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aktien-meldungen.de: Hypoport: Vorstandssprecher Prof. Dr. Thomas Kretschmar im Interview

Geschrieben am 17-11-2009

Hamburg (ots) - Hypoport (WKN 549336 / ISIN DE0005493365) ist ein
internetbasierter Finanzdienstleister. Das Geschäftsmodell besteht im
Vertrieb von Finanzprodukten sowie der Bereitstellung eines
B2B-Finanzmarktplatzes für die Vermittlung von Finanzprodukten über
das Internet. Im Interview mit a|m spricht Vorstandssprecher Prof.
Dr. Thomas Kretschmar über das Geschäftsmodell und die
Entwicklungspotentiale von Hypoport.

a|m: Herr Kretschmar, über Ihre 100%ige Tochter Dr. Klein & Co. AG
bedienen Sie den Privatkundenmarkt. Welche Produkte vermitteln Sie
und wie läuft die Vermittlung ab?

Prof. Dr. Thomas Kretschmar: Wir vermitteln alle Finanzprodukte
vom Girokonto über Geldanlagen und Kredite bis hin zu Versicherungen.
Unsere Zielgruppe sind aufgeklärte Kunden, die sich im Internet
informieren und nach Finanzprodukten suchen. Wir leiten diese
Nachfrage in unsere 170 Filialen. Da wir uns nur an Kunden wenden,
die von sich aus einen Bedarf haben, konzentriert sich unsere
Tätigkeit mehr auf die Beratung als auf das aktive Verkaufen. Unsere
Konversionsraten sprechen für dieses Erfolgsmodell.

a|m: Wie läuft das Privatkundengeschäft aktuell? Welche Maßnahmen
sind hier notwendig, um perspektivisch in die Größenordnung einer AWD
vorzustoßen?

Prof. Dr. Thomas Kretschmar: Im Privatkundengeschäft wachsen wir
derzeit im Umsatz und Ertrag trotz Finanzkrise in allen
Produktkategorien. Lediglich im Baufinanzierungsgeschäft leiden wir
momentan unter dem weniger attraktiven Angebot unserer Produktpartner
sowie unter kurzen Laufzeiten. Unser Ertrag ist hier leider an die
Laufzeit gekoppelt, die derzeit ca. um ein Viertel kürzer ist als
noch vor einem Jahr. Wir denken aber nicht, dass diese
Marktbedingungen dauerhaft bleiben.

Um in die Größenordnung der großen Finanzvertriebe vorzustoßen,
ist der weitere Akzeptanzgewinn des Internets verbunden mit einem
Ausbau der Beraterbasis unserer Franchisenehmer entscheidend. In den
nächsten Jahren planen wir hohe zweistellige Zuwächse bei der Anzahl
der Filialen und der Anzahl der Berater.

a|m: Für wann planen Sie, diese Größenordnung zu erreichen?

Prof. Dr. Thomas Kretschmar: Wir wollen 2014 zu den fünf größten
Finanzvertrieben in Deutschland gehören.

a|m: Die Beratungsqualität von Banken und Finanzdienstleistern
wird zunehmend kritisiert. Ist der Vertrieb über das Internet dabei
nicht kontraproduktiv?

Prof. Dr. Thomas Kretschmar: Wir vertreiben ja nicht über das
Internet, sondern gewinnen die Kunden dort. Mit Ausnahme von
einfachen Produkten wie Tagesgeld/Festgeld erfolgt in der Regel ein
ausführliches Beratungsgespräch am Telefon und in der Filiale. Wenn
Sie sich die Ergebnisse von Stiftung Warentest und anderen Testmedien
ansehen, werden Sie feststellen, dass Dr. Klein in fast allen
Produktkategorien Testsieger ist, oder ganz vorne unter den ersten
Plätzen mitspielt. Das liegt daran, dass wir als unabhängiger
Finanzvertrieb nicht unsere Hausmarke verkaufen müssen, sondern für
unsere Kunden aus einem breiten Angebot vieler Banken und
Versicherungen auswählen können.

a|m: Im Bereich B2B betreiben Sie mit EUROPACE die größte deutsche
Transaktionsplattform zum Abschluss von Finanzierungsprodukten. Wie
genau sieht das Geschäftsmodell aus?

Prof. Dr. Thomas Kretschmar: Die Idee unseres Geschäftsmodells ist
es, die komplexen Beziehungsstrukturen und Prozesse des Marktplatzes
für Finanzierungen zu vereinfachen. Wenn beispielsweise 100
Vertriebspartner mit 100 Produktanbietern zusammen arbeiten wollten,
dann müssten sie 10.000 (100 mal 100) Vertragsbeziehungen schließen,
10.000 Schnittstellen für den Datentransfer abstimmen und 10.000 mal
Konditionen verhandeln. Unsere Transaktionsplattform integriert diese
Partner über einen gemeinsamen Marktplatz. So benötigt jeder
Vertriebspartner und jeder Produktpartner nur noch eine
Geschäftsbeziehung zu uns. Die Internet-fähige Software EUROPACE
unterstützt dabei alle Geschäftsprozesse beim Vertrieb von der
Kundenberatung über Vertragserstellung bis zur Provisionsabrechnung
sowie alle Geschäftsprozesse beim Produktanbieter von der
Antragsprüfung über die Angebotsgenerierung bis zum
Vertragsabschluss. Auch die eigentliche Kreditbearbeitung bei Banken
läuft heute in vielen Fällen nicht mehr mit banküblichen
Großrechnersystemen, sondern mit EUROPACE. Da läuft in manchen
Kreditabteilungen nur noch der Internet-Explorer.

a|m: Bei der Immobilienfinanzierung konnten Sie zuletzt gegen den
allgemeinen Markttrend zulegen. Was sind die Gründe hierfür?

