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Folgen der S-Bahn-Krise: weniger Zeitkartenverkäufe und mehr Autofahrer

Geschrieben am 12-11-2009

Berlin (ots) - Die Berliner S-Bahn-Krise wird langfristige Folgen
haben, wenn es nicht gelingt, verärgerte Kunden zurückzugewinnen.
Fast jeder zehnte S-Bahn-Nutzer will sich künftig keine Zeitkarte
mehr kaufen, um zur Arbeit zu gelangen. Das sind rund 60.000 Kunden.
Weitere 25.000 wollen in Zukunft statt mit der Bahn mit dem Auto zur
Arbeit fahren. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung
von 1.017 Berlinern und Brandenburgern, die das IGES Institut im
Rahmen einer unabhängigen Studie zu den Folgen der S-Bahn-Krise
interviewt hat.

Dreieinhalb Arbeitstage länger unterwegs

Die Berliner S-Bahn fuhr von Juni bis Oktober stark eingeschränkt
mit reduzierter Flotte, weil an Zügen defekte Bremszylinder und
mangelhafte Räder gefunden wurden. Mitte Dezember will das
Unternehmen nach bisherigen Planungen wieder auf allen Linien zum
regulären Fahrplan zurückkehren. Die Krise hat die Berliner und einen
Teil der Brandenburger massiv getroffen. Das Ausmaß zeigt die
IGES-Studie. Sie beziffert die erlittenen Zeitverluste. Berufstätige
S-Bahn-Nutzer waren pro Monat durchschnittlich neun Stunden, also
mehr als einen Arbeitstag, länger unterwegs, um zu ihrem Job zu
gelangen. Über die gesamte Krisenzeit - für die Studie wurden gut
drei Monate zu Grunde gelegt - mussten sie mehr als 3,5 Arbeitstage
zusätzliche Reisezeit aufbringen. Der finanzielle Wert dieser
verlorenen Zeit lässt sich über das durchschnittliche Netto-Einkommen
der berufstätigen S-Bahn-Nutzer verdeutlichen: für neun Stunden 76
Euro pro Tag bzw. 235 Euro für 3,5 Arbeitstage über den gesamten
Krisenzeitraum.

Höhere Entschädigung gefordert

Verärgert hat die Berliner und Brandenburger in den vergangenen
Monaten vor allem das Gedränge in den überfüllten Zügen und auf den
Bahnsteigen, Unzuverlässigkeit beim Notfahrplan und eine
unzureichende Informationspolitik. Unzufrieden sind die S-Bahn-Kunden
mit dem Entschädigungsprogramm der S-Bahn GmbH. Drei Viertel halten
es für unangemessen und erwarten mehr Ausgleich. Das Programm des
Unternehmens sieht unter anderem vor, allen Jahreskartenbesitzern
einen Monatsbeitrag zu erlassen. Die berufstätigen S-Bahn-Nutzer
fordern hingegen bis zu drei Monate unentgeltliche ÖPNV-Nutzung. 44
Prozent halten es zudem für angemessen, nicht nur
Jahreskartenbesitzern, sondern auch allen anderen S-Bahn-Nutzern
einen Monat lang einen vergünstigten Tarif zu gewähren.

Forderungen nach Entschädigung sind im Vergleich zu den
Zeitverlusten moderat

Mit Blick auf die Forderungen nach mehr Entschädigung kommentiert
der Chef des Berliner Forschungs- und Beratungsinstituts IGES, Prof.
Bertram Häussler: "Die Studie zeigt, dass die Menschen den erlebten
Schaden kompensiert sehen möchten. Die Mehrzahl fordert
Entschädigungen im Gegenwert des Preises von zwei bis drei
Monatskarten und bleibt damit unter dem finanziellen Gegenwert des
erlitten Zeitverlustes, der bei ca. vier Monaten liegt."

CO2-Einsparungen zunichte gemacht

Umweltfolgen lassen sich über das Ausweichen auf andere
Verkehrsmittel in der Krisenzeit zeigen. Fast jeder zehnte
S-Bahn-Nutzer (8,6 Prozent) stieg auf das Auto um. Berliner und
Brandenburger waren so rund 51 Mio. Pkw-Kilometer mehr auf den
Straßen unterwegs. Der dadurch erhöhte CO2-Ausstoß hat die
CO2-Einsparungen zunichte gemacht, die Berliner und Brandenburger
zuvor durch den Kauf von neuen, sparsameren Autos im vergangenen
halben Jahr erreicht haben.

Weitere Folgen der Zugausfälle sind Nachteile für die lokale
Wirtschaft. Sechs Prozent der bei der IGES-Studie Befragten gaben an,
während der Krise verstärkt im Internet eingekauft zu haben. Jeder
Dritte hat Einkäufe aufgeschoben. 40 Prozent haben in ihrer Freizeit
weniger oder verstärkt wohnortnah etwas unternommen.

Über das IGES Institut: Forschen - Entwickeln - Beraten für
Infrastruktur und Gesundheit

Das IGES Institut wurde 1980 als unabhängiges Institut gegründet.
Seither wurde in über 1.000 Projekten zu Fragen des Zugangs zur
Versorgung, ihrer Qualität, der Finanzierung sowie der Gestaltung des
Wettbewerbs im Bereich der Gesundheit gearbeitet. In jüngerer Zeit
wurde das Spektrum auf weitere Gebiete der öffentlichen
Daseinsvorsorge ausgeweitet: Mobilität und Bildung. Das IGES Institut
gründet seine Arbeit auf hohe Sach- und Methodenkompetenz und bietet
in allen Arbeitsgebieten einen breiten Zugang zu eigenen und zu
Datenquellen anderer Institutionen.

Originaltext: IGES Institut GmbH
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/68509
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_68509.rss2

Pressekontakt:
Gisela Angerer
Leiterin Kommunikation
Fon +49 (0)30 230 809 - 341
Fax +49 (0)30 230 809 - 11
presse@iges.de
www.iges.de


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