Westfalenpost: Beharrlich unmodern
Geschrieben am 08-10-2009 |
Hagen (ots) - Wir sind Deutschland: Auch in der Literatur Von Monika Willer Hätte ein deutscher Film gestern den 13. Oscar in Hollywood geholt, die nationale Begeisterung würde sich überschlagen. Freudenfeste wie bei einem gewonnenen Fußball-WM-Titel wären die Folge. Doch der 13. Literaturnobelpreis? Trotzdem: Im Gegensatz zu anderen früheren Preisträgern schätzen viele Leser die Bücher von Herta Müller, der Berliner Schriftstellerin mit rumänischen Wurzeln, die seit Jahren so beharrlich an Modethemen vorbeischreibt und immer wieder dem Schicksal der Opfer der kommunistischen Diktatur ihre Stimme verleiht. Insofern bleibt das Literaturnobelpreis-Komitee sich selbst treu: Die Runde ist bekannt dafür, sich nicht von Verkaufszahlen leiten zu lassen. Das hat in der Vergangenheit oft für Kopfschütteln gesorgt. Doch bei Herta Müller wird es keiner wagen, ihre Preiswürdigkeit in Frage zu stellen. Eine nationale Instanz, wie Günter Grass es 1999 bei seiner Auszeichnung war, ist Herta Müller nicht, will sie vielleicht gar nicht werden. Bei Grass seufzten alle "endlich", galt der Nobelpreis doch längst als überfällig - nicht nur als Würdigung des Schriftstellers, sondern vor allem auch als Wertschätzung deutscher Literatur. Dass die deutschsprachige Literatur international Beachtung findet, das zeigt nun einmal mehr die Ernennung der erst 56-Jährigen und damit nach Nobelpreis-Maßstäben ausgesprochen jungen Herta Müller. Von ihr ist noch Großes zu erwarten.
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