Berliner Morgenpost: Platzecks Signal für die Zukunft
Geschrieben am 12-10-2009 |
Berlin (ots) - Matthias Platzeck, der Bürgerbewegte von einst, hat sich entschieden: Die Machtfrage ist ihm wichtiger als das Wohl Brandenburgs. Wer noch kürzlich erklärt hat, die vergangenen fünf Jahre seien für Brandenburg die erfolgreichsten seit Ende der DDR-Diktatur gewesen, hat keinen überzeugenden Grund, den politischen Kurs im Lande zu ändern. Wenn Platzeck dennoch die CDU vor die Tür setzt und die Nachfolger der SED-Staatspartei an den Kabinettstisch bittet, ist ihm Parteitaktik wichtiger als die Interessen des Landes. Mit einer rot-roten Koalition soll offensichtlich in Brandenburg versucht werden, was in Berlin nicht funktioniert. Der gar nicht so grenzenlos geschätzte Potsdamer Landesfürst will die Linkspartei qua Regierungsbeteiligung für den in den kommenden Jahren anstehenden Sparkurs einbinden und damit mitverantwortlich machen, um sie in der Opposition nicht noch stärker werden zu lassen. Denn längst ist die in ihrer Führung weiter von ehemaligen IM durchsetzte Linkspartei der SPD auch in Brandenburg dicht auf den Fersen. Bei der Landtagswahl konnte Platzecks Partei noch einen knappen Vorsprung retten, das Ergebnis der Bundestagswahl am selben Tag sah Honeckers Erben aber schon mit 3,7 Prozentpunkten vorn. Angeblich zu riskante Mehrheitsverhältnisse bei der Neuauflage der Koalition mit der CDU sind angesichts der realen Mehrheitsverhältnisse barer Unsinn. Nicht um Brandenburg voranzubringen, sondern um die Linkspartei zu bremsen, hat sich Platzeck für Rot-Rot entschieden. Zugegeben, Platzeck war in einer schwierigen Lage. Die SPD erlebt gerade, wie nach der schweren Niederlage im Bund jetzt auch die ohnehin nur vermeintlichen Wahlerfolge Ende August in Thüringen und im Saarland zerrinnen. Statt Rot-Rot-Grün in Erfurt und Saarbrücken mit fortan jeweils einem SPD- statt eines CDU-Ministerpräsidenten machen sich Chaos und Bitterkeit breit. In Thüringen zerlegt sich die SPD einmal mehr, weil sie ihrem Vorsitzenden nicht in ein Bündnis mit der CDU folgen will, im Saarland wechselt der so sicher geglaubte grüne Koalitionspartner von der roten Fahne hin zur schwarz-gelben. Eine zweifache Katastrophe für die ohnehin gebeutelten Sozialdemokraten. Denn was in Hamburg mit Schwarz-Grün begonnen wurde, sich im Saarland jetzt mit Schwarz-Gelb-Grün fortsetzt, könnte bei Erfolg und wachsendem Vertrauen auch andernorts Schule machen. Schon stünde die SPD ziemlich verlassen da. Vor diesem Hintergrund gewinnt Platzecks Entscheidung auch Bedeutung über das künftig dunkelrote Brandenburg hinaus. Mit der Abkehr von den Christdemokraten hin zur Linkspartei besänftigt er auch die innerparteiliche Empörung über die Entscheidung der Thüringer Sozialdemokraten für ein Bündnis mit der Union. Zugleich gibt Platzeck ein Signal für künftige Wahlkämpfe: Rot-Rot hat Zukunft. Die Mai-Wahl 2010 im größten Bundesland Nordrhein-Westfalen, die über die künftige Mehrheit auch im Bundesrat entscheidet, dürfte Platzeck dabei im Kalkül gehabt haben. Glaubwürdiger macht ihn all das nicht.
