Weiterentwicklung der sozialen Pflegeversicherung durch Einstieg in Kapitaldeckung
Geschrieben am 26-10-2009 |
Berlin (ots) - Koalitionsvertrag: bpa begrüßt Vorhaben von CDU, CSU und FDP, Leistungen der Pflegeversicherung langfristig zu stabilisieren
Die Pflegeversicherung bleibt ein wichtiges Element der sozialen Sicherung. Gleichzeitig wird, neben dem bestehenden Umlageverfahren, eine ergänzende Finanzierung von Pflegeleistungen durch Kapitaldeckung eingeführt, die "verpflichtend, individualisiert und generationengerecht ausgestaltet werden muss". So lautet die Absichterklärung von CDU, CSU und FDP in ihrem Koalitionsvertrag, den der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa) in weiten Teilen begrüßt. Skeptisch sieht der bpa jedoch das Vorhaben, dafür zu "sorgen, dass auch ausländische Hilfskräfte notwendige pflegerische Alltagshilfen erbringen können". bpa-Präsident Bernd Meurer: "Wir benötigen zweifellos flexible Beschäftigungen, aber vor Anreizen für Geldleistungen, die drohen in Schwarzarbeit zu führen und die sozialen Sicherungssysteme gefährden, sollten wir uns hüten."
Zum Thema Kapitalstockbildung erklärt der bpa-Präsident: "Es ist kein Geheimnis, dass die Reserven der Pflegekassen in den nächsten vier bis fünf Jahren aufgebraucht sein werden. Gleichzeitig wollen immer mehr pflegebedürftige Menschen qualitätsgesichert gepflegt und betreut werden. Deshalb ist es richtig, dass eine Reform der Pflege-Finanzierung in dieser Legislaturperiode angepackt wird. Das bedeutet: Zum einen muss die Pflegeversicherung als eigenständiger Zweig der sozialen Sicherung bestehen bleiben. Zum anderen ist die Einbeziehung von ergänzenden, kapitalgedeckten Elementen erforderlich. Die Koalition ist hier auf einem guten Weg."
Der bpa stimmt mit der neuen Regierung voll überein: Nur eine Veränderung in der Finanzierung eröffnet realistische Chancen, die im Rahmen der letzten Legislaturperiode verbesserten Leistungen für die Pflegebedürftigen langfristig zu dynamisieren, die Pflegebedürftigkeit - vor allem zu Gunsten von Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetent (z. B. Demenz) - neu zu definieren und die Pflege insgesamt mit den notwendigen Ressourcen auszustatten. Bernd Meurer: "Wir brauchen mehr Zeit für die Pflege, weniger Bürokratie und ein besseres Image für Pflegeberufe. Das sind auch die wichtigsten Voraussetzungen dafür, um mehr und besser qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen."
Der Gesundheits- und Pflegemarkt ist ein wichtiger Wachstums- und Beschäftigungssektor sowie ein stabiler Arbeitsmarkt. Bernd Meurer: "Tatsächlich arbeitet heute bereits jeder neunte Beschäftigte in der Pflege, nur jeder sechste verdient sein Geld in der Automobilbranche. Deshalb begrüßen wir das Bemühen der Koalition, die Rahmenbedingungen für Pflegende und Pflegeanbieter so zu gestalten, dass sich der Wettbewerb um die besten Ideen freier entfalten kann." Dazu gehört laut Koalitionsvertrag auch, dem in den nächsten Jahren drohenden Ärztemangel durch eine erweiterte Delegationsmöglichkeit ärztlicher und anderer Tätigkeiten, z. B. auf Pflegepersonal, zu begegnen. Diese Maßnahme hat der bpa schon seit Jahren gefordert.
Zur Überprüfung der politischen Rahmenbedingungen in der Pflege gehört auch, Benachteiligungen einzelner Anbieter auf den Prüfstand zu stellen. Daher befürwortet der bpa, eine Kommission einzusetzen, die die "Wettbewerbsgleichheit kommunaler und privater Anbieter insbesondere bei der Umsatzsteuer" anstrebt, um Arbeitsplätze zu sichern und Investitionen zu ermöglichen. Staatlichen Aufgaben oder öffentlichen Zwecken dienende wirtschaftliche Tätigkeiten seien "konsequent zu überprüfen und bei nachgewiesener Wirtschaftlichkeit mit Hilfe privater Anbieter umzusetzen".
Ferner hat sich die neue Bundesregierung darauf verständigt, die Förderung des Aufbaus der Pflegestützpunkte auslaufen zu lassen, was der bpa durchaus begrüßt. Bernd Meurer: "Wir haben uns von Anfang an dafür eingesetzt, beim Thema Pflegeberatung vorrangig auf die bestehenden kompetenten Anlaufstellen zurückzugreifen und damit unnötige Doppelstrukturen zu vermeiden und die Mittel für die Pflege am Bett auszugeben." Im Rahmen bestehender Verträge mit Kranken- und Pflegekassen halten die bpa-Mitgliedseinrichtungen bundesweit bereits mehr als 2.500 Pflegeberater vor. Dieses Potenzial gilt es zu nutzen.
