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Frank Spieth: Ethische Grundsätze werden auf dem Altar des Wettbewerbs geopfert

Geschrieben am 04-09-2009

Berlin (ots) - "Die "Kopfprämien" der Krankenhäuser an einweisende
Ärzte sind das Ergebnis der Ökonomisierung des Gesundheitssystems. Wo
Fallpauschalen satte Gewinne versprechen, werden Krankenhäuser von
einigen einweisenden Ärzten gemolken", so der gesundheitspolitische
Sprecher der Bundestagsfraktion DIE LINKE, Frank Spieth. "Ethische
Grundsätze werden heute auf dem Altar des Wettbewerbs geopfert."
Spieth weiter:

"Diese Entwicklung ist systembedingt. Durch die bestehende
Trennung von ambulanter und stationärer Versorgung wird der Patient
vom niedergelassenen Arzt eingewiesen. Dies sollte aufgrund der
Notwendigkeit einer Krankenhausbehandlung erfolgen, aber nicht wegen
der möglichen Prämie. Für seine diagnostischen Leistungen erhält der
niedergelassene Arzt bereits ein Honorar der Krankenkasse. Für die
gleichen Leistungen dürfen dann die Krankenhäuser kein zweites Mal
zahlen. Warum machen sie es trotzdem?

Krankenhäuser sind immer weniger Häuser der öffentlichen
Daseinsvorsorge, sondern konkurrierende Einrichtungen, die um die
Belegung ihrer Krankenhausbetten kämpfen. Bestimmte Fallpauschalen,
also Patienten, die mit einer bestimmten Erkrankung in die Klinik
eingewiesen werden, werden intern "cash cows", also Melkkühe genannt.
Mit ihnen verdienen die Krankenhäuser Geld. Jedes Krankenhaus ist
unter der bestehenden Abrechnungslogik auf diese Fälle angewiesen und
unternimmt einiges, damit sie möglichst viele solche Fälle bekommt.
Wenn einzelne Facharztgruppen sich zusammenschließen, können sie die
Krankenhäuser locker ausspielen. Innerhalb des Fallpauschalensystems
sind diese Auswüchse systembedingt.

Das Nebeneinander von ambulanter und stationärer fachärztlicher
Behandlung könnte gelöst werden: Öffentliche und frei-gemeinnützige
Krankenhäuser sollten eine fachärztliche Versorgung aus einer Hand
anbieten. Ihnen muss endlich erlaubt werden, auch im vollen Umfang
ambulant tätig zu werden. Gleichzeitig muss die Regierung endlich
reagieren, damit die Privatisierung dieser Einrichtungen gestoppt
wird. Stattdessen geht die Geschäftemacherei weiter, wie jetzt in
unserer kleinen Anfrage der Fraktion DIE LINKE zur "Situation der
stationären Versorgung in bundesdeutschen Krankenhäusern" (BT-Drs. Nr
16/13904) hervorgeht. Bereits heute ist jedes dritte Krankenhaus
privatisiert. Dort werden Gewinne an die Aktionäre abgeführt und
nicht zum Nutzen der Patienten reinvestiert. Und über eigene
Medizinische Versorgungszentren bilden Rhön, Helios, Asklepios und
Co. eine Wertschöpfungskette bis tief hinein in die ambulante
Versorgung. Der Patient bleibt dabei auf der Strecke: Er ist nur noch
Mittel zum Zweck der Gesundheitsindustrie."

Originaltext: DIE LINKE
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/41150
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_41150.rss2

Pressekontakt:
Hendrik Thalheim
Pressesprecher
Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Telefon +4930/227-52800
Telefax +4930/227-56801
pressesprecher@linksfraktion.de


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