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IAA-Veranstaltung des VDA mit dem BDI über Nachhaltige Mobilität in Ballungsräumen / BDI-Präsident Keitel: Deutsche Industrie nimmt ihre Verantwortung für Klimaschutz sehr ernst

Geschrieben am 21-09-2009

Frankfurt (ots) -

Daimler-Vorstandsvorsitzender Zetsche: Deutsche Automobilindustrie
kommt bei der CO2-Minderung gut voran

Über "nachhaltige Mobilität in Ballungsräumen" sprachen auf einem
IAA-Symposium Prof. Dr.-Ing. Hans-Peter Keitel, Präsident des
Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), sowie Dr. Dieter
Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG. Die Veranstaltung
wurde gemeinsam vom Verband der Automobilindustrie (VDA) und dem BDI
im Rahmen der BDI-Initiative "Wirtschaft für Klimaschutz"
durchgeführt. VDA-Präsident Matthias Wissmann begrüßte die Teilnehmer
und betonte, dass die 63. IAA PKW trotz eines schwierigen
konjunkturellen Umfeldes gut gestartet sei. Der Besucherstrom am
ersten IAA-Wochenende sei "eindrucksvoll" gewesen: "Unsere
Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Wir gehen also mit Zuversicht in
die zweite IAA-Woche."

Keitel betonte, die Leistungen der deutschen Industrie für den
Klimaschutz könnten sich sehen lassen: "Bei hochinnovativen und
kosteneffizienten Klimaschutzlösungen ist unsere Industrie schon
heute weltweit führend. Auf den ?grünen' Weltmärkten haben deutsche
Unternehmen einen überproportional hohen Anteil von insgesamt mehr
als 16 Prozent - Tendenz steigend." Der BDI unterstütze das vom
EU-Rat vorgesehene CO2-Minderungsziel von 20 Prozent bis 2020 -
"wohlgemerkt auf der Basis von 1990". Eine Erhöhung dieses Ziels auf
30 Prozent könne der BDI nur dann akzeptieren, wenn sie nicht
einseitig zu Lasten der deutschen Wirtschaft geht: "Wir brauchen ein
level playing field."

Auch die leistungsfähigen aufstrebenden Schwellenländer müssten
Verantwortung tragen. Dort liege in Zukunft das eigentliche
Einsparpotenzial. Beim dafür notwendigen Technologietransfer müsse
allerdings auch der Schutz des geistigen Eigentums gewährleistet sein
und die Teilnahme an Ressourcen partnerschaftlich geregelt werden.
Auch von den USA forderte Keitel weitere Beiträge zum Klimaschutz.

Keitel betonte: "Die deutsche Automobilindustrie ist eine der
industriellen Kernbranchen unseres Landes, eine unserer
Vorzeigebranchen. Ich kenne kein anderes Land, das nicht stolz wäre
auf die Automobilindustrie, die wir haben." Kritikern der Branche gab
er auf den Weg: "Es ist purer Populismus zu behaupten, die deutsche
Industrie erkenne die Zeichen der Zeit nicht." Das Gegenteil sei der
Fall, die IAA sei dafür das beste Beispiel: "Hier präsentieren die
Automobilhersteller und Zulieferer - in der schwersten Krise, die die
Autoindustrie seit 1945 erlebt hat - ein Feuerwerk von Innovationen
und Ideen." Er verwies darauf, dass moderne Motoren heute
durchschnittlich zwei Liter weniger je 100 km verbrauchten als noch
1990, dass der sparsamste Viersitzer der Welt (3,3 l/100 km bzw. 87
g/km CO2) hier auf der IAA stehe und zu einer deutschen Marke zähle.

