Westdeutsche Zeitung: Die Kosten der Krise werden nur in die Zukunft verlagert Die Tücken der Rentengarantie Von Friedrich Roeingh =
Geschrieben am 30-10-2009 |
Düsseldorf (ots) - Die SPD hat die Rentengarantie noch auf der Zielgeraden der Großen Koalition durchgesetzt. Genutzt hat ihr das bei der Wahl offenbar nicht. Die 20 Millionen Rentner in Deutschland aber werden im kommenden Jahr von diesem Wahlgeschenk profitieren. Da die Lohnsumme in der Wirtschaftskrise durch die massiv ausgeweitete Kurzarbeit um ca. 0,5 Prozent sinkt, müssten die Renten im Folgejahr entsprechend abgesenkt werden. Schneller als erwartet wird nun die Rentengarantie dafür sorgen, dass die Altersbezüge 2010 wenigstens auf dem jetzigen Niveau verharren.
Die Begeisterung über das kleinere Übel der Nullrunde wird sich bei den Rentnern gleichwohl in Grenzen halten. Schließlich werden sie das Wahlgeschenk in den Folgejahren bis auf den letzten Cent zurückzahlen müssen. In besseren Jahren wird die Rente nämlich nur halb so stark erhöht werden wie rechnerisch möglich, bis die Einbußen auf der Lohnseite nachgeholt sind. Das gilt genauso für den Riester-Faktor - eine weitere Rentenkürzung zum Ausgleich der demografischen Entwicklung - , den die vergangene Bundesregierung ausgesetzt hatte. So werden sich die Rentner wohl für mehrere Jahre auf Nullrunden einstellen müssen.
Der Sinn der Verzögerung beziehungsweise der Verstetigung des Schmerzes wird sich nur wenigen erschließen. Wahrscheinlich wäre es einer überwiegenden Mehrheit der Ruheständler sogar lieber gewesen, mit einer Rentenkürzung ihren Teil zur Krisenbewältigung beizutragen - zu einem Zeitpunkt, zu dem die Kurzarbeiter und ihre Familien viel größere Einschnitte hinnehmen müssen, und zu dem die IG Metall für die kommende Lohnrunde eine bemerkenswerte Zurückhaltung ankündigt.
Die Entkoppelung der Renten von den Löhnen - bisher das Grundprinzip der staatlichen Alterssicherung - kann sich zudem noch als Bumerang erweisen. Der Glaube der Rentner an eine verlässliche Politik der Altersversorgung ist in den vergangenen Jahren ohnehin zerstört worden: Spätestens seit Gerhard Schröder in seinem Wahlkampf 1998 versprochen hatte, die Rentenreform der Vorgängerregierung rückgängig zu machen - um später umso schmerzhaftere Einschnitte vorzunehmen. Der populistischen Rentengarantie könnte es in den kommenden Jahren ähnlich ergehen.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Zeitung Nachrichtenredaktion Telefon: 0211 / 8382-2358 redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
233995
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Fehlstart in Thüringen Kommentar Von Gregor Mayntz Düsseldorf (ots) - Nach dem so genannten "Heide-Mörder" von Schleswig-Holstein trieb nun der "Christine-Killer" von Thüringen sein Unwesen. Zumindest zwei Wahlgänge lang versuchte er eine CDU-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht in Erfurt zu verhindern, wie sein Vorgänger 2005 die SPD-Ministerpräsidentin Heide Simonis in Kiel politisch zur Strecke gebracht hatte. Über die Hintergründe lässt sich nur mutmaßen. War die SPD wirklich so geschlossen, obwohl sie wegen der Entscheidung für Schwarz-Rot statt Rot-Rot eine beispiellose Zerreißprobe mehr...
- Rheinische Post: Einfache Steuern Kommentar Von Michael Bröcker Düsseldorf (ots) - Die Statistiken über die Einsprüche bei den Steuerbescheiden belegen nicht etwa die Unfähigkeit oder Überlastung der deutschen Finanzbeamten. Sie belegen vielmehr die Unfähigkeit des deutschen Staates, ein einfaches, verständliches und transparentes Steuersystem zu schaffen. Dass längst die Steuerjuristen und Verfassungsgerichte die Hoheit über die Steuerpolitik übernommen haben, beweisen die jüngsten Urteile zum Steuerabzug bei den Sozialversicherungsbeiträgen und der Kappung der Pendlerpauschale. Es ist also kein Wunder, mehr...
- Rheinische Post: EU-Gerangel Kommentar Von Godehard Uhlemann Düsseldorf (ots) - Der EU-Gipfel in Brüssel ist nicht gescheitert. Schon das ist ein Erfolg. Vor dem Hintergrund einer längst nicht beendeten und schon gar nicht in ihren dramatischen Folgen bewältigten Wirtschafts- und Finanzkrise ist es nachvollziehbar, dass sich die 27 Staats- und Regierungschefs nicht auf die Höhe von Finanzhilfen für Entwicklungsländer zum globalen Klimaschutz haben einigen können. So stellten sie nur einen angemessenen Milliarden-Betrag für die Ärmsten der Armen in Aussicht. Einige EU-Länder stehen mit ihren Finanzen mehr...
- Lausitzer Rundschau: Die Feierlichkeiten zu 20 Jahre Mauerfall Falsches Gedenken im Richtigen Cottbus (ots) - Am heutigen Sonnabend veranstaltet die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stifung in Berlin einen Festakt namens "Mauerfall und Wiedervereinigung" mit hochrangigen Gästen - von Kanzlerin Angela Merkel bis Altkanzler Helmut Kohl, vom ehemaligen US-Präsidenten George Bush bis zum früheren sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow. Die Stiftung ist nicht die einzige Einrichtung, die derzeit Mauerfall und Wiedervereinigung in einem Atemzug nennt. Diese falsche Gleichsetzung durchzieht fast das gesamte Gedenken zum 9.November. mehr...
- Lausitzer Rundschau: Fehlstart für Thüringer Regierungschefin Lieberknecht Ein Hauch von Heide Cottbus (ots) - Ein kalter Hauch von Heide Simonis hat die neue Thüringer CDU-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht erfasst. Vor vier Jahren wurde Simonis in Schleswig-Holstein zum Opfer eines Abtrünnigen aus den eigenen Reihen. Ihre Wahl zur SPD-Regierungschefin schlug damals gleich viermal fehl. Lieberknecht brauchte am Freitag drei Anläufe, um dem politischen Gau gerade noch zu entgehen. Doch damit lässt sich nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Nach Lage der Dinge ist die SPD für die Konfusion bei der Abstimmung verantwortlich. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|