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Neues Deutschland: zur Lage in Bolivien

Geschrieben am 07-12-2009

Berlin (ots) - Evo Morales hat die Königsetappe im
Neugründungsprozess Boliviens gewonnen: Mit dem Dreifachtriumph bei
Präsidentschafts-, Parlaments- und Senatswahlen ist der Weg für die
Konsolidierung seines Reformprojekts frei. Und das, nachdem das Land
noch vor einem Jahr dem Bürgerkrieg entgegentrudelte und nur
schmerzhafte Zugeständnisse von Morales und der Bewegung zum
Sozialismus (MAS) an die alte Elite die Verabschiedung der Magna
Charta überhaupt ermöglichten.
Formell war die Neugründung Boliviens mit der Nationalisierung der
Ressourcen, der Landreform und der neuen Verfassung schon Anfang
Februar abgeschlossen. Erst nun aber hat Morales die Mehrheiten im
Parlament und Senat, die es erlauben, den Prozess zu vertiefen. Die
neue Verfassung, die den plurinationalen Charakter Boliviens erstmals
anerkennt, kann nun Realität werden. Quechua, Aymara, Guaranis,
Mestizos, Weiße, Afrobolivianer - auf dem Papier haben alle die
gleichen Rechte, in der Wirklichkeit gilt das noch lange nicht, der
Weg dahin steht nun offen. Denn die alten Eliten sind seit der
Wahlniederlage entscheidend geschwächt. Ein Putsch wie in Honduras
ist in Bolivien unvorstellbar.
Evo Morales kann den Umbau zu einer gerechteren Gesellschaft
fortsetzen. Dass er dabei formal keine Rücksicht mehr auf die
Opposition nehmen muss, ist Vorteil und möglicher Fallstrick
zugleich. Morales ist sich dessen bewusst, hoffentlich auch seine mit
Recht ungeduldige Basis.

Originaltext: Neues Deutschland
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Pressekontakt:
Neues Deutschland
Redaktion / CvD

Telefon: 030/2978-1721


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