Einen einheitlichen gesetzlichen Mindestlohn, wie ihn die scheidende Regierung auch für die Pflege beschlossen und bereits auf den Weg gebracht hat, lehnt die Koalition ab: "Die bestehenden gesetzlichen Regelungen zum Mindestlohn werden bis Oktober 2011 evaluiert. Dabei kommt es uns darauf an, diese daraufhin zu prüfen, ob sie Arbeitsplätze gefährden oder neuen Beschäftigungsverhältnissen entgegenstehen."
Um Lohndumping zu verhindern, spricht sich der bpa mit der neuen Bundesregierung klar gegen sittenwidrige Löhne aus. Bernd Meurer: "Wir sind gegen Lohndumping, aber auch gegen Einheitslöhne wie sie zur Vorraussetzung für Pflegeeinrichtungen mit der letzten Pflegereform gemacht wurden. Insbesondere die kurz vor der Bundestagswahl in Umlauf gebrachte 'Interpretationshilfe' zu der so genannten ortsüblichen Vergütung löst eine Kosten- und Bürokratielawine aus, die zu Lasten der Pflegebedürftigen, der Einrichtungen und der Sozialhilfe geht. Wir gehen daher davon aus, dass diese von der neuen Regierung schnell wieder einkassiert wird."
Originaltext: bpa - priv. Anbieter sozialer Dienste Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/17920 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_17920.rss2
Pressekontakt: Für Rückfragen: Herbert Mauel, Bernd Tews, 030 / 30 87 88 60.
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
232927
weitere Artikel:
- Neue Westfälische: Korruptionsskandal bei britischen Streitkräften in Deutschland weitet sich aus Bielefeld (ots) - Im Korruptionsskandal bei den britischen Streitkräften in Deutschland haben die Staatsanwaltschaft Wuppertal und die Polizei in Mönchengladbach ihre Ermittlungen erheblich ausgeweitet. Wie die in Bielefeld erscheinende Neue Westfälische (Dienstagsausgabe) berichtet, gibt es inzwischen mehrere hundert Beschuldigte. In dem Komplex tauchten immer neue Verdachtsmomente auf, sagte der Wuppertaler Oberstaatsanwalt Wolf-Tilmann Baumert dem Blatt. Bei den Beschuldigten handelt es sich um zivile Angestellte der britischen Armee mehr...
- Südwest Presse: Kommentar zur Koalition Ulm (ots) - Das fängt ja gut an. Noch war der Koalitionsvertrag von Union und FDP nicht unterzeichnet, da sah sich die Bundeskanzlerin schon bemüßigt, ihren Wunschpartner zur Ordnung zu rufen. Wie sich das unter Duzfreunden gehört, nannte Angela Merkel ihren liberalen Junior zwar nicht ausdrücklich beim Vornamen, aber Guido Westerwelle durfte gewiss sein, dass er gemeint war. Dabei ist die Erwartung der CDU-Vorsitzenden nur zu berechtigt. Die (Kassen-)Lage der Nation verlangt von der Regierung ein Höchstmaß an Seriosität und Verantwortungsbewusstsein. mehr...
- Rheinische Post: Seehofer stabiler Düsseldorf (ots) - von Reinhold Michels Der CSU-Ehrenvorsitzende Stoiber vergleicht gerne Politik mit Fußball. So könnte man meinen: Ähnlich wie sich der zuletzt ins Gerede gekommene FC-Bayern-Trainer van Gaal durch einen knappen Sieg stabilisiert hat, geht es auch dem bayerischen CSU-"Spielführer" Seehofer, über dessen baldige Ablösung etwas übermotiviert spekuliert worden war. Seehofer blieb gestern beim kleinen Parteitag nicht nur ein Scherbengericht erspart; ihm gelang es sogar, mit einem absoluten Einstimmigkeits-Votum zum schwarz-gelben mehr...
- Westdeutsche Zeitung: Die Steuerpläne der neuen Regierung stoßen auf Widerstand Gut möglich, dass die FDP zu früh frohlockt Von Rolf Eckers = Düsseldorf (ots) - Der Bundesetat folgt anderen Gesetzen als der Haushalt von Familie Mustermann. Als der ökonomische Himmel vor einem Jahr über uns allen einzustürzen drohte, war es richtig, sich mit Hunderten von Milliarden Euro dagegen zu stemmen. Keine Krise setzt allerdings die Grundrechenarten außer Kraft. Auf Dauer lässt sich nur das ausgeben, was eingenommen wird. Das gilt nicht nur für jeden Privathaushalt, sondern auch für öffentliche Etats. Schwarz-Gelb will davon nichts wissen. Die neue Regierung verweist auf die Krise und mehr...
- Neue Westfälische: Schwarz-gelbe Gesundheitspolitik Es wird ernst ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN Bielefeld (ots) - Angela Merkel kann noch so oft betonen, dass die Union ein Herz für die sozial Schwachen hat. Der Koalitionsvertrag löst trotzdem Ängste aus. Gerade in der Gesundheitspolitik. Mit der Auffassung, dass sowohl der Manager als auch die Verkäuferin denselben Beitrag für die Krankenversicherung berappen sollen, hat die Union schon einmal eine heftige Bauchlandung kassiert. Selbst wenn es anschließend einen Solidarausgleich geben sollte. Dass der Anstieg der Gesundheitskosten allein auf die Arbeitnehmer abgewälzt werden soll, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|