Keitel sagte: "Dank innovativer Technologien konnten die
Schadstoffemissionen schon deutlich reduziert werden. Und sie werden
bis 2020 nochmal kräftig sinken: bei flüchtigen Kohlenwasserstoffen
um 94 Prozent, bei Partikeln um 86 Prozent, bei Kohlenmonoxid um 90
Prozent und bei Stickoxiden um 73 Prozent gegenüber dem Jahr 1990."
Der BDI-Präsident betonte: "Hocheffiziente, innovative
Antriebstechnologien und alternative Kraftstoffe werden eine zentrale
Rolle für unsere nachhaltige Mobilität spielen. Kurzfristig heißt
das: CO2 und andere Treibhausgase einsparen, indem wir bestehende
Antriebstechnologien verbessern und Biokraftstoffe beimischen."
Sowohl beim Benziner als auch beim Clean Diesel gebe es noch
Verbrauchseinsparpotenzial von 25 bis 30 Prozent in den nächsten
Jahren. Mittel- und langfristig bilde der Elektroantrieb mit lokal
emissionsfreiem Fahren eine vielversprechende Option, vor allem in
Ballungsräumen. Für Elektromobilität sei die Industrie gut gerüstet -
von der Automobilindustrie über die Energieversorgung bis zur Chemie,
Informations- und Kommunikationstechnologie sowie der
Elektroindustrie.

Da es künftig eine breite Palette an unterschiedlichen
Antriebstechnologien geben werde, fordert der BDI eine
technologieoffene Förderung der Forschung: "Die IAA zeigt mehr als
deutlich, dass die Regierung den Inhalt der Forschung getrost der
Industrie überlassen kann", betonte Keitel, der auf die
CO2-Minderungen auch anderer Verkehrsträger hinwies. "All dies zeigt:
Die deutsche Industrie nimmt ihre Verantwortung für den Umwelt- und
Klimaschutz sehr ernst. Wir arbeiten heute mit Erfolg an Lösungen für
morgen. Wir werden den großen Herausforderungen nachhaltigen
Wirtschaftens gerade auch in dieser Krise gerecht. Darauf kann die
Gesellschaft, darauf kann die Politik zählen", so Keitel.

Der BDI-Präsident unterstrich: "Mobilität schaffen wir nicht ohne
intelligente Verkehrssysteme. Besonders wichtig ist dabei die
intelligente Vernetzung aller Verkehrsträger - gerade im urbanen
Raum." Die Informationen müssten in "Echtzeit" verfügbar sein. Dafür
sei der Zugang zu Verkehrsdaten von Fahrzeugen und Infrastrukturen
notwendig, die weitergeleitet und in vernetzten
Verkehrsmanagementzentralen verarbeitet werden. Als
"maßgeschneidertes Informationspaket" könnten diese Informationen
dann zurück zum Nutzer fließen: "Hier liegen Innovationen der
Zukunft, die in den Kreativschmieden unserer Industrien erdacht
werden. Die Politik muss verlässliche Rahmenbedingungen und
ausreichende Spielräume für die Einführung dieser Systeme rasch
schaffen - das ist ihre Aufgabe", sagte der BDI-Präsident.

Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, betonte:
"Im Vorfeld der IAA war ja manchmal zu hören, die Automobilindustrie
hätte in diesem Jahr nichts zu feiern. Wenn wir uns auf dieser Messe
umschauen, dann gibt es durchaus Anlass zum Anstoßen: Auf dieser IAA
werden exakt 100 Weltpremieren gezeigt. Und mehr als die Hälfte davon
wurden von deutschen Ingenieuren entwickelt." Die deutsche
Automobilindustrie komme bei der CO2-Minderung gut voran, sagte
Zetsche: "Der gesamte Verkehrssektor weiß um seine Verantwortung bei
diesem Thema. Von der Automobilindustrie über den Luft- und
Schienenverkehr bis hin zur Schifffahrt gilt: In den Grafiken zum
CO2-Ausstoß wird in den nächsten Jahren ein dicker Pfeil nach unten
gehen. Wir leisten unseren Beitrag - einzeln und durch eine
intelligente Vernetzung der Verkehrsträger untereinander." Auch die
deutschen Unternehmen in Summe stellten sich der Aufgabe, das werde
durch die Initiative einmal mehr unterstrichen.

