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Börsen-Zeitung: Wertschöpfung mit Rohstoffen, Kommentar zu Banken als Rohstoffhändler von Kai Johannsen

Geschrieben am 06-11-2009

Frankfurt (ots) - Viele Banken wittern im Geschäft mit Rohstoffen
den großen Ertragsbringer der nächsten fünf bis zehn Jahre. Anders
ist die starke Fokussierung auf den Rohstoffhandel, der Auf- und
Ausbau der entsprechenden Personal-, Handels- und
Infrastrukturkapazitäten in den Häusern nicht zu erklären. Derzeit
sind sie bestrebt, in der gesamten Bandbreite der Rohstoffklassen Fuß
zu fassen; schließlich geht es um die langfristige Sicherung von
Marktanteilen. Der erste Schritt kann nur der Handel von Commodities
sein und die Beteiligung an anderen kleineren und mittleren
Handelshäusern sowie Beteiligungen an Rohstoffunternehmen,
Transportfirmen wie Tankergesellschaften oder Pipeline-Betreibern.
Schließlich ist die Wertschöpfungskette recht groß, da lässt sich auf
verschiedenen Ebenen gut Geld verdienen.

Aber was kommt danach, wenn die Bank eine wichtige Stellung als
Händler eines Rohstoffs hat, ihn selbst transportiert und einlagert
und auch als physischer Anbieter oder Nachfrager auftritt? Für
Geschäftsbeziehungen zu Rohstoffunternehmen oder Ölfirmen zum
Beispiel im Kreditbereich ist es sicherlich förderlich, wenn der
Kreditnehmer weiß, dass auch die Bank aufgrund eigener Interessen und
Kenntnisse des Geschäftes im Rohstoffbereich stark verwurzelt ist.
Doch für die Bank wird es dann um mehr gehen. Sie wird Kunden das
Geschäft der Rohstoffe verfügbar machen wollen, und zwar in einer
anderen Form, als das bisher möglich ist. Das bedeutet für die Bank
nicht nur neue Geschäfte über Produkte, sondern auch die
entsprechende Ausplatzierung von Risiken auf andere Marktteilnehmer.

Tranchierung von Risiken

Eine derartige Entwicklung hat es schon einmal gegeben. Viele
Banken strebten Anfang dieses Jahrtausends in den Kreditmarkt.
Zunächst ging es um den Handel von Krediten, den Aufbau eines Marktes
sogenannter Kreditderivate. Dass durch den Handel Kreditrisiken auf
andere Marktteilnehmer übertragen werden konnten, war aber auch nur
der erste Schritt. Strukturierte Produkte folgten. Sie ermöglichen
Investoren, an einem Asset mit Risiken in unterschiedlichen Graden
beteiligt zu sein. Sogenannte Tranchen wurden gebildet: An einem
Asset-Pool, der sich zum Beispiel aus Krediten zusammensetzt,
übernimmt ein Investor ein bestimmtes Verlustrisiko, zum Beispiel 5%
des Ausfalls, d.h. des Verlustes - unabhängig davon, welcher Kredit
in diesem Pool ausfällt. Wem das zu heiß ist, der beteiligt sich eben
mit einer Tranche an dem entsprechenden Asset-Pool, die erst dann
Verlust macht,nachdem die ersten 5% ausgefallen sind. Wer bereit ist,
das höchste Verlustrisiko zu übernehmen, bekommt die höchste Prämie,
das heißt das höchste Spread-Einkommen. Der Spread nimmt sukzessive
ab, je risikoaverser ein Investor ist, d.h. je weniger Verlustrisiko
er übernehmen möchte.

Genau diese Kreditderivatetechnologie werden die Banken spätestens
in ein paar Jahren, wenn sie im Rohstoffhandel Fuß gefasst haben,
auch auf die Commodities anwenden. Zunächst einmal gibt es
börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETF) auf einzelne
Rohstoffe, Körbe oder Indizes. Über die rohstoffgebundenen Bonds oder
Notes wird es zu Tranchen auf Commodities kommen. Investoren können
Risikograde vorgeben, mit denen sie an Öl, Weizen oder Propangas
partizipieren wollen, und erhalten daraus ein Spread-Einkommen,
nehmen aber in einer vorab definierten Risikobandbreite an den
Preisentwicklungen teil.

Der Tranchenhandel ermöglicht dann wiederum, auf Korrelationen zu
setzen. Wer der Meinung ist, dass eine Einheit Energie aus Öl künftig
immer teurer wird, gleichzeitig aber glaubt, dass eine Einheit
Energie aus Windkraft immer billiger wird, weil mehr davon zur
Verfügung stehen dürfte, hat zwischen beiden Assets eine negative
Korrelation. Nur das Produkt, mit dem er davon profitieren kann,
fehlt noch.

Von diesem Punkt an ist es dann auch nur noch ein kleiner Schritt,
bis Rohstoffe Retail-Anlegern in Form strukturierter Produkte zur
Verfügung stehen. Vielleicht gibt es irgendwann auch
Altersvorsorgeprodukte, in denen Tranchen von Windkraft, Propangas
und Weizen kombiniert werden. Vor diesem Hintergrund hat die
Beteiligung der Banken im Handel mit diesen Rohstoffen sehr viel
Sinn.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0


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