Lausitzer Rundschau: Schwarz-gelbe Regierung vereidigt Merkel, die Zweite
Geschrieben am 28-10-2009 |
Cottbus (ots) - Angela Merkel fügt ihrem atemberaubenden politischen Aufstieg ein neues Kapitel hinzu: Zum zweiten Mal Kanzlerin und dabei auch noch den Koalitionspartner ausgetauscht - das hat kein Regierungschef auf Bundesebene vor ihr geschafft. Doch was fängt Merkel mit ihrer zweiten Kanzlerschaft an? Es scheint, als sei sie selbst noch eine Suchende. Das ist ernüchternd, wenn man bedenkt, dass es sich bei Schwarz-Gelb doch angeblich um ihre Wunschkoalition handelt. Viel ist darüber geunkt worden, unter Schwarz-Gelb breche die soziale Eiszeit aus. Um solche Befürchtungen zu zerstreuen, versprach Merkel schon am Wahlabend, eine Kanzlerin für alle Deutschen zu sein. Allerdings: Der vorliegende Koalitionsvertrag lässt auch die gegenteilige Interpretation zu. Ein Stufentarif im Steuersystem, die geplante Kopfpauschale im Gesundheitswesen, das klingt wie die Renaissance neoliberaler Glaubenssätze. Nur durch eine Sozialdemokratisierung der CDU konnte Merkel jedoch ihren Machtanspruch behaupten. Insofern hat es Merkel tatsächlich versäumt, dem schwarz-gelben Koalitionsvertrag noch stärker ihren Stempel aufzudrücken. Wenn Guido Westerwelle behauptet, die Koalitionsvereinbarung trage vornehmlich die Handschrift seiner FDP, dann ist das für die Union gefährlich. Die Liberalen sollten sich aber nicht in allzu großer Selbstgewissheit wiegen. An den Ministerpräsidenten der CDU könnten sie sich die Zähne ausbeißen. Einige von ihnen haben bereits klar gemacht, was sie von unverantwortlich üppigen Steuersenkungen zulasten ihrer Landesetats halten: nichts. Im Zweifel kann sich Merkel immer darauf zurückziehen. Im Ernstfall wird ihr auch nichts anderes übrig bleiben: Die Länderkammer ist durch eine klare Verhinderungsmehrheit ihrer eigenen Partei geprägt. Dieses Kräfteverhältnis kennzeichnet Merkels zweite Kanzlerschaft. Es sind die Kräfte der gegenseitigen Blockade. Eine Überschrift für Merkels künftige Regentschaft erwächst daraus noch nicht. Dass die Kanzlerin selbst noch eine politische Vision entwickelt, ist zweifelhaft. Merkel ist eine hervorragende Mechanikerin der Macht. Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr. Mag sein, dass das reicht. In Zeiten krisenbedingter Verunsicherung wären die allermeisten Deutschen wohl schon zufrieden, wenn die soziale Balance im Land nicht noch weiter in Schieflage gerät. Merkel setzt ihre Hoffnung außerdem voll auf wirtschaftliches Wachstum. Gelingt das, wird sich beides miteinander verbinden lassen. Wenn nicht, geht Merkel als größte Schuldenkanzlerin der Bundesrepublik in die Geschichtsbücher ein.
Originaltext: Lausitzer Rundschau Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2
Pressekontakt: Lausitzer Rundschau Telefon: 0355/481232 Fax: 0355/481275 politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
233426
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Margot Käßmann als erste Frau an der Spitze der EKD Gemeindenahe Praktikerin Cottbus (ots) - Sie ist die erste Frau an der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland. Doch die Wahl der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann zur Ratsvorsitzenden der EKD war in jeder Hinsicht konsequent. Denn von allen leitenden Geistlichen der EKD hat allein sie das Format, das nötig ist, dem brillanten Theologen Wolfgang Huber nachzufolgen. Schon in der Vergangenheit hat sich Käßmann profiliert, etwa im Streit um die Schweizer Sterbehilfeorganisation Dignitas. Und auch in Zukunft sind von ihr klare Worte zu erwarten - mehr...
- Neue Westfälische: Merkel und Käßmann amtieren Starke Frauen, starkes Land BERNHARD HÄNEL Bielefeld (ots) - Es gibt Tage, die einen Eintrag in die Geschichtsbücher verdienen. Gestern war so ein Tag. Zwei Frauen sind in Spitzenämter gewählt worden. Niemand neidet es ihnen, weil allgemein akzeptiert ist, dass sie es verdient haben. Die evangelische Kirche weiß keinen Besseren in ihren Reihen als Margot Käßmann, und für die Union ist Angela Merkel schon seit längerem unersetzlich. 40 Jahre nach den Anfängen der Frauenbewegung ist damit ein Stück Normalität eingetreten; allein die Befähigung zu Ämtern spielte die ausschlaggebende mehr...
- Neue Westfälische: Privatsender wollen an Rundfunkgebühren beteiligt werden Darf's ein bisschen mehr sein? TILMANN P. GANGLOFF Bielefeld (ots) - Es wäre auch absurd gewesen. Ein Privatsender, der nur gegen Gebühr zu empfangen ist, hätte ganz schnell keine Zuschauer mehr. Das Publikum, sofern Kunde eines Kabelnetzbetreibers, wird für RTL und Co. ja ohnehin schon zweimal zur Kasse gebeten: erst bei den Gebühren für den Kabelanschluss, dann beim Einkauf im Supermarkt, denn was die Wirtschaft für die Spots zahlt, schlägt sie auf den Verkaufspreis. Dem kommerziellen Fernsehen wird nun zum Verhängnis, was aus seiner Sicht schon seit Jahren ein Ärgernis ist: Während mehr...
- Neue Westfälische: Verkürzung des Zivildienstes Humbug HUBERTUS GÄRTNER Bielefeld (ots) - Während sich in Berlin die schwarz-gelben Politgrößen noch in den Armen liegen und feiern, ist den Wohlfahrtsverbänden und freien Trägern aus dem sozialen Sektor eher zum Weinen zumute. Sie haben den Koalitionsvertrag studiert und festgestellt, dass von Union und FDP ein faules Ei platziert wurde. Der Verkürzung des Wehrdienstes von neun auf sechs Monate soll auch eine Kürzung der Dauer des Zivildienstes folgen. Es gilt nach dem Grundgesetz schließlich die Wehrgerechtigkeit. Man muss schon zweifeln, ob junge Menschen mehr...
- Berliner Morgenpost: SPD pur in Brandenburg, aber der Makel bleibt - Leitartikel Berlin (ots) - Was heißt hier eigentlich Rot-Rot? Im Grunde regieren in Brandenburg die Sozialdemokraten im Alleingang. Inhaltlich betrachtet allemal. Als umworbener Partner hat sich Platzecks SPD auf der ganzen Linie durchgesetzt. Die Bedenkzeit, die sich der linke Partner gestern ausbat, unterstreicht diesen Umstand nur. Die Union wollte in Potsdam weiter mitregieren, die linke Konkurrenz dagegen wollte endlich an die Macht. Beide waren bereit, dafür einen hohen Preis zu zahlen. Die SPD entschied sich überraschend für die Linke - und mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|