Zetsche wies darauf hin, dass eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz
auch gut für die deutsche Wirtschaft sei: "Kurzfristig gibt es
CO2-neutrale Technologien zwar nicht zum Nulltarif. Auf lange Sicht
aber gilt: Wer das Klima schützt, schützt auch seine
Wettbewerbsfähigkeit. Langfristig werden wir nur mit 'grünen'
Produkten und Dienstleistungen schwarze Zahlen schreiben - und kaum
irgendwo verdichtet sich diese Entwicklung aktuell so sehr wie in der
Automobilindustrie."

Weltweit betrachtet, verschiebe sich die Nachfrage von den
stagnierenden Triade-Märkten in die Boom-Märkte der Schwellenländer,
es gebe eine "Spreizung der Kundenerwartungen", die das Automobil
"differenzierter" mache. Das Altern der Gesellschaft in den
Industrieländern sei ebenso zu berücksichtigen wie der Trend zur
Verstädterung. Auch die "automobile Emanzipation" komme hinzu, der
Anteil weiblicher Autokäufer nehme zu.

Die Klimaschutzdebatte habe diese langfristigen Trends nun
zusätzlich überlagert, betonte Zetsche: "Nach einem Jahrhundert
unangefochtener Dominanz des Verbrennungsmotors hat ein
?Erbfolgekrieg' begonnen, bei dem bislang kein alleiniger
?Thronfolger' abzusehen ist - zumal der alte ?Regent' das Zepter noch
auf absehbare Zeit fest in der Hand halten wird. Langfristig werden
zwar Wasserstoff und Strom Diesel und Benzin als Energielieferant
ablösen. Aber anders als bei einem Regierungswechsel wird diese
Umstellung nicht zu einem bestimmten Stichtag erfolgen. Dass wir die
technologische Vielfalt, die sich daraus ableitet, allerdings
simultan beherrschen müssen, zwingt uns zu einer Gratwanderung: Um
den Verbrennungsmotor eines Tages ablösen zu können, müssen wir ihn
heute erfolgreich verkaufen. Nur dann können wir die immensen
Investitionen in alternative Antriebe schultern. Gleichzeitig aber
müssen wir in die Weiterentwicklung der bisherigen Technologien
investieren, die wir auf lange Sicht überflüssig machen wollen.
Sowohl die Vorgaben der EU als auch die bestehenden Hürden beim
elektrischen Fahren lassen uns keine andere Wahl. Beide Anforderungen
zusammen bedeuten einen gewaltigen Kraftakt."

Gerade weil der Siegeszug des Autos nicht zu Ende sei, müsse die
Industrie so schnell wie möglich umsteuern. Global betrachtet dürfte
sich der Automobilbestand bis 2050 mindestens verdoppeln - und
ökologisch vertretbar sei eine solche Entwicklung nur dann, wenn
jedes einzelne Fahrzeug gleichzeitig weniger Emissionen verursacht.

Auf dem Weg zu nachhaltiger Mobilität verfolge die deutsche
Automobilindustrie drei Stoßrichtungen parallel zueinander -
"einsparen, ergänzen und ersetzen". Zetsche betonte: "Erstens müssen
wir in möglichst kurzer Zeit möglichst viel CO2 einsparen - und dabei
ist der Verbrennungsmotor unser höchster Trumpf. Er ist hier und
heute flächendeckend verfügbar - und darum entscheidet seine
Verbesserung darüber, wie viel CO2 wir kurzfristig vermeiden." Die
bisherigen Erfolge seien ermutigend: "Einhundert moderne Fahrzeuge
verursachen heute im Schnitt weniger Emissionen als ein einziges Auto
aus den 70er Jahren", erläuterte Zetsche.

