(Registrieren)

"Eine Zeitung ist ein Wertpapier - aber kein Spekulationsobjekt" / BDZV-Präsident Helmut Heinen eröffnet Zeitungskongress in Fulda / Klare Erwartungen an künftige Bundesregierung

Geschrieben am 14-09-2009

Fulda (ots) - Die deutschen Zeitungsverleger erwarten von der
künftigen Bundesregierung eine Stärkung der freien Presse. Die
Verlage verlangten auch in schwierigen Zeiten keine Staatshilfen,
sagte der Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger
(BDZV), Helmut Heinen, heute in Fulda bei der Eröffnung des
Zeitungskongresses 2009. "Was unsere Häuser brauchen, sind gute
Rahmenbedingungen", so Heinen. Dazu gehöre auch ein umfassendes
Leistungsschutzrecht, mit dem Fehlentwicklungen im Internet
korrigiert werden müssten. Es sei nicht länger hinzunehmen, dass
aufwendig produzierte Qualitätsinhalte der Zeitungen von Dritten
kommerziell genutzt werden, "ohne dass auch nur ein Cent an die
Verlage zurückfließt". Dem "Content-Klau" von den Websites der
Zeitungen müsse Einhalt geboten werden. Im nächsten Schritt müssten
Bezahlmodelle für das Internet entwickelt werden. Heinen hob hervor,
dass die Onlinewerbung alleine nicht ausreichen werde, die
publizistische Qualität im Internet zu finanzieren. "Unser Ziel ist
der Erhalt der Qualitätspresse in einer digitalisierten Welt".
Deshalb müssten Wege gefunden werden, die von der Gratiskultur
wegführen.

In aller Deutlichkeit sprach sich der BDZV-Präsident auch für eine
Lockerung der Pressefusionskontrolle aus. Angesichts des
tiefgreifenden Strukturwandels bei den Medien und dessen Auswirkungen
im Markt müsse es Zeitungshäusern künftig erlaubt sein, in größeren
Einheiten zu agieren. Die kartellrechtlichen Bestimmungen für
Kooperationen und Fusionen müssten angepasst werden. So müsse eine
Erleichterung für Zusammenschlüsse benachbarter Zeitungsverlage
geprüft werden. Die so genannte Aufgreifschwelle von derzeit 25
Millionen Euro müsse erheblich angehoben werden. Heinen machte weiter
deutlich, dass zur Stärkung der Verlagsunternehmen auch eine
grundsätzlich unbeschränkte Beteiligungsmöglichkeit am lokalen
Rundfunk gehöre. Nur so könnten sich die Verlage für die Zukunft
rüsten.

Die Zukunftsperspektiven der Zeitung sieht Heinen optimistisch:
Die Reichweiten der gedruckten Zeitung seien stabil. Mehr als 70
Prozent der über 14-Jährigen in Deutschland läsen täglich Zeitung.
Hinzu kämen die Internetnutzer, von denen fast 40 Prozent regelmäßig
auf die Websites der Zeitungen zugreifen. Auch im Internet müssten
die Zeitungen Qualitätsjournalismus bieten. Besorgt äußerte sich
Heinen darüber, dass das Interesse der ans Internet gewöhnten
jüngeren Generation an politischen Themen kontinuierlich zurückgehe.
Am Ende dieser Entwicklung könne womöglich Politikverachtung stehen.
Die Zeitungen hätten deshalb die Aufgabe gegenzusteuern. Mit
professionellem Journalismus, kontinuierlicher Information, Erklären
und Gewichten von Fakten seien Zeitungen unverzichtbar für die
politische Meinungsbildung.

Zur Krise auf dem Zeitungsmarkt in den USA und möglichen
Auswirkungen hierzulande sagte Heinen, dass sich die amerikanischen
Verhältnisse nicht übertragen ließen. So seien die US-Zeitungen weit
stärker von den Einnahmen am Werbemarkt abhängig, außerdem habe die
deutsche Presse mit der Zeitungszustellung bis zur Haustür ein
herausragendes Vertriebssystem. Hinzu komme die enorm starke Bindung
zwischen Leser und Zeitung hierzulande. Den US-Verlagen hielt Heinen
vor, nicht rechtzeitig auf die Herausforderungen durch veränderte
Marktbedingungen reagiert zu haben. Ein weiterer Grund für die Krise
in den USA seien die Besitz- und Eigentumsverhältnisse. Bei vielen
der an der Börse gelisteten Verlage bestimmten vor allem kurzfristige
Finanzinteressen die Unternehmensstrategie. Demgegenüber könnten
eigentümergeführte Verlagsunternehmen wie in Deutschland langfristige
Strategien entwickeln und dabei den publizistischen Anspruch wahren.
"Eine Zeitung ist ein Wertpapier, sie ist aber kein
Spekulationsobjekt", so der BDZV-Präsident.

