Lausitzer Rundschau: Zur Konjunkturprognose der Bundesregierung /Spielräume und Chancen
Geschrieben am 16-10-2009 |
Cottbus (ots) - Weltweit, in Europa und in Deutschland verkünden die Experten nach einem Jahr schon wieder das Ende der Krise. Dass sie anders als die Weltwirtschaftskrise 1929 so wenig spürbar ist, liegt zum einen an den ausgefeilten Sozialsystemen. Vor allem die Kurzarbeit hat viele Hunderttausend Menschen vor einem tiefen Fall bewahrt. Zum anderen hat der Staat diesmal klug reagiert und dem Misstrauen der Märkte seine scheinbar grenzenlosen Ressourcen in Form von Bankgarantien und Konjunkturprogrammen sowie seine Kontrollmacht entgegengestellt. Bis auch der Letzte wieder Vertrauen fasste. Der soziale, starke Staat hat dem neoliberal überspitzten Markt aus dem Schlamassel geholfen, das ist die Quintessenz der Ereignisse. Es ist deshalb bedauerlich, dass die neue Regierung die positiven Wachstumszahlen fast ausschließlich unter dem Gesichtspunkt möglicher Spielräume für Steuersenkungen sieht, die den Staat wieder schwächen. Diese sehr verengte Sicht hindert die schwarz-gelben Koalitionäre daran, einige ungleich wichtigere Schlussfolgerungen zu ziehen. So war eine Erkenntnis aus der Finanzkrise, dass die Orientierung am langfristigen Unternehmens- und Gemeinwohl gegenüber dem kurzfristigen Profitstreben gestärkt werden müsse. Doch in praktische Politik umgesetzt wurde dies bisher nur unzureichend, wie die wieder steil ansteigenden Bonus-Versprechungen zeigen. Auch wird nicht einmal versucht, das verhängnisvolle Spiel mit dem Geld einzudämmen, etwa durch eine Börsenumsatzsteuer. Außerdem: Die dicke Rechnung für das Krisenmanagement kommt noch. Fünf Prozent Minus in diesem Jahr, das bleibt nicht ohne Spuren in den öffentlichen Haushalten, auch nicht in den Sozialkassen. Das ist erst in Jahren wieder aufgeholt. Statt die neuen Spielräume jetzt zu verplempern, wäre es wesentlich sinnvoller, sie durch Sparen zu erweitern - und dann für die Haushaltskonsolidierung einerseits und Zukunftsprogramme andererseits einzusetzen. Die industrielle Basis, die Herstellung hochwertiger Produkte vor allem des Maschinenbaus, der Automobilindustrie, der erneuerbaren Energien und der Chemie ist Deutschlands Stärke. Nicht die Finanzmärkte und nur eingeschränkt der Dienstleistungssektor. Doch wird diese starke internationale Marktstellung Deutschlands durch die Konkurrenz aus den Schwellenländern schon seit längerer Zeit angegriffen. Auch die Chinesen können Ingenieur. Deutschland muss deshalb in seinen einzigen Rohstoff, die Menschen, viel mehr investieren als heute. Also in Bildung, Forschung, Integration und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wenn es neue Spielräume gibt, dann sollte man sie dafür nutzen.
Originaltext: Lausitzer Rundschau Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2
Pressekontakt: Lausitzer Rundschau Telefon: 0355/481232 Fax: 0355/481275 politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
231377
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Zur Verurteilung Israels durch die UN / Und doch nicht hilfreich Cottbus (ots) - Der jetzt an den Sicherheitsrat der UN überwiesene Bericht zu den Menschenrechtsverletzungen im Gaza-Streifen ist eine zumeist hinreichend belegte Anklage gegen die umstrittene Kriegsführung Israels. Ob er allerdings der Sache des Friedens dienen wird, muss bezweifelt werden. Er wird nicht dazu beitragen, die verhärtete Haltung weiter Teile der israelischen Bevölkerung aufzuweichen und die Menschen nachdenklich zu stimmen. Denn in einem Punkt ist er tatsächlich erschreckend einseitig. Während die Weltorganisation damit mehr...
- Märkische Oderzeitung: Märkische Oderzeitung zu Koalitionsverhandlungen Frankfurt/Oder (ots) - Frankfurt (Oder) Mehrere Politiker der Linken in Brandenburg haben eine Verlangsamung der Koalitionsverhandlungen mit der SPD gefordert. Wie die Märkische Oderzeitung in ihrer Sonnabendausgabe berichtet, fordern vier Landtagsabgeordnete, darunter Peer Jürgens (Oder-Spree) und Marco Büchel (Märkisch-Oderland), in einem internen Brief mehr Zeit für die Einbeziehung der Expertengruppen ihrer Partei in die Verhandlungen. SPD und Linke wollen in Brandenburg eine gemeinsame Regierung bilden und die SPD-CDU-Koalition mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Afghanistan / Wahlmanipulation / Neuwahl Osnabrück (ots) - Albtraum Präsidentschaftswahl Es sollte eine Demonstration des Fortschritts bei Demokratie und zivilem Aufbau Afghanistans werden: Doch die Präsidentschaftswahl am Hindukusch ist zu einer Blamage für die UNO und einer schweren Belastung für alle NATO-Staaten geworden, die Truppen entsendet haben. Denn der Urnengang war ein ebenso großes wie plumpes Betrugsmanöver von Präsident Karsai. Gemessen an europäischen Maßstäben, müsste der Amtsinhaber eigentlich vor ein ordentliches Gericht gestellt werden. Da ein solches mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Bildung / Hochschulen Osnabrück (ots) - Europa braucht helle Köpfe Endlich kommt Bewegung in die verfahrene Situation vieler Bachelor- und Masterstudiengänge. Die Kultusministerkonferenz geht die Schwachstellen der Bologna-Reform an. Die war gut gemeint - vergleichbare Studiengänge sollten gerade beim Bachelor zu einer akademischen Mobilität quer durch Europa und zu berufsqualifizierenden Abschlüssen führen -, aber miserabel umgesetzt. Vorbei sind die Zeiten der Magister- und Diplomabschlüsse, als Studenten die Chance hatten, die Studieninhalte zu mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Koalition / Koalitionsverhandlungen Osnabrück (ots) - Erst der Anfang Die Union will der FDP offenbar in Sachen Steuerentlastungen entgegenkommen. Von 20 Milliarden Euro ist nun die Rede. Immer noch deutlich weniger als die von den Liberalen anvisierten 35 Milliarden - aber immerhin. So weit die gute Nachricht. Aber sie ist so lange wertlos, wie nicht die Gegenrechnung aufgemacht wird. Konkret: Wo soll das viele Geld herkommen, zumal Schwarz-Gelb an anderer Stelle auch mehr ausgeben will, für Zukunftsinvestitionen wie Bildung etwa? Die bisherigen Beschlüsse der mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|