(Registrieren)

Boersen-Zeitung: Das Ende der Globalisierung, Kommentar zur gescheiterten Doha-Freihandelsrunde von Stephan Lorz

Geschrieben am 24-07-2006

Frankfurt (ots) - Ob die Doha-Runde der Welthandelsorganisation
WTO, die einen weiteren Liberalisierungsschub bewirken sollte, nun
vollends oder nur vorläufig gescheitert ist oder einfach nur
unterbrochen wurde, um, wie Bundeswirtschaftsminister Michael Glos
hofft, vielleicht im Herbst wiederbelebt zu werden, das ist
angesichts der dahinter stehenden Entwicklung eher eine zweitrangige
Frage. Der Diplomatie wird schon etwas einfallen, damit man sich
zumindest auf eine abgespeckte Version - Doha light - einigen kann.
Entscheidend ist vielmehr das verheerende Signal, das der
Verhandlungsabbruch insgesamt aussendet: Die Globalisierung, die
durch die vielen Welthandelsrunden überhaupt erst möglich gemacht
worden war, hat ihren Zenit offenbar überschritten.

Das zeigt sich zum einen an der Klein-Klein-Mentalität bei den
Verhandlungen. Dabei hätte die Erfüllung der Doha-Runde gar keine so
einschneidenden Veränderungen erfordert, wie das bei früheren
Welthandelsrunden noch der Fall gewesen war. Sie sollte insbesondere
den Entwicklungsländern den Agrarmarkt der Industrieländer öffnen,
der dort vielfach ohnehin nur noch ein Zuschussgeschäft ist. Doch
eine starke Lobbyorganisation und politische Verbohrtheit in Brüssel
wie in Washington hatten alle Attacken gegen die Agrarbeihilfen
abgewehrt. Nun stecken die Verhandlungen in der Sackgasse.

Besorgniserregend ist vor allem die Erkenntnis, dass offenbar
nicht mehr die Wohlfahrtsgewinne gesehen werden, die durch die
globalen Liberalisierungsbestrebungen möglich werden. Weltweit gibt
es stattdessen einen wiedererstarkten Hang zum Protektionismus. Zudem
setzen immer mehr Länder auf regionale Bündnisse und bilaterale
Freihandelsvereinbarungen statt auf globale Abkommen. Staaten wie
China und die USA etwa sichern ihren künftigen Energiebedarf ab,
indem sie den Lieferländern handelspolitische Sonderangebote
unterbreiten.

Der Hauptverlierer dieser Entwicklung steht bereits fest:
Exportweltmeister Deutschland. Kein anderes Land hat von der
Globalisierung so profitiert. Künftig dürften es die Exporteure
wieder schwerer haben, neue Märkte zu erobern. Und global werden die
Preise auf breiter Front steigen. Denn nur eine fortschreitende
Globalisierung hält den Druck auf die Preise aufrecht. Wenn dieser
Druck wegfällt, sind die Notenbanken wieder am Zug.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

22746

weitere Artikel:
  • Global Payments und HSBC schliessen Gründung eines Joint-Ventures in der Region Asien/Pazifik ab Atlanta und Hongkong (ots/PRNewswire) - Global Payments Inc. (NYSE: GPN), ein weltweit führender Anbieter im Bereich von Lösungen für die Abwicklung von elektronischen Zahlungstransaktionen, gab heute den Abschluss der Gründung eines Joint-Ventures mit der The Hongkong and Shanghai Banking Corporation Limited zur Bereitstellung von Zahlungsabwicklungsdiensten an Händler in der Region Asien/Pazifik bekannt. Das Joint-Venture unter dem Namen Global Payments Asia-Pacific Limited wird 45.000 Handelsniederlassungen in den folgenden zehn Ländern mehr...

  • MMC Energy, Inc. verkündet wegen Energiekrise in Kalifornien in dieser Woche Verlängerung der 94 MW-Angebotsaufforderung für Chula Vista New York (ots/PRNewswire) - MMC Energy, Inc. (Nasdaq OTC: MMCN) gab heute bekannt, dass wegen der starken Nachfrage und kritischen Zeitbindungen, die auf die Energiekrise in Kalifornien in dieser Woche zurückzuführen sind, zahlreiche interessierte Marktteilnehmer eine Verlängerungsfrist der Angebotsaufforderung (Request for Offers = RFO) für die geplante Kapazitätssteigerung auf 94 Megawatt des hundertprozentig unternehmenseigenen Chula Vista Kraftwerks in Chula Vista, San Diego County, beantragt haben. Das Unternehmen wird eine überarbeitete mehr...

  • ACHTUNG SENDESPERRFRIST: Weitergabe und Freigabe erst ab , 25.07.2006, 08:00 Uhr / Importpreise Juni 2006: + 5,6% gegenüber Juni 2005 ACHTUNG SENDESPERRFRIST: Weitergabe und Freigabe erst ab , 25.07.2006, 08:00 Uhr Wiesbaden (ots) - Der Index der Einfuhrpreise lag nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes im Juni 2006 um 5,6% über dem Vorjahresstand. Im Mai und im April 2006 hatte die Jahresveränderungsrate + 7,5% beziehungsweise + 6,9% betragen. Der Rückgang der Jahresteuerungsrate beruht auf einem Basiseffekt: Die im Juni 2005 beobachteten starken Preissteigerungen (+ 1,6% gegenüber Mai 2005) gehen nicht mehr in die Berechnung der Vorjahresrate ein. Die anhaltende mehr...

  • Hochschulen gaben im Jahr 2004 30,5 Milliarden Euro aus Wiesbaden (ots) - Die öffentlichen und privaten Hochschulen in Deutschland gaben im Jahr 2004 insgesamt 30,5 Milliarden Euro aus. Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilt, gingen die Hochschulausgaben gegenüber 2003 damit um 0,5% zurück; im gleichen Zeitraum sanken die Studierendenzahlen um 2,8%. Wie in den Jahren zuvor waren 2004 die Personalaufwendungen mit 18,6 Milliarden Euro der größte Ausgabeposten der Hochschulen. Das entspricht 61,0% aller Ausgaben. Der übrige laufende Sachaufwand betrug 8,9 Milliarden Euro. 2,9 Milliarden mehr...

  • Disenco Energy Plc - Disenco erhält GAD-Zulassung für Mikro-KWK-Anlage für alternative Energien Sheffield, England (ots/PRNewswire) - Disenco Energy Plc hat in Feldversuchen die EU-Einzelprüfung für sein erstes Gerätemodell bestanden. Disenco gehört zu den weltweit führenden Entwicklern und Herstellern von preiswerten, effizienten und umweltschonenden Kombi-Systemen zur Wärme-, Strom- und Warmwasser-Erzeugung in Privathaushalten sowie für den gewerblichen Einsatz. Disencos einfaches, revolutionäres Mikro-KWK-System erfüllt jetzt offiziell die Anforderungen der europäischen Richtlinie über Gasverbrauchseinrichtungen, auch als "GAD-Zulassung" mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht