Pedikulozide: Aktuelle Ergebnisse geben Entwarnung - Resistenzen-Debatte für Wirksamkeit irrelevant
Geschrieben am 06-10-2009 |
Heppenheim (ots) - Im Rahmen einer Studie der Kieler Universitätsklinik wurden Läuse mit der sogenannten kdr(knock-down resistance)-Mutation gefunden. Diese Entdeckung warf die Frage auf, ob Kopfläuse gegen Pedikulozide resistent sind und führte zu einer großen Verunsicherung bei den Verbrauchern. Professor Dr. med. Ralf Bialek gibt jetzt Entwarnung: Nach aktuellen Untersuchungsergebnissen ist die alkoholische Permethrinlösung (InfectoPedicul®) nach wie vor State of the Art wenn es darum geht, Kopfläuse schnell und sicher loszuwerden.
Aus den Studienergebnissen für den Praxisalltag aber gleich den Schluss zu ziehen "Resistenz gleich Therapieversagen" sei jedoch verfrüht, so Professor Regina Fölster-Holst, die die Studie an der Kieler Universitätsklinik leitete: "Um sicher zu sein, braucht man klinische Studien, in denen die bewährten Wirkstoffe mit den neueren Silikonölen verglichen werden." Diesen Handlungsbedarf hat Professor Dr. med. Ralf Bialek schon längst erkannt. Der Kinderarzt, Tropenmediziner, Mikrobiologe und Infektiologe untersuchte, wie häufig die Mutation, die zu einem verzögerten Wirkeintritt von Pyrethroiden führt, bei Kopfläusen in Deutschland verbreitet ist und welchen Einfluss sie auf die klinische Wirksamkeit des Pedikulozids hat. Dazu wurde bundesweit untersucht, wie häufig das kdr-Gen bei Kopfläusen vorkommt. Parallel wurden die Patienten, von deren Köpfen die Läuse abgesammelt und untersucht wurden, mit alkoholischer Permethrinlösung behandelt.
Klassiker Permethrin unverändert wirksam
Das überraschende Ergebnis: Zwar ist die kdr-Mutation auch hierzulande mit 90% sehr weit verbreitet, die Wirksamkeit der eingesetzten alkoholischen Permethrinlösung lag aber dennoch nahezu unverändert bei 95%. Die Erklärung: Normalerweise binden Pyrethroide wie Permethrin an Rezeptoren im spannungsgesteuerten Natriumkanal der Nervenzellen von Läusen. Die Kanäle können sich nicht mehr schließen, die entstehende Dauererregung der Nerven tötet die Insekten ab. Die kdr-Mutation führt im spannungsgesteuerten Natrium-Kanal an zwei Positionen zu einer veränderten Aminosäuresequenz. Damit wird der passgenaue Angriff von Permethrin am Rezeptor erschwert. Die sonst rasch eintretende Lähmung tritt etwas verlangsamt ein - daher die Bezeichnung knock-down-Resistenz (kdr). Während diese Verzögerung bei Mücken bedeutsam ist, da sie nach Kontakt wegfliegen könnten, hat sie für die sesshaften Kopfläuse keine Relevanz: Permethrin in alkoholischer Lösung ist nach wie vor wirksam - die Läuse mit kdr-Mutation werden lediglich langsamer paralysiert.
Fazit: Permethrin in alkoholischer Lösung wirkt nachgewiesenermaßen zuverlässig bei mindestens 9 von 10 behandelten Kindern. Im Fall eines Therapieversagens ist zu prüfen, ob Anwendungsfehler wie eine zu geringe Auftragmenge oder zu kurze Einwirkdauer vorliegen. Lassen sich diese Punkte ausschließen, ist in diesen seltenen Einzelfällen der Einsatz eines anderen Präparats sinnvoll. Allerdings kritisiert Prof. Bialek dabei den Mangel an gut untersuchten Alternativen. So fehlen nach seiner Einschätzung für dimeticonhaltige Präparate Studienergebnisse, die eine ausreichende Wirkung nach einmaliger Anwendung bei Kindern in Deutschland belegen. Zudem unterscheiden sich die angebotenen Medizinprodukte hinsichtlich Konzentration und Silikongemisch, so dass sich Daten zu einem Produkt nicht einfach auf alle anderen übertragen lassen.
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