Mindener Tageblatt: Kommentar zu Gesundheitsreform / Neuer Anlauf mit Rösler
Geschrieben am 12-11-2009 |
Minden (ots) - Von Christoph Pepper Der neue, junge Gesundheitsminister Philipp Rösler hat sich viel vorgenommen. Nicht viel weniger als eine grundlegende Reform des Gesundheitswesens strebt er an. Die hat es auch dringend nötig - seit Langem, und mit zunehmender Dringlichkeit. Wohl kein gesellschaftlicher Bereich in Deutschland ist dichter reguliert, ist von mehr und untereinander meist widerstreitenden Interessen heftiger belagert, ist politisch verminter als das Gesundheitssystem. Sämtliche Vorgängerinnen und Vorgänger Röslers seit den 80er Jahren haben den Gordischen Knoten aus Versicherungsmodell, demografischer Entwicklung, Leistungs- und Vergütungsansprüchen sowie den daraus resultierenden Finanzierungsproblemen nicht durchschlagen können. Eine Gesundheitsreform nach der anderen war doch immer nur wieder ein weiterer, auf die Dauer stets untauglicher Versuch, den Kostenanstieg in den Griff zu bekommen. Nun also Rösler. Erfolg ist ihm zu wünschen, schon aus dem ureigensten Interesse jedes Menschen an einer ebenso leistungsfähigen wie bezahlbaren medizinischen Versorgung. Auf welches Schlachtfeld er sich mit seinen ersten Projekten - Festschreibung des Arbeitgeberbeitrages und vermehrte Kassenfinanzierung durch Steuermittel - begibt, hat ihm die vereinte Opposition gleich eindrücklich mit den unvermeidlichen Klassenkampf-Parolen demonstriert, die in der Gesundheitspolitik schneller als irgendwo sonst zum Totschlagargument herhalten müssen. Dabei ist die Abkoppelung der Beiträge von den Lohnzusatzkosten schon aus arbeitsmarktpolitischer Sicht ein Muss. Ob es tatsächlich gelingen kann, medizinische Leistungsfähigkeit, wirtschaftliche Effektivität und soziale Balance unter einen Hut zu bringen, harrt seit jeher des Beweises. Philipp Röslers neuer Anlauf erinnert an den Mythos des zur unendlichen Wiederholung seiner Mühsal verdammten Sisyphos.
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