Prof. Dr. Thomas Kretschmar: Grundsätzlich gilt in der Finanzkrise
wie auch in guten Zeiten: Das Konzept des Finanzvertriebs ist das
überlegene Geschäftsmodell. Wenn Kunden bei 10 Banken ihren
Produktwunsch nachfragen, macht im besten Fall eine Bank das Geschäft
und 9 Banken erstellen ihr Angebot umsonst. Diese Leerbearbeitung
treibt die Bearbeitungskosten nach oben und macht die Produkte
teuerer. Geht ein Kunde hingegen zu einem Finanzvertrieb, der mit
EUROPACE arbeitet, so wird sein Antrag voll elektronisch gegen die
Regeln von 100 Banken und Versicherungen geprüft. Niemand arbeitet
umsonst. Aufwand entsteht nur für die Bank oder Versicherung, die das
Geschäft auch bekommt. Die Überlegenheit des Geschäftsmodells von
Finanzvertrieben hat dazu geführt, dass diese in Australien, USA oder
Großbritannien bereits mit über 50 Prozent Marktanteil die
Filialbanken verdrängt haben. In Deutschland haben wir gerade erst
angefangen. Die Finanzvertriebe haben hier einen Marktanteil von 20
bis 30 Prozent. Laut unabhängigen Marktstudien soll dieser in 8
Jahren bei 60 Prozent liegen.

a|m: Trotzdem mussten Sie im Rahmen der Q3-Berichterstattung einen
Rückgang beim EBITDA ausweisen, wie passt das zusammen?

Prof. Dr. Thomas Kretschmar: Derzeit investieren wir kräftig in
die Entwicklung einer neuen Plattform. Ca. 100 Softwareentwickler
arbeiten derzeit an EUROPACE 2.

Weiterhin investieren wir in den Aufbau verwandter
Geschäftsmodelle für den Genossenschaftssektor und den
Sparkassensektor. Schließlich kann man EUROPACE nicht nur für die
Integration von Vertrieben und Produktanbietern einsetzten, sondern
auch für die Integration von Bankfilialen und Bankzentralen. Da
derzeit auch immer mehr Sparkassen und Volksbanken Finanzprodukte
verschiedener Verbundunternehmen verkaufen, können kommen die
Vorteile von EUROPACE auch dabei voll zum Einsatz.

Nicht zuletzt bauen wir derzeit eine EUROPACE-Plattform in den
Niederlanden auf. Die Niederlande sind wegen der hohen Eigenheimquote
der drittgrößte Hypothekenmarkt in Europa.

Wir hatten geplant die erhöhten Kosten für diese
Investitionsprojekte durch höhere Umsätze zu kompensieren. Wegen der
veränderten Nachfrage in der Finanzkrise konnten wir aber unseren
Umsatz nur geringfügig steigern.

a|m: Sprechen wir über die Zukunft von Hypoport. In welchem
Bereich sehen Sie das größte Wachstumspotential?

Prof. Dr. Thomas Kretschmar: Dr. Klein hat sein größtes
Wachstumspotential durch den Ausbau der Filialen und der Anzahl der
Berater. Die EUROPACE-Plattform wird in andere Zielgruppen wie
Volksbanken, Sparkassen oder Märkte wie die Niederlande
hineinwachsen. Im Genossenschaftssektor haben wir im vergangenen
Jahr bereits die Zusammenarbeit mit mehreren Volksbanken und
genossenschaftlichen Produktanbietern gewonnen. Zusätzlich wurde in
diesem Jahr eine Kooperation mit den PSD-Banken gestartet. Im
Sparkassensektor haben wir ein Joint Venture mit dem ostdeutschen
Sparkassenverband (OSV) gegründet und wollen mit unseren Partnern
auch Verbände in anderen Regionen überzeugen.

Generell werden Dr. Klein wie auch EUROPACE von der wachsenden
Bedeutung der Finanzvertriebe in Deutschland profitieren.

a|m: Wann ist perspektivisch mit einem Jahresumsatz von 100 Mio.
Euro zu rechnen?

Prof. Dr. Thomas Kretschmar: Von 2004 bis 2008 haben wir unseren
Umsatz von gut 10 Mio. EUR auf über 50 Mio. EUR mehr als
verfünffacht. Diese Wachstumsraten kann man auf Dauer nicht
durchhalten. Eine Verdoppelung auf 100 Mio. EUR sollten wir aber in
den nächsten 3-5 Jahren schaffen.

a|m: Welches Margenniveau streben Sie mittelfristig an?

Prof. Dr. Thomas Kretschmar: Wir hatten in der Vergangenheit schon
EBIT-Margen von über 20% gezeigt. Nach Abschluss unserer
Investitionsprojekte wollen wir da auch wieder hin. Mit gestiegenem
Geschäftsvolumen werden wir dann auch von den Skaleneffekten
profitieren.

a|m: Herr Kretschmar, vielen Dank für das aufschlussreiche
Interview.

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Originaltext: Equity Analyst Ltd.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/75361
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_75361.rss2

Pressekontakt:
a|m Redaktion
Weitere Informationen: www.aktien-meldungen.de
Telefon: 040 4 1111 37 64
www.aktien-meldungen.de ist ein Angebot der Equity Analyst Ltd.


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