Krise sorgt für geringere Bezüge bei DAX-Aufsichtsräten / Towers Perrin-Studie "Aufsichtsratsvergütung DAX" 2009
Geschrieben am 16-11-2009 |
Frankfurt am Main (ots) - Im Zuge der aktuellen Wirtschaftskrise wird die Aufsichtsratsvergütung in den führenden börsennotierten Unternehmen in Deutschland für 2009 deutlich fallen. So gehen die Bezüge der Aufsichtsratsvorsitzenden im DAX durchschnittlich um rund 15% zurück. Basis der Projektion sind Analystenschätzungen zur Geschäftsentwicklung für das laufende Jahr. Selbst im Szenario einer um 20% über den Analystenprognosen liegenden Unternehmensperformance sinkt die Vergütung noch um 8%. Mit einem aktuellen Durchschnittswert von 226.000 Euro pro Jahr bewegt sich die Gesamtvergütung der Aufsichtsratsvorsitzenden im DAX deutlich unterhalb des internationalen Niveaus.
Zu diesen Ergebnissen kommt die Towers Perrin-Studie "Aufsichtsratsvergütung DAX", die 2009 im achten Jahr in Folge die Aufsichtsratsvergütungen der im DAX notierten Unternehmen untersucht. Angesichts der volatilen wirtschaftlichen Entwicklung werden in der Analyse erneut auf Basis verschiedener Szenarien der Geschäftsentwicklung Prognosen für die Entwicklung der Aufsichtsratsvergütung für 2009 ermittelt.
"Der Rückgang in den Bezügen belegt, dass in Deutschland neben der Vergütung von Vorständen auch jene von Aufsichtsräten mit der wirtschaftlichen Entwicklung konform geht. Allerdings ist diese Entwicklung gegenläufig zu dem gerade in der Krise deutlich höheren Arbeitspensum und der zunehmenden Verantwortung der Unternehmenskontrolleure", erläutert Michael H. Kramarsch, Deutschland-Geschäftsführer von Towers Perrin. Joachim Kayser, Partner und Leiter Board Services bei Towers Perrin, prognostiziert: "Insbesondere vor dem Hintergrund der vom Gesetzgeber geforderten stärkeren Haftung der Unternehmenskontrolleure werden wir in den kommenden Jahren steigende Aufsichtsratsbezüge sehen, vor allem im mittleren und unteren Vergütungsbereich."
Sinkendes Niveau bei den Vergütungshöhen, aber weiter große Spreizung
Die durchschnittlichen jährlichen Gesamtbezüge eines Aufsichtsratsvorsitzenden im DAX belaufen sich 2009 auf 226.000 Euro und fallen damit um rund 15% geringer aus als im Vorjahr (266.000 Euro). Auch bei einer 20-prozentigen Überschreitung der Analystenschätzungen sinkt die Vergütung der DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden im Vergleich zum Vorjahr noch um 8% auf 244.000 Euro in 2009. Werden die Analystenschätzungen um 20 Prozent verfehlt, sinkt der Vergleichswert um -21% auf 209.000 Euro. Mit Blick auf die unternehmensspezifische Rangreihe der Vergütungshöhen von Aufsichtsratsvorsitzenden hat sich eine relativ kompakte Spitzengruppe herausgebildet: Siemens (435.600 Euro), E.ON (432.200 Euro), RWE (358.900 Euro), Volkswagen (354.500 Euro), Henkel (324.800 Euro) sowie Daimler und ThyssenKrupp (je 311.000 Euro). Schlusslicht ist mit weitem Abstand Infineon mit ca. 53.600 Euro Jahresgesamtvergütung für den Aufsichtsratsvorsitzenden. Die Spanne von Faktor 8 zwischen den höchsten und geringsten Bezügen hat sich damit deutlich verringert (2008: Faktor 12), ist aber nach Ansicht der Studienautoren noch immer hoch. Ein Vergleich der DAX-Vergütungshöhen auf internationaler Ebene ist aufgrund der unterschiedlichen Governance-Strukturen nur unter Einschränkungen zulässig. Jedoch liegt die durchschnittliche Vergütung eines DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden deutlich unter jener von nicht-exekutiven Managern in der Schweiz (SLI: 763.000 Euro), Großbritannien (FTSE 100: 466.000 Euro) und in den USA (Fortune 500: 413.000 Euro).
