ots.Audio: "Der Seewolf" 2009: "Moralisch kann nur sein, wer überlebt" Neuverfilmung des ZDF-TV-Ereignisses am Sonntag mit internationaler Starbesetzung

Mainz (ots) -

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Anmoderation:
Fast vierzig Jahre nach dem TV-Ereignis "Der Seewolf" hat das ZDF,
zusammen mit mehreren Partnern, die vielschichtige
Abenteuergeschichte neu verfilmt. Und das mit internationalem
Staraufgebot. Sebastian Koch in der Hauptrolle gibt einen
überzeugenden, geheimnisvollen und intensiven Kapitän Larsen.
Natürlich darf auch in der Neuverfilmung von Jack Londons berühmtem
Abenteuerroman die zerquetschte rohe Kartoffel nicht fehlen.
Inhaltlich und szenisch hat das ZDF unter der Regie von Mike Barker
aber vor allen Dingen ein starkes Psychodrama geschaffen. Eine
Parabel, die sich ganz konzentriert um die Frage dreht, ob der Mensch
in einem gesetzlosen Raum noch moralisch sein kann.
Die Handlung: Humphrey van Weyden, Literaturkritiker und eitler
Schöngeist, landet durch einen Unfall auf dem Robbenfangschiff
"Ghost" - das Reich von Kapitän Wolf Larsen. Larsen herrscht über das
Schiff und seine Mannschaft wie ein Tyrann. In dem Büchermenschen van
Weyden, genannt "Hump", erkennt Larsen seinen geistigen Widerpart und
zwingt ihn zu diabolischen Machtkämpfen. Sebastian Koch über die
beiden Hauptfiguren:

1. O-Ton Sebastian Koch
Van Weyden ist ja die Figur, die hochphilosophisch, auch sehr belesen
ist. Und eigentlich die Erziehung bekommen hat, die er nicht bekommen
hat. Wolf Larsen hat sich da mehr oder weniger alles selber
angelesen. Ich find das Irre an diesem Typ, der sitzt da auf seinem
Schiff und hat aber diese ganzen Talente. Und hat aber überhaupt kein
Betätigungsfeld. Das heißt er hat keine große Herausforderung, die
Welt zu verändern oder was weiß ich. Er hockt auf diesem kleinen
Schoner und ist natürlich heillos unterfordert. Und dann kommt dieser
van Weyden, mit seinen angelesenen Phrasen, und dann nimmt er den
auseinander. Das ist eine Freude für ihn. (0:33)

Und ständige Bewährungsprobe für Humphrey van Weyden. Ein
Ausschnitt.

2. O-Ton Filmausschnitt
Ich glaube, ich kann erklären, warum Sie sind, wie Sie sind. - Ach.
Darf man fragen, wie Sie das tun? - Sie sind das Produkt gewisser
Umstände. Wie wir alle. Der Gesellschaft, aus der Sie kommen, der
Umgebung, ihrer Familie. All das hat Sie zu dem gemacht, was Sie
sind. - Sie langweiligen mich, Hump. Ich schick Sie zurück in die
Kombüse. Da gehören Sie hin mit ihren wundervollen Idealen. Und jetzt
raus! Ich bin nicht zu erklären, Hump! Da müsste man das Leben an
sich erklären. (0:26)

Der Großteil der Szenen spielt in der begrenzten Welt des
Robbenfangschiffs. So konzentriert sich der Film ganz auf die
Figuren. Der Zuschauer wird in den Bann gezogen von einem Kapitän
Larsen, der bei aller Brutalität durchblitzen lässt, dass ihm Moral
und Ideale irgendwann einmal etwas bedeutet haben. Bis er sich für
ein Leben entschieden hat, in dem nur das Recht des Stärkeren gilt.
Diesen Mann zu spielen, hat Hauptdarsteller Sebastian Koch
fasziniert:

3. O-Ton Sebastian Koch
Ich würde ihn immer mehr als einen gefallenen Engel sehen. Als einen
Luzifer, der nicht mehr dienen will unter Gott, der einfach keinen
Bock mehr hat. Der aussteigt, seine eigene Show macht und sagt,
lieber in der Hölle der Boss sein, als da oben ein Diener.
Gleichzeitig ist da diese große Sehnsucht zu spüren in diesem Mann.
Die Sehnsucht, wieder zurück in den Himmel zu wollen - heim. Das
macht ihn zu einer ganz romantischen, kraftvollen, sehr
energiegeladenen, spannenden Figur. (0:26)

Der Kampf zwischen dem animalischen Kapitän Larsen und dem
idealistischen, aber schwachen Humphrey van Weyden erreicht einen
Höhepunkt, als plötzlich eine Frau an Bord geschwemmt wird. Maud
Brewster, gespielt von Hollywoodstar Neve Campbell.
Auch während der Dreharbeiten war es auf der "Ghost" immer spannend.
Regisseur Mike Barker hat auf Tricks und Effekte praktisch komplett
verzichtet. Stattdessen wurde ganz real auf dem offenen Meer im
Nordatlantik gedreht. Mit dem Wetter, den Wellen und allem was dazu
gehört. Eine Herausforderung nicht nur für Neve Campbell:

4. O-Ton Neve Campbell (englisch)
(Übersetzung) Wir haben auf dem offenen Meer gedreht, vor der
kanadischen Küste bei Halifax Nova Scotia. Und es gab riesige Wellen,
es hat gehagelt und es hat gestürmt. Also Wetterverhältnisse und
Seegang haben sich ständig geändert. So ist Natur. Damit mussten wir
irgendwie zurechtkommen. Und das spielt im Film eine ganz zentrale
Rolle. Deswegen denke ich, war es genau die richtige Entscheidung,
draußen auf dem offenen Meer zu drehen und eben nicht in einem
Studio. Ich denke, das Schiff selbst und die Naturgewalten bestimmen
den Charakter des Films und sind ganz zentrale Elemente für das, was
das Publikum letztlich zu sehen bekommt. (0:31)

Abmoderation:
Anders als der Vierteiler aus den 1970er Jahren mit Raimund Harmstorf
in der Hauptrolle, hält sich die Neuverfilmung sehr eng an die
Romanvorlage. Entstanden ist ein Abenteuerfilm, der sehr viel
Psychologie enthält und Sozialkritisches, das auch heute Gültigkeit
besitzt. Teil 1 sendet das ZDF am Sonntag, 1. November, Teil 2 am
Mittwoch, 4. November, jeweils um 20 Uhr 15.

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Originaltext: ZDF
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