WAZ: Das falsche Menschenbild. Kommentar von Frank Stenglein
Geschrieben am 29-10-2009 |
Essen (ots) - Mit dem Betreuungsgeld hat die Koalition ein Dilemma am Bein. Nichts gegen Familienförderung, normalerweise auch nichts gegen das Prinzip der eigenverantwortlichen Mittelverwendung. Doch wenn gerade diejenigen Kinder am wenigsten profitieren, die es am nötigsten hätten, wäre das schwer erträglich.
Man muss da gar nicht moralisieren, um gut oder böse geht es nicht. Pauschal befragt, wünschen alle Eltern, auch arme, ihren Kindern bestimmt nichts Schlechtes. Nur: Der Anreiz, das zusätzliche Geld lieber in den allgemeinen Konsum zu stecken, ist bei ohnehin schmalem Budget einfach groß. Und zur Wahrheit gehört auch, dass es "unten" bildungsferne Verwahrlosungstendenzen gibt, die die Förderung des Nachwuchses aus dem Blick geraten lassen. Wenn die CSU das kleinredet, erkennt man die Heile-Welt-Perspektive.
So bitter es ist: Der Unterschicht hilft kein idealistisches Menschenbild. Hier muss der Staat auch mal robust agieren, damit sich Armut nicht von Generation zu Generation verfestigt. Wenn es überhaupt ein Betreuungsgeld geben soll, dann muss es - notfalls per Gutschein - bei den Kindern ankommen. Sonst kann man es sich sparen.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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