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Der Tagesspiegel: "Eine Stichwahl bringt keine Legitimität" Die afghanische Parlamentsabgeordnete Shukria Barakzai fordert weniger Einmischung vom Westen

Geschrieben am 22-09-2009

Berlin (ots) - Berlin - Die afghanische Parlamentsabgeordnete
Shukria Barakzai hat sich gegen eine Stichwahl zwischen dem
amtierenden Präsidenten Hamid Karsai und dessen schärfsten
Konkurrenten Abdullah Abdullah ausgesprochen. Schon im ersten
Wahlgang sei die Wahlbeteiligung gering gewesen, bei einem zweiten
Wahlgang würde sie noch niedriger ausfallen, sagte Barakzai im
Interview mit dem Tagesspiegel. "Der Sieger könnte sich also
keinesfalls auf eine höhere Legitimität berufen." Sie verwies
darauf, dass Karsai nach den vorläufigen Ergebnissen etwa den
gleichen Stimmenanteil erhalten habe, wie bei der letzten Wahl vor
fünf Jahren. Und auch damals sei der Herausforderer aus dem Lager der
ehemaligen Mudschaheddin abgeschlagen gewesen. "Das entspricht nun
einmal den realen Kräfteverhältnissen. Die Manipulationen auf beiden
Seiten haben daran nichts ändern können." Vom Westen erwartet
Barakzai, dass er sich aus der Diskussion um den Wahlausgang
heraushält. Statt auf Personen zu schauen, sollten sich die
ausländischen Partner auf die Stärkung der afghanischen Institutionen
konzentrieren. "Entscheidend ist doch nicht, wer ein Ministerium
führt, sondern wie das Ministerium arbeitet. Erst wenn wir eine
effiziente Bürokratie haben, kann sich etwas verändern." Die
37-jährige Vorsitzende der demokratischen Reformpartei "The Third
Line" sieht auch eine weitere Aufstockung der ausländischen
Truppenkontingente in Afghanistan skeptisch. Die meisten Afghanen,
die sich den Aufständischen anschlössen, täten dies aus reiner
Existenznot, es sei daher besser, mehr Mittel in den Wiederaufbau zu
stecken. "Wenn die ausländischen Truppensteller die Hälfte ihrer
Budgets für Entwicklungsvorhaben ausgeben würden, könnten sie viel
mehr erreichen als mit immer mehr Soldaten." Das Ansehen der
deutschen Soldaten hat ihrer Einschätzung nach nicht unter dem
folgenschweren Luftangriff bei Kundus gelitten: "Die Menschen glauben
ihnen, dass ihnen der Vorfall nicht gleichgültig ist. Sie sollten
sich nun aber auch um die Familien der Opfer kümmern", sagte Barakzai
Ende

Der Tagesspiegel
Politikredaktion
Tel. 030-26009-389

Originaltext: Der Tagesspiegel
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Pressekontakt:
Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de
 


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