr Boos, das Wort Kreditklemme ist ja in letzter Zeit häufig durch die Medien gegangen - gibt es aus Ihrer Sicht hierzulande tatsächlich eine Kreditklemme für Unternehmen?
2. Wie hat sich die Vergabe von Unternehmenskrediten durch Banken allgemein im vergangenen Jahr entwickelt?
3. Bei der Kreditvergabe an Unternehmen - welche Rolle spielen dabei eigentlich die Landesbanken - insbesondere bei der Kreditvergabe an den Mittelstand?
4. Sie sagten, im Fall eines wirtschaftliche Aufschwungs, könnte es möglicherweise zu einer Art Kreditklemme kommen - was müsste aus Ihrer Sicht getan werden, um dem entgegenzuwirken?
5. Gefordert wird ja unter anderem auch eine Konsolidierung der Landesbanken - halten Sie das für ein geeignetes Mittel?
Beitrag:
1. Herr Boos, das Wort Kreditklemme ist ja in letzter Zeit häufig durch die Medien gegangen - gibt es aus Ihrer Sicht hierzulande tatsächlich eine Kreditklemme für Unternehmen?
O-Ton-Antwort 1 (31 Sek.): "Wenn wir uns die Zahlen der Bundesbank der letzten Quartalsberichte ansehen, dann haben wir effektiv noch keine direkte Kreditklemme. Wir beobachten aber folgendes: Wenn sich die wirtschaftliche Lage der Unternehmen in nächster Zeit verschlechtert, was viele vermuten, dann gibt es Engpässe bei den Banken, weil sich die Kreditvergabe ja nach der Bonität der Unternehmen richtet. Wenn sich die Bonität verschlechtert, müssen die Banken nach den aufsichtsrechtlichen Bestimmungen für Kredite mehr Eigenkapital hinlegen, und das könnte die Kreditvergabe bremsen."
2. Wie hat sich die Vergabe von Unternehmenskrediten durch Banken allgemein im vergangenen Jahr entwickelt?
O-Ton 2-Antwort (42 Sek.): "Bis zum ersten Quartal 2009 war im vergangenen Jahr noch eine steigende Kreditvergabe zu verzeichnen. Das zeigt, dass die finanzielle Lage der Unternehmen noch stabil ist. Das ergibt sich ja auch aus der Frühjahrsumfrage des BDI. Wir sehen aber auch, dass viele Unternehmen aufgrund der Krise zu Anpassungsmaßnahmen gezwungen sind, dass sie zum Beispiel verstärkt ihre Vorratsbestände reduzieren oder dass sie ihr Forderungsmanagement intensivieren. Wenn sich die Situation verändert und wir wieder in einen wirtschaftlichen Aufschwung kommen, dann steigt die Kreditnachfrage, und das kann bei den Banken dazu führen, dass Eigenkapitalengpässe zu verzeichnen sind und insofern eine Kreditklemme entstehen kann."
3. Bei der Kreditvergabe an Unternehmen - welche Rolle spielen dabei eigentlich die Landesbanken - insbesondere bei der Kreditvergabe an den Mittelstand?
O-Ton-Antwort 3 (33 Sek.): "Bei der Unternehmensfinanzierung sind die Landesbanken in der Tat führend. Sie haben einen Marktanteil von etwa 24 Prozent. Die Sparkassen und privaten Banken haben jeweils ca. 15 Prozent. Die Landesbanken haben jedenfalls im ersten Quartal 2009 ihre Kreditvergabe noch mal ausgeweitet. Wir verzeichnen im Moment eine Entwicklung, dass gerade viele mittelständische, größere mittelständische Unternehmen wieder Finanzierungspartner in ihrer Region suchen - also praktisch zurückkommen zu dem Hausbankprinzip, das im Moment eine Art Renaissance erlebt."
4. Sie sagten, im Fall eines wirtschaftliche Aufschwungs, könnte es möglicherweise zu einer Art Kreditklemme kommen - was müsste aus Ihrer Sicht getan werden, um dem entgegenzuwirken?
O-Ton-Antwort 4 (46 Sek.): "Entscheidend ist - und das muss eigentlich noch dieses Jahr passieren - dass reine regulativ bedingte Eigenkapitalvernichtungen verhindert werden. Insofern muss man versuchen, diese prozyklisch wirkenden Effekte der Aufsichtsregeln zu beseitigen. Da hilft auch kein politischer Druck. Hier muss man gemeinsam drangehen, diese Wirkungen zu schwächen. Parallel dazu muss auch das Verbriefungsgeschäft - auch wenn es teilweise in Misskredit geraten ist - wieder in Gang kommen, und zwar möglicherweise durch partielle oder zeitlich begrenzte, staatliche Anschubmaßnahmen. Wichtig ist aber dabei, dass diesen Verbriefungsstrukturen relativ einfache Verbindungen und Strukturen zugrunde liegen, und dass es für den Anleger und den Investor wieder transparent wird."
5. Gefordert wird ja unter anderem auch eine Konsolidierung der Landesbanken - halten Sie das für ein geeignetes Mittel?
O-Ton-Antwort 5 (18 Sek.): "In einer Krise zu fusionieren - das hat der Fall der Commerzbank gezeigt - ist nahezu unmöglich. Es muss erstmal darum gehen, die Strukturen und Geschäftsmodelle der Landesbanken wieder auf ein stabiles Fundament zu bringen, um dann zu überlegen, wie man weiter verfährt und ob dann Konsolidierungen sinnvoll sind."
ACHTUNG REDAKTIONEN: Das Tonmaterial ist honorarfrei zur Verwendung. Sendemitschnitt bitte an ots.audio@newsaktuell.de.
Originaltext: Bundesverband Öffentlicher Banken (VÖB) Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/42234 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_42234.rss2
Pressekontakt: RA Dr. Stephan Rabe Pressesprecher
Telefon: (0 30) 81 92 - 1 60 Mobil: (01 70) 24 76 702 E-Mail: presse@voeb.de
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