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Herbstumfrage der Inkassobranche: Handwerk leidet unter schlechter Zahlungsmoral und Kreditproblemen - Konjunktureinbruch verstärkt Liquiditätskrise

Geschrieben am 29-10-2009

Berlin (ots) - Der Konjunktureinbruch drückt massiv die
Zahlungsmoral. In der traditionellen Herbstumfrage unter den 540
Mitgliedern des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V.
(BDIU) berichten jetzt 96 Prozent der Teilnehmer, dass das
Zahlungsverhalten aktuell genauso schlecht oder sogar noch schlechter
ist als im Frühjahr. Nur 4 Prozent der Inkassounternehmen melden eine
Besserung. "Der historisch beispiellose Rückgang der
Wirtschaftsleistung hat die Liquidität von Unternehmen und
Verbrauchern deutlich geschmälert", so BDIU-Präsident Wolfgang Spitz
am Donnerstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem
Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin. "Die Folgen
bekommen die Gläubiger erst jetzt massiv zu spüren, und das
Schlimmste steht eher noch bevor. Unsere Mitgliedsunternehmen spüren
diese Entwicklung unmittelbar - wie ein Seismograf."

Insolvenzen steigen kräftig

Zunehmende Zahlungsschwierigkeiten werden nach Erwartungen der
Inkassounternehmen die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in diesem
Jahr auf rund 35.000 steigen lassen - 2008 waren es noch 29.291. Auch
im kommenden Jahr sei mit weiter zunehmenden Insolvenzen zu rechnen.
Der bisherige Negativrekord könnte sogar eingestellt werden. 2003
hatte es mit 39.230 so viele Unternehmensinsolvenzen wie nie in der
deutschen Nachkriegsgeschichte gegeben.

65 Prozent der Inkassounternehmen melden in der Umfrage, dass
Handwerkskunden zurzeit besonders nachlässig beim Bezahlen ihrer
Forderungen sind. Deren Zahlungsmoral ist so schlecht wie in keinem
anderen Wirtschaftszweig. 63 Prozent bemängeln darüber hinaus die
Rechnungstreue von Kunden der Dienstleistungsbranche, 51 Prozent von
denen des Baugewerbes.

Banken zögerlich bei Kreditvergabe

Häufige Gründe für Handwerksinsolvenzen sind laut der Umfrage ein
schlechtes Mahnwesen insbesondere kleiner Betriebe, eine zu dünne
Eigenkapitaldecke und eine zögerliche Kreditvergabe der Banken. "Eine
flächendeckende Kreditklemme können wir im Handwerk zwar bislang
nicht feststellen", so ZDH-Präsident Otto Kentzler. "Aber die
deutlich gestiegenen Anforderungen an Kreditsicherheiten bereiten
unseren Betrieben Schwierigkeiten. Das betrifft aktuell vor allem die
Betriebsmittelfinanzierung. Die zusätzlichen Handlungsspielräume der
Bürgschaftsbanken sind angesichts der häufig knappen
Eigenkapitaldecke sehr wichtig. An die neuen Globaldarlehen der KfW
knüpfen wir große Erwartungen. Bei weiter steigenden
Liquiditätsproblemen werden zusätzliche Stabilisierungsmaßnahmen
unverzichtbar sein."

Öffentliche Hand zahlt schlechter

Weiter verschlechtert hat sich das Zahlungsverhalten der
öffentlichen Hand, insbesondere der Kommunen. Das berichten 21
Prozent der Inkassounternehmen in der Umfrage. Ein Grund sind die
vielerorts fallenden Einnahmen aus der Gewerbesteuer. Dennoch könnten
laut BDIU Städte und Gemeinden ihre Kassenlage verbessern, indem sie
ihr Forderungsmanagement professionalisierten. Derzeit betragen nach
Schätzungen des Verbandes die Außenstände der Kommunen mehr als 12
Milliarden Euro. Hier seien deutliche Mehreinnahmen möglich.

Private Verschuldung steigt wieder

Schlechter ist aktuell auch das Zahlungsverhalten der Verbraucher.
Hauptgründe dafür sind laut der Herbstumfrage Überschuldung (85
Prozent der Umfrageteilnehmer melden das) und Arbeitslosigkeit (83
Prozent). "Der weiter zu erwartende Anstieg der Arbeitslosigkeit wird
das Zahlungsverhalten weiter verschlechtern", befürchtet
BDIU-Präsident Spitz. Dadurch wachse auch das Überschuldungsrisiko
der privaten Haushalte. Dies werde in der Folge zu mehr
Verbraucherinsolvenzen führen. Bereits in diesem Jahr rechnet der
BDIU mit 110.000 Neuanträgen (2008: 98.140).

Bei dem Verfahren müssten die Gläubigerinteressen gewahrt werden,
fordert der Verband. Aktuell seien die meisten Verbraucherinsolvenzen
sogenannte Nullpläne, bei denen die Gläubiger völlig leer ausgehen.
"Der Grundsatz von Treu und Glauben muss wieder gestärkt werden", so
Spitz. "Das heißt: Wenn jemand eine Ware bestellt oder eine
Dienstleistung anfordert, muss klar sein, dass er das auch zu
bezahlen hat. Immerhin hängen davon Arbeitsplätze und wirtschaftliche
Existenzen ab. Aktuell berichten 56 Prozent unserer
Mitgliedsunternehmen, dass private Schuldner Rechnungen absichtlich
zu spät oder auch gar nicht bezahlen. So kann unsere Wirtschaft nicht
funktionieren."

Wichtig seien mehr Anstrengungen zur Schuldenprävention,
insbesondere eine Stärkung der Finanzkompetenz. Wünschenswert sei,
dass der Umgang mit Geld und Schulden in den Schulen mehr
thematisiert werde. "Der eigenverantwortliche, mündige Verbraucher
muss gestärkt werden", fordert Spitz. Dazu gehöre die Aufklärung über
Verbraucherrechte genauso wie die Mahnung an die Einhaltung der
Pflichten, die im Geschäftsverkehr entstehen. Spitz weiter: "Nur wenn
wir uns das bewusst machen, können wir der Krise gemeinsam
erfolgreich begegnen."

Alle Ergebnisse der Herbstumfrage unter: www.inkasso.de

Originaltext: Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen BDIU
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/36376
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_36376.rss2

Pressekontakt:
Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V.
c/o muehlhaus & moers kommunikation gmbh
Ihr Ansprechpartner: Udo Seidel
Moltkestraße 123-131
50674 Köln

Telefon 0221 - 95 15 33 0
Telefax 0221 - 95 15 33 20

E-Mail: u.seidel@muehlhausmoers.de


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