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Experten-Tagung des WEISSEN RINGS / Resolution fordert Entschädigung für Stalking-Opfer

Geschrieben am 17-11-2009

Mainz (ots) - Der WEISSE RING veranstaltete am 16. und 17.
November 2009 in Mainz eine Fachtagung, um mit Experten aktuelle und
bedeutsame Fragen für Kriminalitätsopfer zu diskutieren. Das 20.
Opferforum stand unter dem Motto "Stalking - Wissenschaft, Opferhilfe
und Gesetzgebung zum Wohle der Opfer". Dabei gelang es der
Opferschutz-Vereinigung Deutschlands führende Fachleute aus Politik,
Justiz, Polizei, Verwaltung, Medizin, Psychologie und Wissenschaft
zusammenzuführen.

Noch vor zehn Jahren war Stalking in Deutschland ein weitgehend
unbekannter Begriff. Wenn er auftauchte, dann in Verbindung mit
Prominenten, die im "Liebeswahn" verfolgt wurden. Der WEISSE RING
hatte seine jährliche Experten-Tagung bewusst fachübergreifend
angelegt: Sozialrechtliche Folgen für die Opfer von Stalking wurden
ebenso thematisiert wie die Frage nach der Wirksamkeit der
gesetzgeberischen Maßnahmen und deren Auswirkungen auf die Praxis.
Aus dem psychosozialen Bereich wurden Modelle zur Betreuung von
Stalkingopfern sowie Möglichkeiten zur Vermeidung der Eskalation von
Gewalt in Stalkingprozessen vorgestellt und diskutiert. Neben der
Bestandsaufnahme des bisher Erreichten widmete sich das 20.
Opferforum vor allem dem Ausblick, wie Opfern von Stalking
fachübergreifend noch wirksamer geholfen werden kann.

In einer Resolution forderten die rund 110 Teilnehmer aus den
verschiedenen Fachgebieten vereint den Gesetzgeber auf, den
Straftatbestand des Stalkings einem tätlichen Angriff
gleichzustellen. Damit könnten die in ihrer Lebensführung
beeinträchtigen Opfer Leistungen nach dem Opferentschädigungsgesetz
beantragen. Besondere Defizite sehen die Experten, wenn Kinder in das
Stalkinggeschehen einbezogen sind. Der Grundsatz "Kindeswohl geht vor
Elternrecht", den besonders Prof. Dr. Günther Deegner, Vorsitzender
des Fachbeirates Medizin / Psychologie im WEISSEN RING, und der
Bundesvorsitzende der Opferhilfs-Organisation, Prof. Dr. Reinhard
Böttcher, als zentralen Punkt des 20. Opferforums betonten, werde
häufig in der familienrechtlichen Praxis nicht ausreichend
berücksichtigt. Die möglichen psychotraumatischen Folgen für das Kind
seien nicht bedacht, wenn dem Stalker ein umfängliches Umgangsrecht
zugestanden werde und er das Kind so in der Trennung
instrumentalisieren könne.

Der WEISSE RING unterstützt seit 2001 mehrere Forschungsprojekte,
u. a. der Technischen Universität Darmstadt und des Zentralinstitutes
für Seelische Gesundheit Mannheim. Ziel ist es wissenschaftliche
Erkenntnisse sowohl für die weitere gesetzliche Ausgestaltung des
Phänomens Stalking, als auch für Präventionsmodelle und praktische
Hilfsangebote für Stalking-Opfer nutzbar zu machen.

Anliegen des WEISSEN RINGS sei es insbesondere, so
Bundesvorsitzender Böttcher, die Öffentlichkeit für die besonders
belastende Opfersituation zu sensibiliseren. Stalking-Opfer müssen
wissen, dass sie insgesamt ernst genommen werden und Ihnen
vielfältige Angebote zur Bewältigung der vor allen psychischen
Tatfolgen zur Verfügung stehen. Im Aus- und Weiterbildungs-Programm
des WEISSEN RINGS für seine bundesweit mehr als 3.000 Helferinnen und
Helfer ist das Thema fest verankert.

Der WEISSE RING hat seit 1976 mit derzeit 420 Anlaufstellen ein
bundesweites Hilfsnetz für Kriminalitätsopfer aufbauen können. Mehr
als 3.000 ehrenamtlich tätige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen
den Opfern und ihren Familien mit Rat und Tat zur Seite, leisten
menschlichen Beistand und persönliche Betreuung, geben Hilfestellung
im Umgang mit den Behörden und helfen den Geschädigten so bei der
Bewältigung der Tatfolgen. So ist der WEISSE RING seit seiner
Gründung für Hunderttausende von Betroffenen zu einem Rettungsanker
in oft aussichtslos erscheinenden Lebenssituationen geworden.

Resolution des 20. Opferforums des WEISSEN RINGS:

WEISSER RING fordert Opferentschädigung bei Stalking

Stalking ist ein weit verbreitetes Phänomen, das nach heutigen
wissenschaftlichen Erkenntnissen zu erheblichen psychosozialen und
gesundheitlichen Folgen bei den Opfern führt. Zu diesem Ergebnis
kamen namhafte Wissenschaftler und Juristen beim 20. Opferforum des
WEISSEN RINGS unter dem Motto Stalking - Wissenschaft, Gesetzgebung
und Opferhilfe.

In einer Resolution fordern die Teilnehmer des 20. Opferforums den
Gesetzgeber auf, den Straftatbestand des Stalkings einem tätlichen
Angriff gleichzustellen, der einen Anspruch auf Leistungen nach dem
Opferentschädigungsgesetz auslösen kann.

Die Tagungsteilnehmer weisen zudem auf Defizite hin, wenn Kinder
in das Stalkinggeschehen einbezogen sind. Für Prof. Dr. Günther
Deegener, Vorsitzender des Fachbeirats Medizin/Psychologie im WEISSEN
RING und den Bundesvorsitzenden der Opferschutzorganisation, Prof.
Dr. Reinhard Böttcher ein weiteres zentrales Anliegen des 20.
Opferforums.

Der Grundsatz "Kindeswohl geht vor Elternrecht" wird häufig in der
familienrechtlichen Praxis nicht ausreichend berücksichtigt, wenn
auch dem Stalker ein umfängliches Umgangsrecht zugestanden wird.
Dabei werden mögliche psychotraumatische Folgen bei den Kindern
aufgrund der Instrumentalisierung durch den Stalker oft nicht
bedacht.

Die Teilnehmer des 20. Opferforums plädieren nachdrücklich für
eine stärkere Beachtung des Kindeswohls in Forschung, Opferhilfe und
juristischer Praxis.

Gerne stellen wir Ihnen auch Fotomaterial der Veranstaltung zur
Verfügung. Eine Auswahl können Sie bereits jetzt im Internet finden.
Weitere Informationen zum Opferforum und zur Arbeit von Deutschlands
einziger bundesweit tätiger Opferhilfe-Organisation sind im Internet
unter www.weisser-ring.de abrufbar.

Originaltext: Weisser Ring e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6758
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6758.rss2

Pressekontakt:
WEISSER RING e. V.
Referat Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit
Weberstrasse 16
55130 Mainz

Tel.: 06131-8303-38
Fax: 06131-8303-60

E-Mail: presse@weisser-ring.de
Internet: www.weisser-ring.de


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