Besonders die deutsche Automobilindustrie habe Verbrauch und
Emissionen massiv reduziert: "Gerade in der Oberklasse haben wir den
Kraftstoffverbrauch überproportional verringert. Heute kann man eine
E-Klasse mit einem Verbrauch von 5,3 Litern Diesel und einem CO2-Wert
von unter 140 Gramm fahren - und das ist noch nicht das Ende der
Fahnenstange. Dabei entscheidet sich aber nicht nur im Zylinder, wie
viel CO2 wir in Summe weniger emittieren. Wichtig ist auch, wie viele
Emissionen wir durch anderweitige Verbesserungen am Fahrzeug
vermeiden, wie intelligent wir die einzelnen Verkehrsträger
untereinander vernetzen und wie reibungslos sich der Verkehrsfluss
gestaltet."

Hinzu komme die Ergänzung konventioneller Antriebe durch
elektrische Komponenten. Zwar sei ein Hybridantrieb immer nur so gut
wie sein Verbrennungsmotor. Wenn aber das Gesamtpaket stimme, seien
die Fortschritte beachtlich, sagte Zetsche und verwies auf die erste
"Drei-Liter-S-Klasse", die auf der IAA vorgestellt wurde: "Und ich
meine den Verbrauch, nicht den Hubraum. Der CO2-Wert dieses
"Plug-In-Hybrids" liegt gerade mal bei 74 Gramm. Mit derart geringen
Verbrauchswerten haben auch große Autos eine Zukunft".

Entscheidend seien nun Fortschritte bei der Batterietechnologie.
In London führe Daimler seit zwei Jahren einen Pilotversuch mit
Elektrofahrzeugen durch, in Berlin beginne noch in diesem Jahr ein
ähnliches Projekt. Längere Strecken allerdings seien mit
batteriebetriebenen Fahrzeugen auf absehbare Zeit nur mit einem
"Range Extender" zu bewältigen - also mit einem zusätzlichen
Verbrennungsmotor. Er ermögliche eine Reichweite von 600 Kilometern,
davon 100 Kilometer ohne Emissionen. Wer aber auf langen Strecken
komplett emissionsfrei bleiben wolle, komme am Elektro-Auto mit
Brennstoffzellenantrieb nicht vorbei: "Mit ihm sind heute schon
Fahrten von über 400 Kilometern machbar. Das Nachtanken dauert genau
so lange wie an einer 'normalen' Zapfsäule. Alles in allem ist
elektrisches Fahren also keine Utopie mehr", sagte Zetsche. Bevor die
Elektromobilität allerdings "flächendeckend Realität" werde, würden
noch einige Jahre vergehen. Notwendig seien hierfür der Aufbau einer
leistungsfähigen Infrastruktur sowie einer leistungsfähigen und
preislich attraktiven Batterie.

Der Kampf gegen den Klimawandel sei, so Zetsche, eine Kraftprobe:
"Er birgt aber auch eine Chance: 'Neue Lösungen' waren immer die
Stärke der deutschen Industrie - und heute sind sie gefragter denn
je. Wenn Politik und Wirtschaft miteinander arbeiten, werden am Ende
beide profitieren: die Umwelt und die deutsche Volkswirtschaft".

Nach den Vorträgen folgte eine Podiumsdiskussion mit Günter Damme,
Konzernforschung Volkswagen AG; Dr. Klaus Scheurer, Beauftragter des
Vorstands für Verkehr und Umwelt der BMW AG; Friedrich Smaxwil,
Präsident des Verbandes der Bahnindustrie in Deutschland (VDB); Bernd
Lange, Mitglied des Europäischen Parlaments, und Folkert Kiepe,
Beigeordneter für Stadtentwicklung und Verkehr beim Deutschen
Städtetag.

Originaltext: VDA Verband der Automobilindustrie e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/32847
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_32847.rss2

Ansprechpartner:

Eckehart Rotter
VDA
Abteilung Presse
Tel.: 069 97507-266
E-Mail: rotter@vda.de


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