In seiner Eröffnungsrede setzte sich Heinen auch deutlich mit
Eingriffen in die Belange der Presse auseinander. Zwar sei die
Pressefreiheit in Deutschland gewährleistet. Doch komme es immer
wieder zu Bedrohungen und Einschränkungen. In diesem Zusammenhang
erinnerte Heinen an das BKA-Gesetz mit seinen Auswirkungen auf den
Informantenschutz, das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung und auch an
die Bespitzelung von Journalisten durch den Bundesnachrichtendienst.
"Von der Politik wie von den Ermittlungsbehörden fordere ich mehr
Sensibilität und Augenmaß beim Abwägen zwischen Sicherheit und
Pressefreiheit", sagte der BDZV-Präsident.

Originaltext: BDZV - Bundesverb. Dt. Zeitungsverleger
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6936
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6936.rss2

Pressekontakt:
Hans-Joachim Fuhrmann
Telefon: 030/ 726298-210
E-Mail: fuhrmann@bdzv.de

Anja Pasquay
Telefon: 030/ 726298-214
E-Mail: pasquay@bdzv.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

224718

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Gabriel sieht "kräftigen Motivationsschub" für die SPD Düsseldorf (ots) - Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) wertet den Auftritt von SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier beim TV-Duell als "kräftigen Motivationsschub" für seine Partei. "Steinmeiers überzeugender Auftritt war ein Sieg nach Punkten", sagte Gabriel der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Dienstagausgabe). "Er hat gezeigt, dass Frau Merkel weit überschätzt wird und er gibt der SPD einen kräftigen Motivationsschub für die letzten beiden Wahlkampf-Wochen. Das Rennen ist offener denn je." Originaltext: mehr...

  • Saarbrücker Zeitung: Chef des Adolf-Grimme-Instituts kritisiert TV-Konzept für Kanzlerduell Saarbrücken (ots) - Der Direktor des Adolf-Grimme-Instituts, Uwe Kammann, hat die Konzeption für das TV-Kanzlerduell kritisiert und eine Überarbeitung bei künftigen Ausstrahlungen dieser Art angemahnt. "Die Form der Sendung ist sehr ritualisiert und zu steif. Jeder hat gespürt, dass es eine Proporzveranstaltung ist, denn inzwischen sind ja bereits vier Fernsehanstalten an dem Spektakel beteiligt", sagte Kammann der "Saarbrücker Zeitung" (Dienstag-Ausgabe). Der größte Schwachpunkt sei gewesen, dass sich vier Journalisten gegenseitig mehr...

  • Neue Westfälische: Blüm: Schwarz-Gelb nur unter Bedingungen Bielefeld (ots) - Bielefeld. Nach Ansicht des ehemaligen CDU-Sozialministers Norbert Blüm funktioniert eine schwarz-gelbe Koalition nach der Bundestagswahl nur, "wenn es eine ganz starke soziale CDU gibt". Dabei setzt der zum linken Flügel seiner Partei zählende Ex-Minister im Gespräch mit der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen (Dienstagsausgabe) seine ganze Hoffnung auf den Arbeitnehmerflügel der Christdemokraten. Dem 74-Jährigen sind die Sozialausschüsse in der CDU aber häufig zu leise. "Ich fände es besser, wenn mehr...

  • Rheinische Post: Sierau will offenbar doch OB in Dortmund werden Düsseldorf (ots) - Der neugewählte Dortmunder Oberbürgermeister Ulrich Sierau (SPD) will sein Amt trotz des Wahlbetrugsvorwurfs gegen die Dortmunder SPD offenbar doch antreten. Er werde dies "auf jeden Fall durchziehen". Das berichtet die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post (Dienstagausgabe) unter Berufung auf sozialdemokratische Kreise. Noch am Wochenende hatte Sierau erklärt, er habe seine schriftliche Zustimmung noch nicht gegeben und wolle sich erst mit Freunden beraten. Er hatte auch einen Rückzug nicht ausgeschlossen. Die mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zum Zollstreit USA-China: Frankfurt/Oder (ots) - Spätestens beim G-20-Treffen Ende September in Pittsburgh werden vermutlich die Fetzen richtig fliegen, wenn der Konflikt bis dahin nicht ausgeräumt ist. Zwar erlaubt ein amerikanisches Gesetz Strafmaßnahmen, wenn ein schneller Anstieg von Importen aus China einem eigenen Industriezweig schadet. Nur wird sich Präsident Obama überlegen müssen, ob er weiter dem Druck besorgter Gewerkschaften in den USA nachgeben und auf Konfrontationskurs mit China gehen will. Dessen Markt ist riesig und bietet damit entsprechende mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht