Themenservice "Die Jahrhundertkrise"
Geschrieben am 01-09-2009 |
Stuttgart (ots) - Themenservice 09/2009 des Schäffer-Poeschel Verlags Stuttgart
Die Jahrhundertkrise
Im Sommer 2007 begann, was sich zur tiefsten Finanz- und Wirtschaftskrise seit der Großen Depression entwickeln sollte. Eine Jahrhundertkrise, die 50 Billionen US-Dollar als Anlagevermögen vernichtet hat - die weltweite Wirtschaftsleistung eines Jahres. Wie konnte es dazu kommen? Was läuft im Kampf gegen die Krise richtig, was läuft falsch? Welche Lehren muss die Menschheit aus dem Desaster ziehen? Der Wirtschaftsjournalist Olaf Storbeck (Handelsblatt) analysiert in seinem am 5. Oktober 2009 erscheinenden Buch, "Die Jahrhundertkrise. Über Finanzalchemisten, das Versagen der Notenbanken und John Maynard Keynes" die wichtigsten Ursachen.
Nachfolgend eine Zusammenfassung:
Blinde Marktgläubigkeit:
Vor allem in den USA hat sich in den Bereichen der Geld-, Wirtschafts- und Finanzpolitik eine ultraliberale Geisteshaltung etabliert. Aus der richtigen Erkenntnis, dass der Markt in den meisten Fällen die besten Ergebnisse liefert, zogen liberale Ökonomen den falschen Schluss, dies sei immer und auf allen Märkten der Fall. Der blinde Glaube an die Selbstheilungskräfte des Marktes führte vor allem auf dem Finanzmarkt zu einer laxen staatlichen Regulierung.
Ein trügerisches Gefühl der Sicherheit:
Eine zweieinhalb Jahrzehnte andauernde, historisch außergewöhnliche Periode wirtschaftlicher Stabilität, hat Politiker, Wissenschaftler und Finanzmarkt-Akteure gleichermaßen ein Gefühl trügerischer Sicherheit vermittelt und sie leichtsinnig werden lassen.
Die weltweite Jagd nach Rendite:
In der zweiten Hälfte der 90er-Jahre ist die weltweite Ersparnis massiv gestiegen, ohne dass die lukrativen Anlageprojekte in gleichem Ausmaß zunahmen. Dadurch entstand ein Überangebot an Kapital, das die Langfrist-Zinsen drückte. Dies wiederum löste bei den Anlegern eine regelrechte Jagd nach Rendite aus.
Zu billiges Geld:
Das billige Geld heizte den Boom weiter an, weil es dadurch für Privatleute und Banken billiger wurde, Schulden zu machen und mit geliehenem Geld zu spekulieren.
Der irrationale Überschwang auf dem US-Immobilienmarkt: Die Spekulationsblase auf dem Immobilienmarkt trieb die gesamte Konjunktur, vor allem aber den Markt für innovative Finanzprodukte an, mit denen die Hypotheken an Eigenheimbesitzer finanziert wurden - und das fachte wiederum die Spekulation auf dem Immobilienmarkt weiter an.
Komplexe, neue und falsch bewertete Finanzprodukte:
Investmentbanken schienen clevere Wege gefunden zu haben, riskante Einzelkredite in scheinbar sichere und trotzdem höchst renditeträchtige Wertpapiere zu verwandeln. Diese waren so komplex, dass selbst erfahrene Spezialisten die darin verborgenen Risiken nicht mehr einfach bewerten konnten. Anleger waren daher auf das Urteil der Rating-Agenturen angewiesen. Ihnen vertrauten sie blind - ebenso wie den überall an der Wall Street üblichen quantitativen Bewertungs- und Risikomodellen. Diese Modelle aber waren fehlerhaft und wurden mit ungeeigneten Daten gefüttert; als Folge lieferten sie viel zu optimistische Ergebnisse.
Das System der Schattenbanken:
Das Vertrauen in die Selbstheilungskräfte des Marktes führte zu einer laxen Bankenaufsicht. Die Regulierer ließen zu, dass ein unreguliertes Schattenbank-System entstand. Die Banken gründeten Tochtergesellschaften und konnten so außerhalb ihrer Bilanzen große Risiken auftürmen.
Neue Eigenkapital- und Bilanzierungsregeln für Banken:
Diese sollten das System sicherer und transparenter machen. Tatsächlich aber verstärkten sie seine Instabilität.
Falsche Anreizsysteme in der Finanzbranche:
Vor allem für die Bezahlung von Bankern zählte ausschließlich der kurzfristige Erfolg. Große Teile des extrem üppigen Salärs von Investmentbankern wurden als Boni ausgezahlt, die sich an der Entwicklung des letzten Geschäftsjahres orientierten. Das schuf für Banker enorme Anreize, höchst riskante Geschäfte einzugehen, die langfristig sehr gefährlich waren.
Fazit:
Keiner dieser Faktoren ist alleine für die Krise verantwortlich, einige verstärken sich gegenseitig. So hätte es den US-Immobilienboom in dieser Extremform ohne die neuen Finanzprodukte nicht gegeben. Umgekehrt hätten die Finanzinnovationen ohne die lange steigenden Hauspreise nicht so sicher und rentabel ausgesehen, wie sie es bis ins Jahr 2007 hinein taten.
Quelle: Olaf Storbeck, Die Jahrhundertkrise Über Finanzalchemisten, das Versagen der Notenbanken und John Maynard Keynes 208 S., Kartoniert, Euro 14,95, ISBN: 978-3-7910-2919-1, Erscheint am: 05.10.2009
Originaltext: Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft Steuern Recht GmbH Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/76510 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_76510.rss2
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