Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zur Regierungserklärung:
Geschrieben am 10-11-2009 |
Bielefeld (ots) - Angela Merkels Regierungserklärung war keine historisch-brillante, aber eine sehr ehrliche Rede. Dabei gelang der Bundeskanzlerin der Spagat zwischen düsterer Beschreibung der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise und einem hoffnungsvollen Ausblick. Der ganz große Wurf ist Merkel mit dieser Rede zwar nicht gelungen, aber das durfte man in dieser schwierigen Zeit auch nicht erwarten. Aber immerhin: Angela Merkel hat erstens den Menschen keinen Sand in die Augen gestreut (»es wird schlimmer, bevor es besser wird«), zweitens echte Hilfe mit der Verlängerung des Kurzarbeitergeldes versprochen und drittens Visionen aufgezeigt, wie Deutschland gestärkt aus der Krise hervorgehen kann. Dabei setzt Angela Merkel komplett auf Wachstum. Das ist ihr Schlüssel zum Erfolg. Gelingt es Schwarz-Gelb, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass die Arbeitslosigkeit sinkt und die Steuereinnahmen wie zuletzt im Jahr 2008 sprudeln, dann kann Angela Merkel eine große Kanzlerin werden. Gelingt es nicht, wird sie möglicherweise als Schuldenkanzlerin in die Geschichte eingehen. Merkel hat gestern - zumindest für ihre Verhältnisse - Klartext gesprochen. Da bekamen die Manager von General Motors genauso ihr Fett weg wie Banken, die sie an der Bewältigung der Krise finanziell beteiligen möchte. Die Ankündigung der Einführung einer Börsenumsatzsteuer hatte man genauso wenig erwartet wie ihre Aussagen zu steigenden Pflegekosten. Merkel packte aber nicht alle heiße Eisen an. Einige Fragen zur Gesundheitspolitik und auch zum Afghanistan-Einsatz ließ sie offen. Die Gesundheitspolitik soll zunächst Sache der FDP bleiben. Hier wird Merkels neuer Gesundheitsminister Philipp Rösler die ersten Pflöcke einschlagen. Wenn es später Probleme mit der mächtigen Pharmaindustrie, Ärzten und den Krankenkassen geben sollte, kann die Chefin sich immer noch einschalten. Insgesamt hat Angela Merkel deutlich gemacht, dass die Politik der kleinen Schritte (Große Koalition) endgültig vorbei ist. Merkel wirkt entschlossen und ist gewillt, die Probleme mutig anzupacken - auch gegen Widerstände. Leider werden den Worten aber vermutlich erst im Mai 2010 nach der Landtagswahl in NRW Taten folgen. Dabei wäre ihre schonungslose Analyse, die sie gestern angekündigt hat, noch in diesem Jahr so wichtig. Die SPD muss sich an ihre Rolle in der Opposition erst noch gewöhnen. Nachdem Merkel souverän die Krisen-Kanzlerin gab und betonte, dass soziale Einschnitte und Steuererhöhungen falsch seien, fiel Frank-Walter Steinmeier nichts anderes ein, als die alte Platte der sozialen Spaltung aufzulegen, ohne dafür einen Beleg anzuführen. Angela Merkel muss vor dem politischen Mitbewerber in dieser Form keine Angst haben. Wenn sie scheitert, dann nur an sich selbst.
Originaltext: Westfalen-Blatt Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
236025
weitere Artikel:
- Berliner Morgenpost: Die Kanzlerin verzichtet auf Grausamkeiten - Kommentar Berlin (ots) - Zumindest ökologisch gesehen war der Auftritt von Angela Merkel zum Start der neuen Legislaturperiode bemerkenswert. Denn selten zuvor war eine Regierungserklärung aus so viel Recyclingmaterial zusammengestoppelt. Der wohlklingende Fünf-Punkte-Plan birgt Altbekanntes: Krisenreaktion, Bürger mit Staat versöhnen, Demografie, Umwelt, Verhältnis von Freiheit und Sicherheit. Mit diesem Plan hätte jeder Kanzler seit 1949 antreten können. Auch das Ankündigen einer "schonungslosen Analyse" hat man schon mal gehört: Ob Bildung, mehr...
- WAZ: Merkels Regierungserklärung - Etwas konkreter, bitte. Kommentar von Miguel Sanches Essen (ots) - Das heimliche Motto von Angela Merkels Regierungserklärung lautet: Lasst mich mal machen. Wer sich damit zufrieden gab und der Kanzlerin gestern eine Stunde lang im Bummelzug folgte, von Allgemeinplatz zu Allgemeinplatz, hat blindes Vertrauen. Von Merkels "Fünf-Punkte-Plan" sollte man nicht auf ein Konzept schließen. Die Kanzlerin gab dem Bundestag ein "Rätsel" auf, wie die SPD unkte. So weit, so pointensicher. Aber auch die Opposition vermied es tunlichst, das Sudoku-Spiel mit Zahlen zu vervollständigen. Da ist auf beiden mehr...
- WAZ: Wie ein Amt den Mann formt - Außenminister Guido W. Leitartikel von Ulrich Reitz Essen (ots) - Man wird ihn fast schon beschützen müssen, unseren neuen deutschen Außenminister. Der derzeitige Hauptvorwurf gegen Guido Westerwelle zielt auf seine lustvolle Anpassung an den Rest der Welt und an sein neues Amt. Guido ist nicht mehr Guido. Aus dem Provokateur aus elf Jahren Opposition ist binnen Wochen der Anpasser geworden. Gestern im Bundestag war er wieder zu sehen und zu hören, der neue Spitzen-Diplomat. Man stelle sich einen traurigen Moment lang vor, es wäre andersherum gekommen. Und der alte Guido wäre identisch mehr...
- Höhn: Koalition ein "Hühnerhaufen" / Altmaier: "Zückerli" für Interessengruppen normales Phänomen Bonn (ots) - Bonn/Berlin, 10. November 2009 - Die stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Bärbel Höhn, wirft der schwarz-gelben Koalition Zerstrittenheit vor. In der PHOENIX RUNDE (Ausstrahlung heute, 22.15 Uhr) sagte Höhn, die Koalition sei schon jetzt "ein total zerstrittener Hühnerhaufen. Die Regierungserklärung ist noch gar nicht gelesen, da müssen die schon eine Klausur vereinbaren, wo sie die ganzen zerstrittenen Punkte wieder zusammenbringen." Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Joachim mehr...
- WAZ: Ausnahme. Kommentar von Theo Schumacher Essen (ots) - Mit dem "finalen Rettungsschuss", der als "gezielter Todesschuss" einst zu den Aufreger-Themen der Republik zählte, setzt NRW um, was andere Länder längst vollzogen haben. Viel zu lange hat es gedauert, bis Innenminister Wolf sein Polizeigesetz nach monatelangen Widerständen der CDU durchs Kabinett brachte, als weichgespülte Version. Immerhin: Die Regierung gibt Polizisten nun Flankenschutz in lebensbedrohenden Situationen. Sie entschärft ihr Rechtsrisiko. Das heißt nicht, dass der Finger am Abzug künftig lockerer sitzt, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|