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Ostthüringer Zeitung: Kommentar: Fernseh-Duellchen

Geschrieben am 13-09-2009

Gera (ots) - Von Dirk Hautkapp
Er kam von unten aus dem Umfragetief, sie von oben. Er musste
angreifen, sie nur parieren. Sie wollte die Emotionen möglichst lau
temperieren, er musste sie in Wallung bringen. Soweit die
Versuchsanordnung vor dem öffentlichsten Arbeitsgespräch aller Zeiten
zwischen einer Kanzlerin und einem Vizekanzler.
Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier wirkten über weite Strecken
dieses Fernseh-Duellchens wie ein in die Jahre gekommenes Ehepaar,
das sich ganz ordentlich arrangiert hat und es noch ein paar Jahre
miteinander aushalten könnte. Aus dieser Konstellation Honig zu
saugen für den Zuschauer, sprich: Verklarung statt Verklärung
politischer Absichten zu erzielen, war schon zur Halbzeit vergebene
Liebesmüh. Kaum eine Frage, auf die wirklich präzise geantwortet
worden wäre.
Der Rest ist schnell erzählt: Merkel-Sätze glänzen mittlerweile matt
durch sprachliche Schlichtheit. Diese Frau will keine mediale
Großcharmeurin mehr werden. Aber ihre Rolle, beständig unkonkret auf
alles zu antworten und nichts wirklich zu sagen, die hat sie wahrlich
verinnerlicht. Steinmeier-Sätze dagegen atmen, abseits seltener
Ausbrüche von Schlagfertigkeit, noch immer die Detailhuberei des
gediegenen Fachpolitikers. Ansonsten wenig Show, wenig Emotionen,
kaum verbale Rempeleien, kein Flirt mit den Kameras.
Für den aufgeklärten, fernseherprobten Staatsbürger bewies der
gestrige Abend endgültig: TV-Duelle dieses Formats sind nicht das
behauptete politische Großereignis, das den Ausgang von
Bundestagswahlen beeinflusst.

Originaltext: Ostthüringer Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/74527
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_74527.rss2

Pressekontakt:
Ostthüringer Zeitung
Redaktion Ostthüringer Zeitung
Telefon: +49 3447 52 59 70
redaktion@otz.de


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