Neue Westfälische: Große Koalition Zum richtigen Zeitpunkt ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN
Geschrieben am 07-09-2009 |
Bielefeld (ots) - Wer von einer großen Koalition große Reformen erwartet hatte, wurde in den vergangenen vier Jahren schnell enttäuscht. Angela Merkel, die sich in ihrer Kanzlerschaft sozialdemokratisiert hat und sowieso lieber kleine Schritte als große Sprünge mag, wollte den Menschen möglichst wenig Grausamkeiten zumuten. Als nachhaltige Reformwerkstatt kann man diese Koalition deshalb nicht bezeichnen. Immerhin reichte es für die Rente mit 67 und die Schuldenbremse. Beide Projekte hätten kleine Koalitionen vermutlich nicht auf den Weg gebracht. Rot-Schwarz war eher zufällig die richtige Konstellation zum richtigen Zeitpunkt. In der Finanz- und Wirtschaftskrise ist diese Koalition zweifellos zu großer Form aufgelaufen. Vor allem die Zusammenarbeit von Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Menschen in einer unübersichtlichen, brenzligen Situation das dringend notwendige Vertrauen eingeflößt, dass es so schlimm schon nicht kommen werde. In Deutschland, wo aus historischen Grünen das Bedürfnis nach Sicherheit extrem hoch ist, hat die sachgerechte Kooperation der beiden Volksparteien jeden Anflug von Panik im Keim erstickt. Die große Koalition ist aber kein Modell für die Ewigkeit. Sie neigt dazu, alle Politik mit einer Konsenssoße zu überziehen. Unterschiede werden so einplaniert. In einer Krise beruhigt das zwar, aber Politik wird so tendenziell zum Schlafmittel. Für die Lebendigkeit in der Demokratie wäre eine kleine Koalition oder ein Dreierbündnis auf jeden Fall besser. Doch sollte sich niemand einer Illusion hingeben. Die enormen Kosten der Krise werden in der nächsten Wahlperiode zu scharfen Verteilungskämpfen führen. Ob eine andere als die große Koalition diese riesigen Herausforderungen tatsächlich besser meistern kann, ist keineswegs garantiert.
Originaltext: Neue Westfälische Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65487 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2
Pressekontakt: Neue Westfälische Jörg Rinne Telefon: 0521 555 276 joerg.rinne@neue-westfaelische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
223425
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Neues Chaos bei der Berliner S-Bahn Cottbus (ots) - Die Dutzenden von Millionen, die die Bahn bei der Berliner S-Bahn abzweigte, drohen ein einstmals weltweit gerühmtes Nahverkehrssystem dauerhaft lahmzulegen. Dabei stammt das Geld für den Betrieb vom Steuerzahler, und die Bahn ist nach wie vor vollständig in öffentlichem Besitz. Ihr Ex-Chef Hartmut Mehdorn, der die Berliner S-Bahn in die Misere führte, konnte einst Kanzler Gerhard Schröder davon überzeugen, dass Personenbeförderung nichts bringt für einen Weltkonzern, dafür aber der Warentransport. Jetzt fährt die Bahn mehr...
- Lausitzer Rundschau: Kritik an Bundeswehr nach Luftangriff in Afghanistan Cottbus (ots) - Umfassende Aufklärung ist das, was man von Verteidigungsminister Franz Josef Jung nach dem Bomben-Desaster von Kundus jetzt fordern muss. Vielleicht war alles nur eine Verkettung unglücklicher Umstände. Aber vielleicht war es auch Leichtfertigkeit. Vielleicht herrscht unter den deutschen Soldaten schon das Denken vor, dass, wo gehobelt wird, auch Späne fallen. Jung selbst hat mit seiner Informationspolitik Anlass für Fragen gegeben, zuletzt mit seiner Rechtfertigung, der "überwiegende Teil" der Personen an den zerstörten mehr...
- Westdeutsche Zeitung: Afghanistan = von Anja Clemens-Smicek Düsseldorf (ots) - Mit seiner voreiligen Rundumrechtfertigung des Luftangriffs hat sich Franz Josef Jung selbst ins Abseits katapultiert. Nun rudert er zurück und gibt einen Minister von konfuser Gestalt. Dabei wären gerade jetzt Kompetenz und Stärke gefragt. Denn mit der Solidarität in der EU ist es nicht weit her. Frankreich und Schweden drängen - wie schon die USA - Deutschland in die Rolle des Hardliners, der militärische Erfolge über den Schutz von Zivilisten stellt. Doch dieser Vorwurf ist unhaltbar: Im Gegensatz zu anderen Armeen mehr...
- Berliner Morgenpost: Die Bundeswehr hat ihre Unschuld verloren - Leitartikel Berlin (ots) - Es gehört zu den gespenstischen Zynismen der Demokratie, dass ein Bombenangriff mit vielen Toten in der Hochphase des Bundestagswahlkampfes gnadenlos instrumentalisiert wird. Nicht jeder, der Pietät im Blick führt, verhält sich auch entsprechend. Es gehört auch zu den brutalen Realitäten eines Wahlkampfes, dass sich die Akteure nicht länger hinter ihren Watte-Wänden ducken können. Das Thema Afghanistan, von beiden Volksparteien einträchtig klein gehalten, ist unversehens auf der Agenda; vielleicht nicht mit der wahlentscheidenden mehr...
- Rheinische Post: Kommentar: Bundesstadt passé Düsseldorf (ots) - Die Zweiteilung der Bundesregierung in einen Regierungssitz Berlin und einen Dienstsitz Bonn ist ein Anachronismus. Man braucht kein Mathematiker oder glühender Berlin-Anhänger zu sein, um 360 tägliche Dienstflüge vom Rhein an die Spree und zurück als nicht zeitgemäß zu verurteilen. Die Bundesminister haben das Bonn/Berlin-Gesetz ohnehin faktisch ausgehebelt, indem sie ihre wichtigsten Mitarbeiter nach Berlin beordern, Abteilungen stillschweigend verlagern und sich selbst teilweise monatelang nicht an ihrem vermeintlichen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|