Lausitzer Rundschau: USA legen Pläne für Raketenschild auf Eis / Traum geplatzt
Geschrieben am 17-09-2009 |
Cottbus (ots) - In Polen ist wieder einmal ein Traum geplatzt. Der Traum von den polnischen Sonderbeziehungen zur Weltmacht USA. Anders als die Westeuropäer mochten die meisten Polen den republikanischen Präsidenten George W. Bush. Sie glaubten seinen schmeichelnden Lobreden auf "den besten Freund der USA in Europa". Dass Bush nicht die Deutschen fragte, ob er dort Teile des US-amerikanischen Raketenschildes stationieren könne, wurde als besonderer Vertrauensbeweis gewertet. Polen schien nach Großbritannien zum Hauptverbündeten der USA in Europa aufgestiegen zu sein. Warschau schien Berlin abgehängt zu haben. Darauf waren die Polen stolz. Und dafür liebten sie Bush und die USA. Dass der Raketenschild eine teure und möglicherweise sinnlose Investition der Amerikaner war, interessierte die Polen nicht übermäßig. Das war schließlich nicht ihre Sache. Ihr Ziel war es, eine amerikanische Militärbasis nach Polen zu holen. Die USA sollten so dazu gebracht werden, Polen nicht nur als Nato-Mitglied zu verteidigen, sondern direkt und sofort, wenn das Land sowie die amerikanische Militärbasis angegriffen würden. Die Nato nämlich, davon sind die meisten Polen überzeugt, ist den Namen "Verteidigungsbündnis" nicht mehr wert. Auch Polens Regierung hat kein großes Vertrauen in die Nato. Sollte Polen angegriffen werden, würden die Nato-Mitglieder wohl zwei Wochen lang diskutieren, was zu tun sei, statt Polen zu verteidigen. Schon im Zweiten Weltkrieg, der in der polnischen Erinnerung nach wie vor sehr präsent ist, waren Frankreich und Großbritannien nach dem Überfall Hitler-Deutschlands ihren Beistandsverpflichtungen gegenüber Polen nicht nachgekommen. Stattdessen marschierte die Sowjetunion ein. Das sitzt den Polen bis heute in den Knochen. Ohne US-amerikanischen Raketenschild in Polen wird es auch keine amerikanische Militärbasis in Polen geben. Der Traum von Amerika als der polnischen Schutzmacht ist damit ausgeträumt. Polen muss nun seine Außen- und Verteidigungspolitik neu ausrichten.
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