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Boersen-Zeitung: Scharfer Wachhund, Kommentar zur Bundesnetzagentur von Brunfrid Rudnick

Geschrieben am 31-07-2006

Frankfurt (ots) - Es sieht so einfach aus: Die Bundesnetzagentur
kürzt die von RWE geltend gemachten Kosten für den Betrieb der
Hochspannungsnetze um 9%, und da das Netzentgelt in Durchschnitt etwa
ein Drittel des Strompreises ausmacht, kommt beim Kunden eine
Entlastung der Stromrechnung um 3% an. Entsprechend würde dann auch
der Stromlieferant beim Ergebnis Federn lassen.

Doch so einfach kann die Rechnung nicht aufgebaut werden. Die
Kürzung der Kosten muss sich nicht zwangsläufig in einer identischen
Absenkung der Entgelte niederschlagen. Da spielen spezielle
Entlastungen für die stromintensive Industrie ebenso mit hinein, wie
die Anschlusssituation des Kunden und die Auslastung des Netzes.
Neben kostensenkenden gibt es auch preiserhöhende Effekte. In dieser
Hinsicht kalkuliert der Regulierer sehr penibel und individuell.

Dennoch hat der unter öffentlichem Erfolgsdruck stehende
Regulierer ein Signal gesetzt. Die Netzbetreiber werden sich nach der
Decke strecken müssen, um die Vorgaben aus Bonn einhalten und die
Einbußen an Ergebnis und Investitionsfähigkeit in Grenzen zu halten.
Die Chancen für Beschwerden gegen die Verfügungen sind zwar schwer
abzuschätzen. Immerhin aber hat das Oberlandesgericht Düsseldorf, das
für alle Beschwerden zuständig ist, nicht nur den Antrag des
Vattenfall-Konzerns auf aufschiebende Wirkung des Bescheids
zurückgewiesen. Es hat zugleich wissen lassen, dass die Beschwerde in
der Hauptsache keine große Aussicht auf Erfolg hat.

Doch der Wachhund über die Stromnetze darf bei aller Genugtuung
über den grundsätzlich preisdämpfenden Einfluss der Regulierung nicht
zu scharf vorgehen. Es darf nicht passieren, dass die Netzbetreiber
lediglich auf den Personalabbau und auf die Beschneidung der
notwendigen Investitionen ausweichen. Das wäre Raubbau an der
Versorgungssicherheit. Nur gut, dass der Regulierer vom nächsten Jahr
an mit dem Übergang auf die Anreizregulierung die Versorgungsqualität
belohnen will.

Die Börse ließ sich von der Reduzierung der Netzentgelte nicht
negativ beeindrucken. Sowohl RWE als auch EnBW lagen über dem
Marktdurchschnitt. Die regulatorischen Risiken waren offensichtlich
sogar noch härter bereits eingepreist, denn im Vorfeld der
Entscheidung waren Kürzungen von 12 bis 15% erwartet worden.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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