WAZ: Obama stoppt Raketenschild - Eine kluge Entscheidung - Leitartikel von Joachim Rogge
Geschrieben am 17-09-2009 |
Essen (ots) - Obamas Entscheidung, das seit Jahren umstrittene Raketen-Abwehrsystem in Osteuropa zu beerdigen, ist ein kluger Schachzug. Washingtons Entscheidung baut bestehende Spannungen im amerikanisch-russischen Verhältnis ab, verhindert einen neuen Rüstungswettlauf und macht den Weg frei für künftige neue, ernsthafte Abrüstungsverhandlungen. Sie bewahrt aber auch das westliche Verteidigungsbündnis vor einer neuen Zerreißprobe.
Die Erleichterung in der Nato war daher auch gestern mit Händen zu greifen. Nach den Alleingängen der Bush-Regierung, die auch Amerikas Partner mehr als einmal vor den Kopf stießen, setzt Obama sein Versprechen um, Kritik der Verbündeten, aber auch Moskaus Ängste ernst zu nehmen. In der Tat hätte der US-Raketenschild dazu geführt, Russland nach der Ost-Erweiterung der Nato noch ein gutes Stück weiter einzukreisen - eine Strategie, der Moskau nicht tatenlos zugesehen hätte. Entsprechende scharfe Drohungen aus dem Kreml gab es in der Vergangenheit schon zuhauf. An einem erneuten globalen Rüstungswettlauf nach dem formellen Ende des Kalten Krieges aber kann niemand ein Interesse haben. Washington braucht Russland überdies, um die Krisenherde dieser Welt, allen voran Iran, einzudämmen. Die USA wollen Russland einbinden, um den Druck auf die Teheraner Bombenbauer zu erhöhen.
Mit seiner Entscheidung hat Obama rechtzeitig vor der UN-Vollversammlung in der nächsten Woche einen gewichtigen Stolperstein im Verhältnis zu Moskau aus dem Weg geräumt. Dass er damit vor allem Polen vor den Kopf stößt, nimmt der US-Präsident dabei notgedrungen in Kauf. Dort war das Raketen-Abwehrsystem stets als Symbol amerikanischen Engagements verstanden worden, das Leid geprüfte Land vor russischen Machtansprüchen zu schützen. Obamas Vorgänger Bush hatte solche Illusionen genährt und sich dafür vom "jungen Europa" im Osten mächtig feiern lassen. Doch Obama konnte, bei allem Verständnis für Polens tragische Geschichte, kein Interesse daran haben, sich durch die polnischen anti-russischen Reflexe in eine tiefe Konfrontation mit Russland treiben zu lassen.
Das zeugt von Obamas realpolitischer Sicht. Einige Trostpflaster als Entschädigung sollen nun die polnischen Schmerzen lindern. Der Vertrauensverlust in amerikanische Versprechen dürfte in Warschau freilich auf lange Sicht gewaltig sein. Im Rest Europas überwiegt hingegen die Erleichterung.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 / 804-6528 zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
225670
weitere Artikel:
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Milchpreisen Halle (ots) - Kann, darf und soll die Politik nun für auskömmliche Preise sorgen? Nein, das ist nicht ihre Aufgabe. Schon die Interventionskäufe von überproduzierten Milchmengen sind problematisch, weil sie den marktwirtschaftlichen Ausgleich von Angebot und Nachfrage unterlaufen und nicht die Ursache des Preisverfalls beseitigt. Die besteht darin, dass weit mehr Milch produziert als nachgefragt wird. Zum einen sind große Märkte wie Russland und China weggebrochen. Zum anderen haben Betriebe in der gar nicht lang zurückliegenden Zeit mehr...
- Südwest Presse: Kommentar zu Amokläufen Ulm (ots) - Erfurt, Winnenden - und jetzt Ansbach. Wieder ist ein Schüler zum Amokläufer geworden. Die Bilder wiederholen sich. Sie zeugen von Gewalt, Schock und Entsetzen - nicht nur bei Schülern, Eltern oder Lehrern, sondern auch bei all jenen, die abseits des Tatorts von der traurigen Nachricht erfahren haben. Ein schwer bewaffneter 18-Jähriger hat acht Mitschüler und einen Lehrer verletzt. Es sind die an den Tatort geeilten Politiker, die darauf verweisen, dass die in Bayern "fortentwickelten Einsatzkonzepte greifen". Doch ist das mehr...
- Neue Westfälische: Amoklauf an einer Schule in Ansbach Aus dem Ruder gelaufen RALF MÜLLER, MÜNCHEN Bielefeld (ots) - Wenige Tage nachdem zwei Jugendliche einen 50-jährigen Mann in München erschlagen haben, lief ein 18-jähriger Gymnasiast in Ansbach Amok. "Was ist nur mit unserer Jugend los?" ist die Frage, die sich jetzt wieder aufdrängt. Die Antwort steht im Gegensatz zu den aufgeregten alarmistischen Kommentaren, die jetzt allerorten zu hören sind: Nichts Besonderes. Die Gewaltkriminalität junger Menschen ist nämlich nicht angestiegen, sondern zurückgegangen. Verändert hat sich die Art und Weise, in denen aus dem Ruder gelaufene mehr...
- Neue Westfälische: Klage der evangelischen Kirche gegen Gewerkschaft Verdi Soziale Gerechtigkeit MATTHIAS BUNGEROTH Bielefeld (ots) - Jeder möchte, dass Kindergärten, Krankenhäuser, Behinderten- und Altenpflegeeinrichtungen in ausreichender Zahl mit Mitarbeitern ausgestattet sind, die bestens qualifiziert sind. Das kostet Geld. Qualität zum Nulltarif ist nicht haben. Dass ausgerechnet kirchliche Träger solcher Häuser hier einen Sparkurs fahren, ist alarmierend. Es gilt, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Flagge zu zeigen: Die erfolgreiche Arbeit dieser Institutionen ist der wichtigste Grundpfeiler der sozialen Gerechtigkeit. Ihn substanziell mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Ankündigung der USA, auf ein Raketenschild in Osteuropa vorerst zu verzichten Bielefeld (ots) - Erleichterung, Zustimmung, Zufriedenheit. In den westlichen Hauptstädten ist die Ankündigung von US-Präsident Barack Obama, auf den Raketenschild in Osteuropa vorläufig zu verzichten, mit stiller Freude aufgenommen worden. Die Welt hat genug andere Probleme. Kraftraubende Rüstungswettläufe kann derzeit niemand gebrauchen. Allerdings, und das wurde gestern zunächst überhört, hält Obama nach eigenen Worten »am Aufbau eines ABM-Systems fest, das den Bedrohungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird«. Das Kürzel für »Anti ballistic mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|