Originaltext: Berliner Morgenpost Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2
Pressekontakt: Berliner Morgenpost Telefon: 030/2591-73650 bmcvd@axelspringer.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
230375
weitere Artikel:
- Neue Westfälische: Früherkennungsuntersuchungen für Kinder Fehler im System HUBERTUS GÄRTNER Bielefeld (ots) - Wenn die nordrhein-westfälische Landesregierung neue Gesetze macht oder Vorschriften erlässt, dann kann manchmal allein schon der Name beim Bürger Angst und Schrecken verbreiten. "Verordnung zur Datenmeldung der Teilnahme an Kinderfrüherkennungsuntersuchungen" - dieses Wortungetüm wurde im Herbst vergangenen Jahres in die Welt gesetzt. Am Anfang hat sich aber niemand für die Semantik interessiert. Erst seit einigen Wochen bekommen nun tausende Eltern zu spüren, was es mit der neuen Verordnung wirklich auf sich hat. Sie mehr...
- Neue Westfälische: Illegaler Handel mit deutschen Waffen Gefährliche Schlamperei MICHAEL KAISER Bielefeld (ots) - Man kann darüber streiten, ob sich die Sicherheitslage in Afghanistan spürbar allein dadurch verschlechtert hat, dass augenscheinlich deutsche Waffen in dem Land am Hindukusch auf dem Schwarzmarkt gelandet sind. Wahrscheinlich nicht, denn gerade Kleinwaffen, auch legale, gibt es dort wie Sand am Meer. Wer sich bewaffnen will, um gegen Ausländer vorzugehen, wird leicht auch größere Kaliber als die deutsche P-1-Pistole beschaffen können. Aber man stelle sich vor, es käme nun doch zur Verletzung oder zum Tod eines ISAF-Soldaten, mehr...
- Rheinische Post: Schwarz-gelber Wettbewerb Düsseldorf (ots) - von Michael Bröcker Angela Merkel und Guido Westerwelle suchen noch eine Botschaft, ein Projekt für ihre schwarz-gelbe Bundesregierung. Vielleicht ist es der Wettbewerb. Richtigerweise erhöhen die Koalitionäre den Druck auf marktbeherrschende Unternehmen und drohen mit ihrer Zerschlagung, sollten die Konzerne ihre Marktmacht auf Verbraucherkosten einsetzen. Für welche Branchen - Energie, Post oder Bahn - die Drohung gilt, lassen die Koalitionäre offen. Aber dass etwa die Deutsche Post ihre Monopolstellung im Briefmarkt mehr...
- Rheinische Post: Nun also Rot-Rot Düsseldorf (ots) - von Reinhold Michels Der legendäre Zeitungsmann und Zyniker Rudolf Augstein hat einmal gesagt, die Welt sei so groß, dass alle Irrtümer darin Platz hätten. Sollte man sich also nicht aufregen über eine neue rot-rote Landesregierung? Doch, das sollte man, aber man sollte sich Albernheiten verkneifen, wie sie dem FDP-Fraktionschef im Potsdamer Landtag mit dem Kreml-Vergleich eingefallen sind. Den Aufschrei der SED-Opferverbände kann man verstehen, indes, die Opfer des Kommunismus werden seit 20 Jahren schon von der mehr...
- Rheinische Post: Afghanistan-Kurs Düsseldorf (ots) - von Godehard Uhlemann Afghanistan ist für die USA in doppeltem Sinn ein Ärgernis. Militärisch versucht eine internationale Streitmacht aus 42 Nationen unter Führung der USA die Gefahr des Terrorismus einzudämmen und die 2001 von der Macht in Kabul vertriebenen Taliban an einer Rückkehr zu hindern. Afghanische Sicherheitskräfte werden aufgebaut und die Gesellschaft zu mehr Demokratie angehalten. Die Bilanz nach acht Jahren Bemühen ist erschreckend: Die Taliban sind auf dem Vormarsch. Der Terrorismus ist nicht gebrochen, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|