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Börsen-Zeitung: Bank der Superlative, Kommentar von Carsten Steevens zur Absicht der Royal Bank of Scotland, sich eine Kapitalspritze von privaten Investoren zu holen

Geschrieben am 21-09-2009

Frankfurt (ots) - Aktionäre vergessen nicht. Vor allem dann nicht,
wenn ihr Unternehmen Royal Bank of Scotland heißt. Die Bank der
Superlative möchte wieder einmal Geld - und dieses Mal keine
Milliarden vom Staat. Private Investoren sollen dem Institut, das
2008 mit gut 24 Mrd. Pfund einen Rekordverlust in der britischen
Unternehmensgeschichte einfuhr, helfen. Dabei ist es keine 18 Monate
her, dass sie sich im Vertrauen auf das Management bereit erklärten,
mit bis dato in Europa unerreichten 12 Mrd. Pfund Kapitallöcher
zuzustopfen. Es reichte nicht, wie ihnen nur wenig später schmerzlich
bewusst wurde. Nach 20 Mrd. Pfund vom Steuerzahler wird jetzt
offenbar um weitere 3 bis 4 Mrd. Pfund ersucht. Doch die Aktionäre
gehen erst einmal auf Tauchstation.

Auch wenn die Kursreaktion von der Bank selbst möglicherweise noch
drastischer erwartet wurde: Der Nachfolger von Fred "the Shred"
Goodwin als Chief Executive, Stephen Hester, hat mit einem
Kursabschlag von gut 5% eine klare Ansage erhalten. Vertrauen ist
schnell verspielt, aber eben nicht so leicht wiederherzustellen.
Dabei sind die Avancen zum jetzigen Zeitpunkt durchaus
nachvollziehbar. Zwar sieht sich die Bank bei ihrer Sanierung noch am
Anfang eines Marathons. Doch ist der strategische Kurs mit 40
Divisionszielen bereits klar abgesteckt, und Signale für einen
konjunkturellen Aufschwung kommen in Sicht.

Die Aktie spiegelt auch eine gewisse Zuversicht wider: Seit dem
historischen Tief, das im Januar mit 10 Pence erreicht wurde, hat
sich der Kurs immerhin verfünffacht. Darüber hinaus gaben die seit
Wochen kolportierten und am vorigen Freitag bestätigten Gespräche des
ebenfalls teilverstaatlichten Konkurrenten Lloyds Banking Group über
Änderungen am staatlichen Rettungsschirm Anlass zur Initiative. Rein
zufällig wurden die Pläne der Royal Bank jetzt jedenfalls wohl kaum
lanciert.

Die Motive sind in beiden Fällen gleich: Einen weiteren Anstieg
der Staatsbeteiligung vermeiden, milliardenschwere Kosten für die
Hilfen des Steuerzahlers reduzieren und den Weg ebnen für eine
Reprivatisierung. Doch ob nun ein Staatsanteil von 60, 70 oder 80%:
Die Royal Bank wird Regierung und Aufsicht so schnell nicht wieder
loswerden - auch die Europäische Union nicht. JPMorgan hat
ausgerechnet, wie viel Investoren ohne Staatsschirm geben müssten:
bis zu 28 Mrd. Pfund. Zum Vergessen.

(Börsen-Zeitung, 22.9.2009)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de


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