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Börsen-Zeitung: Der süße Duft des Ausstiegs, Kommentar zur Geldpolitik der EZB von Jürgen Schaaf

Geschrieben am 02-11-2009

Frankfurt (ots) - Es riecht nach Exit. Angesichts der robusten
konjunkturellen Erholung, überraschend hoher Gewinne einiger Banken
sowie der ersten Zinserhöhungen in einzelnen Währungsräumen wird der
süße Duft des Ausstiegs aus der unkonventionellen Geldpolitik auch in
Kontinentaleuropa verströmt. Nicht zuletzt die jüngsten Äußerungen
von Bundesbankpräsident Axel Weber haben die Erwartung genährt, die
Europäische Zentralbank (EZB) könnte bereits am Donnerstag einen
Zeitplan zum Rückzug aus der extrem langfristigen Vollzuteilung
vorlegen. EZB-Ratsmitglied Weber hatte angedeutet, dass es im
kommenden Jahr keine Liquidität auf Zwölf-Monats-Basis mehr geben
werde. Wer jetzt aber eine restriktivere Ausrichtung der Geldpolitik
in der Eurozone erwartet, geht fehl.

Zwar ist es in der Tat plausibel, dass sich die Banken der
Eurozone am 16. Dezember vorerst zum letzten Mal für ein ganzes Jahr
unbegrenzt mit Notenbankgeld eindecken können. Denn tatsächlich haben
sich die Refinanzierungsbedingungen der Kreditinstitute so weit
entspannt, dass derart paradiesische Zustände nicht mehr zu
rechtfertigen sind. Eine Trendwende der Geldpolitik ist dies
allerdings noch nicht. Denn weder steht mit der Abschaffung der
Zwölf-Monats-Tender die Vollzuteilung per se noch das Rekordtief des
Leitzinsniveaus von 1% zur Debatte.

Und das ist auch gut so. Denn zum einen droht den Banken neues
Ungemach. Nicht nur die EZB rechnet damit, dass die Verschlechterung
der Kreditqualität die Darlehensvergabe belasten wird. Zum Zweiten
ist die Realwirtschaft noch lange nicht über den Berg. Auch wenn die
Wachstumszahlen früher in den positiven Bereich zurückgekehrt sind
als gedacht: Sie sind vor allem das Ergebnis der Stützen, die
Geldpolitik und Regierungen aufgestellt haben. Von einem
selbsttragenden Aufschwung kann noch nicht die Rede sein. Zudem sind
die Produktionskapazitäten der Eurozone immer noch derart schwach
ausgelastet, dass sich noch lange kein Inflationsdruck aufbauen kann.
Vor diesem Hintergrund ist mit Zinserhöhungen auch im kommenden Jahr
fürs Erste nicht zu rechnen.

In diesem Umfeld, das weiterhin noch von extremer Unsicherheit
geprägt ist, wird die EZB am Donnerstag daher auch kaum über
rhetorische Eventualitäten hinaus Informationen zum Timing des Exits
aus der unkonventionellen Geldpolitik geben.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0


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