Struktur der Vergütung bleibt weitgehend stabil
Wie in den Vorjahren setzen alle DAX-Unternehmen auf eine Festvergütung, wobei Adidas, Daimler und Fresenius Medical Care ausschließlich auf diese Vergütungskomponente setzen. Alle anderen Firmen nutzen auch variable Vergütungselemente, 19 greifen dabei auf kennzahlenbasierte Bemessungsgrößen wie Gewinn pro Aktie, Brutto-Cashflow oder Renditegrößen zurück.
2009 sind drei Unternehmen in den DAX aufgestiegen, die in ihrer variablen Vergütung auf eine Dividenden-abhängige Tantieme setzen: Beiersdorf, Salzgitter und Fresenius SE. Nachdem bei K+S die Gesamtkapitalrendite die Dividende in der variablen Vergütung abgelöst hat, setzen damit wieder 14 DAX-Werte auf eine Dividenden-abhängige Tantieme (2008: 11). Nach Auffassung der Studienautoren wird sich dennoch der Trend zur Abkehr von der Dividende als Bemessungsgrundlage fortsetzen. 2009 hat Siemens eine neue Langfristvergütung mit dreijährigem Bemessungszeitraum eingeführt. Das Unternehmen kam damit vorab dem im August 2009 aktualisierten Aktiengesetz und Deutschen Corporate Governance Kodex nach, der u. a. eine sich am langfristigen Unternehmenserfolg orientierende variable Vergütung (für den Vorstand) fordert. Derzeit beträgt der langfristorientierte Anteil an der Gesamtvergütung im DAX durchschnittlich 15%.
Zukünftig mehr Diversität in den Aufsichtsräten
Insgesamt sind in den DAX-Aufsichtsratsgremien derzeit 513 Mandatsträger tätig. Der Frauenanteil beträgt 13 %, wobei der Anteil der weiblichen Kontrolleure im Arbeitnehmerlager den der Mandatsinhaberinnen auf Kapitalseite deutlich übersteigt (20% bzw. 6%). Hinsichtlich ihrer Nationalität stammen die Aufsichtsräte der DAX-Unternehmen zu mehr als drei Viertel (77%) aus Deutschland. Dieser Wert kontrastiert die Herkunft des Grundkapitals bei in Deutschland börsennotierten Aktiengesellschaften, das zu mehr als der Hälfte (53%) in der Hand ausländischer Investoren ist, insbesondere aus den USA und Großbritannien (jeweils 21%), der Schweiz (14%) und Luxemburg (11%).
Die Studienautoren gehen zukünftig von wesentlich diverseren Aufsichtsgremien aus. Maßgebliche Gründe sind die steigenden Anforderungen an die Qualifikation und Haftung von Aufsichtsräten, der wachsende Einfluss ausländischer Kapitalgeber aber auch das 2009 in Kraft getretene Vorstandsangemessenheitsgesetz (VorstAG), das für Vorstandsmitglieder eine zweijährige Karenzzeit vor dem Wechsel in den Aufsichtsrat des eigenen Unternehmens vorsieht.
Information zur Studie und Bezug
Eine kostenlose Zusammenfassung der Studie kann bei Towers Perrin/ Frau Anna-Maria-Angermann (anna-maria.angermann@towersperrin.com) bestellt werden.
Originaltext: Towers Perrin Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/32201 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_32201.rss2
Pressekontakt: Ketchum GmbH - Julia Kößler - Nymphenburger Straße 86 - 80636 München - Tel.: 089/12445-197 - E-Mail: julia.koessler@ketchum.com
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