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Börsen-Zeitung: Zur Unzeit, Kommentar von Bernd Wittkowski zur Eigenkapitalausstattung der Banken

Geschrieben am 08-09-2009

Frankfurt (ots) - Die Banken müssen sich warm anziehen. Von
Politik und Regulatoren bläst ihnen ein immer schärferer Wind
entgegen. Mehr Eigenkapital, Kernkapital besserer Qualität,
Verschuldungslimit, "Dynamic Provisioning", frei übersetzt: in guten
Zeiten Speck ansetzen für schlechte Phasen. Also etwa so, wie die
Regierungen in der EU es mit ihrer Haushaltspolitik spätestens seit
der Vereinbarung von Maastrichtvertrag und Stabilitätspakt
erfolgreich vormachen.

Spaß beiseite: Wird annähernd realisiert, was sich auf politischer
Ebene in den 20 führenden Industrie- und Schwellenländern (G20) oder
im Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht abzeichnet, dann ist die von
Deutsche-Bank-Chef Ackermann vorhergesagte Kapitalerhöhungswelle in
der Tat nur eine Frage der Zeit. Und grundsätzlich kann es ja auch
kein Vertun geben: Die Eigenkapitalausstattung gerade vieler großer
international aufgestellter Banken und etwa einer Handvoll
Landesbanken hat sich als nicht krisenresistent erwiesen (die lokale
Sparkasse oder Kreditgenossenschaft trifft diese Feststellung in
aller Regel nicht). Insofern sind Quantität und Qualität des
Eigenkapitals ein regulatorisches Feld, auf dem Handlungsbedarf
besteht, den nicht einmal die Repräsentanten der Branche bestreiten.
Gibt das "Ob" also wenig Konfliktstoff her, sind das "Wie" und das
"Wann" ein Exempel dafür, wie eine Diskussion aus dem Ruder zu laufen
droht. Wie man im selben Atemzug über die angebliche Kreditklemme
lamentieren kann und das Eigenkapitalregime verschärfen will, das
vermögen wohl nur wahlkämpfende Politiker zu erklären. Selbst wenn
jetzt beschlossene Regeln erst später in Kraft treten sollten: Märkte
und Ratingagenturen würden die Auswirkungen doch eskomptieren und
"einpreisen". Insofern kommt die Debatte eingedenk der Tatsache, dass
die Finanzkrise noch nicht zu Ende und die Kreditabschreibungslawine
noch gar nicht richtig losgerollt ist, absolut zur Unzeit.

Was das "Wie" angeht, nur ein Beispiel: Vor zwei Jahren wusste auf
dem europäischen Kontinent noch niemand, wie man "Leverage Ratio"
schreibt. Heute ist dies die Risikosteuerungsgröße, auf die alle
starren, weil ein paar US-Analysten es sich so ausgedacht haben.
Gerade noch galt es zumindest in Europa als die größte Baseler
Errungenschaft, Aktiva sinnvollerweise risikoadäquat zu bewerten und
mit Kapital zu unterlegen. Eine Krise später ist das alles vergessen.

(Börsen-Zeitung, 9.9.2009)

Originaltext: Börsen-Zeitung
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de


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